Theaterkritik „Schuld und Sühne“: Warum Menschen töten

Foto: Sebastian Hoppe
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Fjodor M. Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“ in der Regie von Sebastian Hartmann im Schauspielhaus.

Fjodor M. Dostojewskis 1866 erschienener Roman „Schuld und Sühne” (in neuerer Übersetzung auch „Verbrechen und Strafe”), spielt in Sankt Petersburg um 1860. Protagonist ist der verarmte ehemalige Jurastudent Raskolnikow (Raskol = Spaltung). Aus einem Überlegenheitsdünkel heraus erschlägt er eine alte Pfandleiherin und deren geistig zurückgebliebene Schwester mit einem Beil und flieht unerkannt. Durch die Theorie von den
„außergewöhnlichen Menschen” die gegenüber „gewöhnlichen Menschen” natürliche Vorrechte besitzen sollen, sieht er seine Tat legitimiert. Obwohl der Ermittlungsrichter Porfirij, der ihn als Schuldigen erkennt, keinen Beweis für den Doppelmord erbringen kann, stellt sich Raskolnikow später der Polizei und wird mit einer achtjährigen Haft in einem sibirischen Arbeitslager bestraft …

Foto: Sebastian Hoppe
Reizüberflutung und gezieltes Unbehagen

Sebastian Hartmanns „Schuld und Sühne”-Inszenierung ist die zweite Dostojewski-Arbeit des Regisseurs nach „Erniedrigte und Beleidigte”. Was Menschen zu Mördern werden lässt, und was dies mit ihnen macht, ist die Frage, der Hartmann anhand des Textes nachgeht, die lineare Romanhandlung ist nicht Ziel der Aufführung. Videoeinblendungen, Musik, Licht und die Performance der Schauspieler sind vielmehr gleichberechtigt. Der Zuschauer erlebt eine überwältigende Reizüberflutung, ein nachhallendes Unbehagen, aber auch einen unvergesslichen Theaterabend mit klarer Anti-Kriegs-Botschaft.

Schuld und Sühne

nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski in der Übersetzung VERBRECHEN UND STRAFE von Swetlana Geier unter Verwendung der REDE ZUM UNMÖGLICHEN THEATER von Wolfram Lotz

Schauspielhaus Dresden, Theaterstraße 2, 01067 Dresden

Spielplan, Karten etc. unter: www.staatsschauspiel-dresden.de

Text: Jörg Fehlisch

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