800 Jahre Radeberg: Feiern Sie mit!
Im Gespräch Gerhard Lemm (SPD), Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Radeberg
Vor 800 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, feiert Radeberg 2019 sein großes Jubiläum. Das ganze Jahr über bieten verschiedenste Veranstaltungen für die Radeberger und ihre Gäste einen Anlass zum Feiern in der Bierstadt. Unbestrittener Höhepunkt werden die Festtage am Himmelfahrtswochenende vom 29.05. bis 02.06.2019 sein. Oberbürgermeister Lemm gab uns im Gespräch Kulturtipps und kulinarische Empfehlungen aus seiner Stadt und erklärt, was Radeberg ausmacht – heute und in Zukunft.
Top: Sehr geehrter Herr Lemm, Radeberg feiert sein 800-jähriges Bestehen. Welche Veranstaltungen sind für die Gäste der Festtage vom 29. Mai bis 2. Juni geplant?
Gerhard Lemm: Es gibt so viele interessante Veranstaltungen, für alle Altersklassen und Interessen ist etwas dabei. Für einen Überblick möchte ich Ihnen die eigens für das Stadtjubiläum erstellte Website www.radeberg800.de empfehlen.
Top: Was sind für Sie persönlich die Höhepunkte?
Gerhard Lemm: Einmalig wird bestimmt die Aufführung von Carl Orffs „Carmina Burana” mit Radeberger Künstlern auf der Bühne am Marktplatz. Insgesamt sind dabei mehr als 100 Darsteller eingebunden. Der große Festumzug mit der Darstellung der Stadtgeschichte wird natürlich ein Höhepunkt am 2. Juni sein.
Top: Eigens für das Stadt-Jubiläum wurde über eine Hymne für Radeberg abgestimmt. Sind Sie glücklich mit der Wahl?
Gerhard Lemm: Ja, sehr. Ich kenne die Hymne „Wir Radeberger lieben …” von Manfred Buttke, die mit deutlichem Abstand gewonnen hat, allerdings schon länger. Eine ältere Fassung des Liedes hatte er vor Jahren für einen Freundeskreis von Radeberger Segelfreunden geschrieben, dem auch ich angehörte. Auf unseren jährlichen Segeltörns haben wir es immer wieder mal gern gesungen, so z.B. in einer kroatischen Hafen-Bar. Das Lied ist auf meiner Hochzeit erklungen, auch auf meinem 40. Geburtstag. Es liegt mir also am Herzen.
Top: Werden Sie die Hymne zur Erstaufführung beim Stadtjubiläum selbst mitsingen?
Gerhard Lemm: Es ist im Gespräch. Manfred Buttke würde sich freuen. Wir müssen sehen, ob es zeitlich passt.
Top: Wie gefällt Ihnen der Jubiläumsbierkrug?
Gerhard Lemm: Er ist sehr wertig in Weiß mit der goldenen Schrift und unserem 800-Jahre-Radeberg-Logo. Es werden davon exakt 800 Stück verkauft. Er ist also sicher eine schöne Erinnerung an das Stadtjubiläum. Alle Verkaufsstellen finden Sie auch auf der Website www.radeberg800.de.
Top: Radeberg ist vor allem als „Bierstadt” bekannt, bietet jedoch eine Menge Kultur und Lebensart. Was sind dabei die Highlights?
Gerhard Lemm: Im Kulturbereich haben wir drei Hauptstandorte: Die große Ev.-Luth. Kirche Radeberg, wo viele Konzerte und Aufführungen für bis zu 500 Besucher stattfinden. Dann natürlich das Museum Schloss Klippenstein, wo Ausstellungen, ein Mittelalterfest, Radeberger Schlossnacht, Konzerte und Lesungen zu erleben sind. Zudem kann es für Feierlichkeiten wie Hochzeiten gemietet werden. Weiterhin ist die Bibliothek mit Lesungen und Kunstausstellungen zu nennen. Auch im Rathaus finden wechselnde Kunstausstellungen statt. Mit dem Rosso-Majores-Preis wird zudem jährlich die Kunst von Schülern gewürdigt. Das privat geführte Radeberger Biertheater als Sächsisches Mundart Theater wird mit einer 98-prozentigen Auslastung vom Publikum angenommen, das ist ein Riesenerfolg.
Top: Radeberg hat eine lange industrielle Tradition, wie steht es heute und künftig um die Wirtschaft der Großen Kreisstadt?
Gerhard Lemm: Wir haben noch immer sehr viele produktive Arbeitsplätze, die alte Tradition der Industriestadt lebt also fort. Die Bereiche Medizintechnik und Life Science bieten weit über 1.000 Arbeitsplätze. Auch der Bereich Automotive-Unternehmen ist sehr stark vertreten. Dazu kommen High-Tech-Firmen – da sind Weltmarktführer dabei – und natürlich die Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Radeberg ist also breit aufgestellt.
Top: Radeberg gilt auch kulinarisch als Stadt der Genießer. Was möchten Sie unseren Lesern besonders empfehlen?
