Frauenpower bei den SKD

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Direktorinnen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vorgestellt

Es war schon auffällig, dass in den letzten Jahren vor allem Frauen gewählt wurden, wenn es darum ging, einen neuen Direktorenposten bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dres­den zu besetzen. Dahinter steckt wohl kaum eine explizite Direktive, doch ein gutes Signal ist der Trend allemal. Die Variable Geschlecht spielt bei der Neubesetzung jedenfalls offensichtlich keine Rolle. Einzig die Qualifikation der Bewerber ist entscheidend. Dies war letztlich auch der Tenor in den Antritts­interviews, die das Top Magazin Dresden/ Ostsachsen mit den neuen Direktorinnen führte. Wir haben die vier Leite­rinnen gefragt, was sie zum Wechsel nach Dresden motiviert hat, und was sie an dem von ihnen geführten Haus schätzen.

Winter 2014: Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums

„Das Albertinum verfügt über eine der bedeutendsten Samm­lungen Deutschlands, mit Werken von der Romantik über den Expressionismus und die Neue Sachlichkeit bis hin zur Gegen­wart. Und diese gilt es abwechslungsreich in ihrer Fülle zu präsentieren. In der Vergangenheit habe ich im Albertinum wunderbare Ausstellungen gesehen, die es erlaubten, Werke der Sammlung in einem neuen Kontext zu erleben. Die umfassende Ausstellung zu Otto Dix’ Kriegstriptychon beispielsweise hat mich nachhaltig berührt. Es ist hier hervorragend gelungen, dem Besucher ein eigentlich sehr bekanntes, oft gesehenes und häufig reproduziertes Kunstwerk ganz neu und eindringlich zu präsentieren. Oder die Ägypten-Ausstellung, die kürzlich Werke Klees und Slevogts thematisch verband – und die Sammlungs­werke in diesem Kontext ganz frisch und eindringlich ins Zentrum rückte. Ich denke, das ist genau der richtige Weg. Die Kuratoren und Konservatoren haben im Bereich des 19. bis 20. Jahr­hunderts eine hervorragende Arbeit geleistet.“

Winter 2015: Stephanie Buck, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts

„Die Sammlung des Kupferstich-Kabinetts ist mit einer halben Million Werken eine der umfangreichsten der Welt. Sie reicht vom 14. Jahrhundert, als Papier noch ganz neu und sehr wertvoll war, bis heute. Faszinierend und hochaktuell ist die Gegen­über­stellung unserer drei Schwerpunktmedien: die Zeichnung als ganz unmittelbarer Ausdruck künstlerischer Bemühungen und Indi­vidualität sowie die Reproduktions­medien Druck­graphik und Fotografie. All diese Medien haben heute eine enorme Relevanz, die wir mit unseren Mitteln herausstellen wollen. Zeit­ge­nös­sische Kunst ist dabei sehr wesentlich. Das Kupfer­stich-Kabinett hat immer schon zeitgenössisch gesammelt und unser Auftrag ist es auch, das Publikum mit dieser Kunst zusammenzubringen. Ein Museum ist kein Archiv. Das Programm muss sehr ausgewogen sein. Die Ursprünge des jeweiligen Me­diums wollen wir genauso erklären wie die aktuellen Strö­mungen.“

Sommer 2016: Prof. Dr. Marion Ackermann, General­direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

„Die wunderschönen Sammlungen mit ihren weitreichenden historischen Wurzeln und das kompetente Team der 14 Direk­torinnen und Direktoren, mit denen ich künftig zusammenarbeiten darf, sind nur zwei der vielen Gründe, die mich nach Dresden gelockt haben. Auch der hohe wissenschaftliche Standard der SKD und das intensive Gespräch der einzelnen Kollegen mit ihren internationalen Fachkollegen waren für mich Gründe für mein „Bekenntnis“ zu Dresden. Es gibt viele Chancen und Vor­teile dieses Verbundes forschender Museen: Verschiedene Pers­pek­tiven der Fachdisziplinen – Kunst­ge­schichte, Ethno­lo­gie, Volks­kunde, Angewandte Kunst usw. – können auf inspirierende Weise zusammengeführt oder im permanenten internen wie öffentlichen Austausch intensiviert werden. Dies entspricht einem zeitgenössischen Denken! Gemeinsam können bestimmte Prozesse mit großer Kraft angestoßen und beschleunigt werden.“

Herbst 2016: Dr. Julia Weber, Direktorin der Porzellan­sammlung

„Die Dresdner Porzellansammlung ist nicht nur die schönste ihrer Art, sondern auch die aufregendste. Sie entstand aus einer besonderen Leidenschaft Augusts des Starken für dieses exotische Material heraus. Ihre Besonderheit und Stärke liegen im unmittelbaren Nebeneinander fernöstlicher Por­zel­lane aus China und Japan und den ersten europäischen Porzel­lanen aus Meißen. Bis heute ist in der Dresdner Porzellan­sammlung die Dynamik nachzuspüren, die von der Faszi­nation für das Fremde ausging und zu eigenen kreativen, immer ehrgeizigeren Leistungen anspornte. Der Bestand der Porzellan­samm­lung spiegelt bis heute die besonderen Inte­ressen Augusts des Starken und Augusts III. Darin sehe ich seine Besonderheit, und diesen unverwechselbaren Charakter möchte ich stärken. Eine besondere Stärke liegt beispielsweise bei den Meißener Tierfiguren und religiösen Plastiken, die durch überlegte Neuerwerbungen noch ausgebaut werden könnte. Ein Wunsch wäre es auch, Kriegsverluste für die Samm­lung zurückzugewinnen.“     

Informationen zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden finden Sie unter: www.skd.museum                                 

Text: Philipp Demankowski

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