Neuinterpretation des Konstruktivismus

Heimo Zobernig, Installationsansicht, Österreichischer Pavillon, 56. Biennale di Venezia, 2015, Archiv HZ, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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Gleich drei Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beschäftigen sich mit dem Erwachen der Moderne in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Bereits in der letzten Ausgabe des Top Magazins stellten wir die Ausstellung „Zukunftsräume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932“ vor, die noch bis zum 2. Juni im Albertinum zu sehen ist und sich unter anderem mit dem Wirken der Dresdnerin Ida Bienert beschäftigt. Für die einflussreiche Sammlerin entwarf der stilprägende niederländische Maler Piet Mondrian den Plan eines Wohnraums, der allerdings nie umgesetzt werden konnte. In der parallel stattfindenden Schwesternausstellung „Demonstrationsräume“ wird der Entwurf nun endlich realisiert. Verantwortlich für die Neuinterpretation ist der Künstler Heimo Zobernig. Der Österreicher, der in den Disziplinen Skulptur, Malerei und Video zuhause ist, sich aber in erster Linie als Konzeptkünstler versteht, hat sich bereits in früheren Projekten mit dem Konsruktivismus auseinandergesetzt. Seit Mitte der 1980er Jahre schon befasst sich Heimo Zobernig mit Raumgestaltung und Displays sowie seit dem Jahr 2000 explizit mit dem Werk Piet Mondrians. Im Lichthof des Albertinum präsentiert er nun die Neuinstallation.

Raum und Kunst neu denken

Doch das Projekt von Heimo Zobernig ist nicht der einzige Ansatz einer Neuinterpretation vergangener Vorlagen. Die Französin Céline Condorelli sowie die Kanadierinnen Kapwani Kiwanga und Judy Radul erproben mit künstlerischen Eingriffen neue Display-Situationen in der Sammlungspräsentation. Damit reflektieren sie Ausstellungsgestaltungen wie den Raum für Abstrakte Kunst von El Lissitzky, der 1926 für die Internationale Kunstausstellung Dresden entstand. Die innovativen Entwürfe des Avantgardisten Mondrian sollten damals eine neue Wahrnehmung des Verhältnisses von Raum und Kunst ermöglichen. Und diese Ideen sind längst nicht überkommen. Bis heute wohnt ihnen das Potenzial inne, neue Denkansätze für Gestaltungs- und Raumkonzepte anzuregen.

Als Abstraktion noch neu war

Thematisch passend ist zudem die Ausstellung „Tendenz Abstraktion – Kandinsky und die Moderne um 1910“, die im Residenzschloss stattfindet und wesentlich vom Kupferstich- Kabinett verantwortet wird. Wassily Kandinsky, der „Erfinder der Abstraktion“, steht dabei im Zentrum der Ausstellung. Rund 80 Werke, darunter Druckgrafiken, Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder, werden vorgestellt. Weitere Positionen kommen vom Blauen Reiter, von der Brücke, aber auch von Lyonel Feininger, Paul Klee, Otto Dix und Oskar Kokoschka.   

Zukunftsräume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932
noch bis 2. Juni 2019, Albertinum

Heimo Zobernig: Piet Mondrian. Demonstrationsräume. Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga, Judy Radul
noch bis 2. Juni 2019, Albertinum

Tendenz Abstraktion – Kandinsky und die Moderne um 1910
noch bis 12. Mai 2019, Residenzschloss

www.skd.museum

Text: Philipp Demankowski

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