Gerhard Lemm: Am bekanntesten ist natürlich unser Radeberger Pilsner. Immer wieder prämiert wird der Radeberger Bitterlikör, den es bereits seit 1877 gibt, und der ein beliebtes Geschenk ist. Die Spezialitäten der Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch darf man nicht vergessen, ich mag besonders den Lachsschinken. Auch die Käse-Spezialitäten des Traditionsunternehmens Heinrichsthaler gehören unbedingt dazu. Die 1880 gegründete Meierei im Heinrichsthal stellte 1884 den ersten deutschen Camembert her. Sie sehen, aus Radeberg kommt eine Vielfalt kulinarischer Genüsse. Einer Belagerung der Stadt wie im Mittelalter könnten wir also lange standhalten.
Top: Aufgrund der Nähe zu Dresden und der guten Anbindung an das Straßen- und Schienennetz ist die Stadt ein gefragter Wirtschaftsstandort und auch als Wohnort äußerst beliebt. Womit überzeugt Radeberg als Lebensmittelpunkt besonders?
Gerhard Lemm: Alles, was man im Alltag für das Leben braucht, ist fußläufig zu erreichen: Ein Gymnasium, ein Berufsschulzentrum, Einkaufsmöglichkeiten, ein Altenheim, ein Krankenhaus, überhaupt ärztliche Versorgung und kleinteilige kulturelle Angebote. Dann ist Radeberg sehr grün, was durch die aktuelle Aktion „Grünes Band Radeberg” noch weiter verstärkt wird. Es gibt wohl in der ganzen Stadt keine Wohnadresse, von der aus Sie nicht in 10 Minuten im Grünen sind. Und alles, was eine Stadt unserer Größe nicht bieten kann, wie ein großes Opernhaus oder einen großen Zoo, besitzt Dresden in der direkten Nachbarschaft. Wir haben jedoch nicht die Probleme einer Großstadt hinsichtlich Kriminalität etc. und bieten eine Übersichtlichkeit und relative Sicherheit für die Bewohner. Das ist nahezu optimal für die Radeberger.
Top: Wo sehen Sie Radeberg in fünf Jahren? Welche Pläne der Stadtentwicklung werden vorangetrieben?
Gerhard Lemm: Im Wesentlichen gilt es, die Vorteile, die wir haben, zu bewahren und auszubauen. Dabei geht es um eine breite Palette. Nehmen wir das Thema „Grünes Band Radeberg”. Momentan fließt die Große Röder an vielen Stellen durch unser Stadtgebiet, ist aber bislang kaum erlebbar. Das werden wir verändern und den Fluss mit vorhandenen Grünflächen verbinden, um ihn wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Um die Kosten für unsere Stadt dabei im Rahmen zu halten ist es das Ziel, über Fördermittel zwei Drittel der Kosten aus Bundesmitteln finanziert zu bekommen. Ein anderes großes Thema ist die Behindertengerechtigkeit und Inklusion. In manchen Bereichen sind wir so etwas wie die Behindertenhauptstadt Deutschlands. Mit „Kleinwachau – Sächsisches Epilepsiezentrum Radeberg” und dem „Taubblindendienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) e.V.” gibt es gleich zwei bundesweit bedeutsame Behinderteneinrichtungen, wohl einmalig in Deutschland in einer Stadt unserer Größe. Ganz praktisch bedeutet dies, dass wir derzeit z.B. das Schloss behindertengerechter gestalten und mit einem Aufzug versehen. Ein weiteres Projekt ist die Förderschule für geistig Behinderte im Ortsteil Liegau-Augustusbad, wo in umittelbarer Nähe der Neubau einer Grundschule entsteht. Dadurch wächst ein Inklusions-Schulcampus von zwei Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft, die sich gegenseitig unterstützen und durch ein gemeinsames Begegnungszentrum verbunden sein werden. Wo möglich – bspw. in Kunst, Sport oder Werken – ist auch ein gemeinsamer Unterricht geplant.Auch die Bevölkerungsentwicklung behalten wir im Blick. Wir wissen, dass wir in der Südstadt eine relativ alte Bevölkerung haben, Menschen, die dort schon länger als 40 Jahre gern leben und weiter leben wollen. Da müssen natürlich auch dort die Gehwege etc. rollator- und behindertengerecht gestaltet werden.
Top: Haben Sie noch einen persönlichen Wunsch für die Stadt?
Gerhard Lemm: Ich habe mir einen richtigen Brunnen für den Marktplatz gewünscht, aber die Umsetzung ist im Moment zu kompliziert. Soviel ist dabei zu beachten. Der Markt ist eine Veranstaltungsfläche, der damit Raum verloren ginge, wichtige Parkplätze müssten umgeplant und -gestaltet werden, um nicht komplett wegzufallen. Mit dem derzeit möglichen Budget für den Brunnenbau ist dies komplett nicht zu realisieren. Fördermittel bekommen wir im Moment für ein solches Projekt nicht, da der Marktplatz vor 30 Jahren mit Fördermitteln umgestaltet wurde. Daher bleibt der Brunnen vorerst ein Wunschtraum, wir müssen abwarten. Gerade die durch den Brunnen nötige Veränderung der Parksituation müsste wohlüberlegt und gut geplant sein, evtl. wären kostenpflichtige Parkplätze nötig. Die derzeitigen kostenfreien Parkplätze in der Innenstadt bedeuten aber ein Stück weit Lebensqualität für die Bewohner und sind gastfreundlich gegenüber Besuchern. Und Gäste wünschen wir uns natürlich in unserer Stadt.
Top: Vielen Dank für dieses Gespräch.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.radeberg800.de und www.radeberg.de