Filmkritik „Ein Gauner und Gentleman“: Der nette Herr Bankräuber

Fotos: © 2018 Eric Zachanowich DCM
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Robert Redfords Schwanengesang „Ein Gauner und Gentleman“ ist kein groß angelegter, aber ein würdiger Abschluss einer beeindruckenden Filmkarriere.

Es soll nun tatsächlich der letzte Film für Robert Redford ein. Und der 82-jährige Ausnahmeschauspieler mit den stahlblauen Augen hätte keine bessere Wahl für seinen Schwanengesang treffen können. In „Ein Gauner und Gentleman“ spielt er den passionierten Bankräuber Forrest Tucker, der als reales Vorbild nach eigenem Bekunden „18-mal erfolgreich und zwölfmal erfolglos“ aus diversen Gefängnissen ausbrach. Regisseur David Lowery inszeniert diese Ausbrüche in einer wunderschönen Montage der Fluchtwege, die gleichzeitig als Tribut an Robert Redford dient, da sie auch Material aus älteren Filmen mit ihm nutzt. Zuvor aber raubt Forrest Tucker als Kopf der „Over the Hill Gang“ gemeinsam mit den auch schon in die Jahre gekommenen Knastkumpeln Teddy (Danny Glover) und Waller (Tom Waits) verschiedene Banken aus, wobei er stets mit einnehmender Höflichkeit agiert. Zwar hat er stets eine Waffe dabei, eingesetzt hat er sie aber noch nie. Ein Stück weit gewinnt der Film seinen Reiz dann auch aus der Frage, ob das alte Kinogesetz, dass, wenn im Film eine Waffe vorkommt, mit dieser auch geschossen wird, einmal keine Anwendung findet.

Keine Krimikonvention

Heraus kommt ein kleiner Arthouse-Krimi, der seine Geschichte in 90 Minuten knapp, aber mit Stil erzählt. So höflich und elegant wie der stets im blauen Anzug gewandete Protagonist Forrest Tucker kenn man auch Robert Redford von seinen öffentlichen Auftritten. Sei es als Gründer des Sundance Film Festivals, der so eminent wichtigen Plattform für Independent-Produktionen, oder als Umweltaktivist. Redford ist wirklich eine Idealbesetzung. Wer allerdings nur an konventioneller Krimikost Gefallen findet, der dürfte mit „Ein Gauner und Gentleman“ seine Probleme haben. David Lowery interessiert sich überhaupt nicht für die üblichen Plotmechaniken in Kriminalfilmen. Weder hält er sich mit dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizisten und Verbrechern auf, noch kann man den Film im Sinne eines Thrillers als besonders mitreißend bezeichnen.

Foto: © 2018 Eric Zachanowich DCM
Stilprägend in allen Belangen

Redfords Gegenspieler ist dann auch nicht wirklich ein Gegenspieler, sondern irgendwann einfach nur noch fasziniert von dessen Persönlichkeit und dessen Attitüde, auf Zwänge zu verzichten und einfach nur das Leben zu leben. Und wenn dann Banküberfälle am meisten Spaß machen, dabei aber niemand verletzt wird, dann soll es eben so sein. Der von Casey Affleck gespielte Detective John Hunt steckt zuvor ein wenig in einer beruflichen Sackgasse. Die Suche nach Forrest Tucker aber erfüllt auch ihn mit neuer Heiterkeit. Da die Handlung Anfang der 80er Jahre spielt, sieht der Film auch so aus, als käme er aus dieser Ära. Die Kamera ist mit ihren Braun- und Gelb tönen komplett der Zeit verhaftet. Auch die Einstellungen und Schwenks könnten aus jener Zeit stammen. Einen stilprägenden Beitrag leistet auch die Musik. Fast jede Szene wird von Klängen untermalt, die auch aus Quincy Jones‘ Soundtrackfabrik stammen könnten. Manchmal meint man gar, der Film dient als Vehikel, als überlanger Videoclip, für den eleganten Jazz. Dem amerikanischen Musiker und Komponisten Daniel Hart gelingt es hervorragend die Atmosphäre des Films in Töne zu übersetzen. Die Zusammenarbeit mit David Lowery ist bewährt, sorgte David Hart doch schon bei dessen Filmen „Elliot, der Drache“ und „A Ghost Story“ für den passenden Soundtrack.

Ein Gauner und Gentleman

Regisseur: David Lowery
Kinostart: 28. März 2019

Text: Philipp Demankowski

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