Genau hinsehen! Diplom- und Jahresausstellungen an der HfBK Dresden

Anne Lippert, Xenobotanika, Fotografie (Ausschnitt), 60x90cm, 2018-2019 (ongoing), Foto Anne Lippert
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Dazu laden die Diplom- und Jahresausstellungen an der Dresdner Kunsthochschule ein. Denn im Kunstbetrieb ist eine Ermattung spürbar.

Das jahrelang forcierte „immer mehr“ fordert seinen Tribut. Mega-Ausstellungen, schnelle Taktungen von Veranstaltungen, Novitätenzwang, Eventcharakter, Wettbewerb um Aufmerksamkeit und das Buhlen um die Gunst der Besucher haben deutliche Spuren hinterlassen.

Die Vertiefung, das Sinnliche, das Haptische, Material fragen, veränderte Zeitwahrnehmung, die Konzentration, die Selbstwahrnehmung sind Aspekte nicht nur des künstlerischen Arbeitsprozesses, sondern werden über die Kunst an das Publikum vermittelt.

Die Digitalisierung hat begonnen in großem Maße unsere Wahrnehmung von Welt zu verändern, was jedoch nicht bedeutet, dass die Bedürfnisse nach analoger sinnlicher Erfahrbarkeit ausgelöscht würden. Die nachwachsende Künstlergeneration ist sich dessen bewusst. Sie selbst wurde seit Kindertagen in diese neue Welt eingewöhnt, sie nutzt die technischen Errungenschaften selbstverständlich und kritisch – ein herausragendes Merkmal, das auch in der Gruppe der jungen Klimaaktivisten erkennbar ist. Diese differenzierte Sicht ist in den Arbeiten der diesjährigen Diplomausstellung wie auch den Jahresausstellungen aller Studiengänge ablesbar.

Fundamentale Fragen der Kunst an Form, Inhalt und Materialien werden ebenso thematisiert wie jene nach den Bedingtheiten der Disziplinen. Die absichtsvolle Verflechtung von Malerei, Grafik, Fotografie, Sound, Texten, Dreidimensionalem und Performativem in einer künstlerischen Position ähnelt der scheinbaren Verdichtung der Welt. Federico Hirschfelds Videoinstallation oder Miriam Schröders multimediale Arbeit thematisieren das Hybride, spiegeln das Interaktive und verweben ganz selbstverständlich die analogen und digitalen Welten.

Theresa Tuffner und Martina Beyer widmen sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise Materialien, Raum und deren Wirkungsweisen. Die Frage nach sinnlicher Erfahrbarkeit und historischen Perspektiven spiegelt sich in der Auseinandersetzung mit der Natur – seit Jahrhunderten eine fundamentale Thematik für die Kunst! Beispielhaft stehen dafür Ruben Müller mit oft surrealen Malereien von Tieren und hyperrealistischen Pflanzenzeichnungen oder Anne Lipperts fotografische Annährungen an botanische Gärten und Gewächshäuser, die nicht nur zurück in die Geschichte blicken, sondern geradezu utopisches Potenzial haben. Introspektion und Selbstbefragung findet sich bei Michaela Solf-Dehnerts Bildern, Anna Kathrina Franz raumbezogenen Zeichnungen und Fotos oder Gyde Beckers multimedialer Installation. Aktuelle internationale Politik machen die Agenten-Comics der Koreanerin Dayong Lee sichtbar. Das Interesse zur Grenzüberschreitung wird auch darin ablesbar, dass dieses Jahr erstmalig eine Diplomandin des Bühnen- und Kostümbildes, Ann-Kathrin Bernstetter mit ihrer installativen Abschlussarbeit in die Diplomausstellung der Bildenden Kunst integriert wird.

Jahresausstellungen

Eröffnung Freitag, den 12.7. um 19 Uhr
Brühlscher Terrasse, Pfotenhauerstraße 81/83, Güntzstraße 34
Bis 20.7. täglich von 11 bis 18 Uhr

Sommerfest

Samstag, den 13. Juli 2019
Ab 16.30 Uhr, „Planeten-Feste” – szenisches Kostümprojekt, inspiriert durch die „Planetenfeste August des Starken“, Labortheater und Innenhof Güntzstraße 34

Diplomausstellung

Eröffnung am Freitag, den 19. Juli um 19 Uhr
Oktogon, Senatssaal, Ateliers.
Bis 1.9.2019, Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

www.hfbk-dresden.de

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