Visionen erwünscht

Dresdner Festspielorchester, Foto: © Sonja Werner
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Am Bauhaus-Jubiläum kommen 2019 auch die Dresdner Musikfestspiele nicht vorbei. Im Programm des Festivals wird dabei explizit nach Visionen gesucht.

Kultur kann visionär sein. Keine Frage. Es gibt Musik oder Werke aus der bildenden Kunst, die ihrer Zeit weit voraus sind. Doch kann Kultur auch für die Gesellschaft visionären Charakter haben? Diese Frage wird 2019 im Programm der Musikfestspiele verhandelt. Ausgangspunkt bei der Findung des Mottos war dabei offenbar eine wahrgenommene Leerstelle. „Was unserer Gesellschaft fehlt, sind Visionen! Kultur, Kunst, Musik können Vorreiter sein und einer Zeit ihren Weg zeigen“, erklärte Jan Vogler bei der Vorstellung des Mottos. Visionär waren auch die Gründerväter des Bauhauses. Ihre Idealvorstellungen einer Synthese von Kunst und Handwerk sowie einer Ästhetik, die sich über die Funktionalität definiert, widersprachen in der Gründungsphase durchaus den damals gängigen Überzeugungen. „Die Idee Stil, Geschmack und Lebensqualität in alle Bereiche des Lebens zu bringen, hat mich immer inspiriert“, sagt Jan Vogler. „Im Festspiel-Jahrgang 2019 ist jedes Konzert separat – und das ganze breitgefächerte Programm – eine Kreation für ein besonders tiefes und visionäres Musikerlebnis, inspiriert von der Vision Bauhaus.

Flirt mit dem Bauhaus

Gilt das Motto der Musikfestspiele normalerweise eher als subtiler Wegweiser ohne große Auswirkungen auf die einzelnen Veranstaltungen, lässt sich in diesem Jahrgang tatsächlich ein visionärer Charakter im Programm nachvollziehen. Ganz konkret näher kommt das Festival dem Bauhaus im Schauspielhaus. Das Bayerische Junior Ballett München bringt in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Berlin das „Triadische Ballett“ in der choreografischen Neufassung von Gerhard Bohner auf die Bühne. Auch wenn jenes berühmte experimentelle Ballett von Oskar Schlemmer niemals an den eigentlichen Bauhaus-Standorten aufgeführt wurde, steht es den Bauhaus-Ideen aber allein schon durch die Formen sprache der Kostüme nah. Der russische Pianist Nikolai Tokarev erinnert darüber hinaus mit Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, begleitet von einer Videoinstallation, an Kandinskys 1928 von diesem Werk inspirierte Inszenierung am Friedrich-Theater Dessau. Auch ein Bauhaus-Moment.

Blues- und Rock-Gitarrist Eric Clapton, Foto: © www.theedgesusu.co.uk
Parade der Weltstars

Eröffnet werden die Musikfestspiele aber vergleichsweise traditionell mit einem Konzert des Starsängers René Pape, der erstmals mit dem Dresdner Festspielorchester unter der Leitung von Ivor Bolton ein Gastspiel in seiner Heimatstadt gibt. Für viele Besucher kommt das Highlight sicher zum Schluss. Gitarrenlegende Eric Clapton wird das Abschlusskonzert am 10. Juni 2019 mit seiner Band in der Dresdner Messe spielen, nachdem eigentlich der Kulturpalast für „Mister Slowhand“ angedacht war. Doch die Nachfrage war so groß, dass inzwischen auch das Konzert in der Messe ausverkauft ist. Dazwischen liegen über 50 Veranstaltungen an 22 Spielstätten, die Musikfreunde mit der Zunge schnalzen lassen. Zu den Höhe punkten zählen die Gastspiele der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim, des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Sir Antonio Pappano, der Wiener Philharmoniker unter Tugan Sokhiev und des Orchesters des Mariinsky-Theaters unter Valery Gergiev. Aber auch weltbekannte Solistinnen und Solisten prägen den Jahrgang. Ob Violinistinnen wie Anne-Sophie Mutter und Lisa Batiashvili oder Ikonen am Piano wie Hélène Grimaud oder Chilly Gonzales: Die Parade an Künstlerinnen und Künstlern bei den Musikfestspielen kann sich auch 2019 sehen lassen.

Chilly Gonzales, Bild: Alexandre Isard
Dresdner machen mit

Ein Wiedersehen gibt es zudem mit dem Format „Dresden singt und musiziert“. Vor der Frauenkirche treten verschiedene Dresdner Chöre sowie die Elbland Philharmonie Sachsen mit beliebten Werken und Weisen auf, wobei die Dresdner herzlich zum Mitsingen eingeladen werden. Gesungen wird unter dem Dirigat des Chordirektors der Staatsoperette Thomas Runge. Und auch die „Klingende Stadt“ kehrt zurück. Zum vierten Mal laden die Organisatoren Profi-, Hobby- und Laienmusikerinnen und -musiker zu einem großen Mitmachprojekt ein, welches das musikalische Potenzial, aber auch Toleranz und Verbundenheit der Dresdner offenlegt. Am 8. Juni sollen die verschiedensten Ecken der Innenstadt zum Klingen gebracht werden. Mitmachen kann jeder, der Freude an der Musik hat, ganz egal ob solo oder im Ensemble, jung oder alt, Profi- oder Laienmusiker, ob im Klassik-, Jazz-, Pop oder Rock- Bereich.  

Dresdner Musikfestspiele 2019

16. Mai bis 10. Juni 2019
56 Veranstaltungen an 22 Spielstätten
www.musikfestspiele.com

Text: Philipp Demankowski

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