Lieblingsdings: Architektur aus Leidenschaft

Foto: Konstanze Pohl
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Wenn sie über Architektur spricht, leuchten ihre Augen. Konstanze Pohl nimmt man die Begeisterung für ihren Beruf jederzeit ab.

Mit ihrem Unternehmen, der pohl.projects gmbh, hat sie zahlreichen markanten Gebäuden in Dresden den richtigen Schliff verpasst, wobei sie stets ihrer Philosophie von guter Architektur treu geblieben ist. Auf ihr Konto gehen unter anderem das Wohnensemble Camillo Carré in der Radeberger Vorstadt oder die edle Villa Elysium an den Dresdner Elbhängen. Aktuell realisiert sie den Neubau Lenné-Terrassen an der Gläsernen Manufaktur und die Sanierung einer Villa in Kombination mit einem Neubau in der Dresdner Neustadt. Für unsere Rubrik „Lieblingsdings“ trafen wir uns mit der sympathischen Unternehmerin im Restaurant Elements. Voller Begeisterung sprach sie über ihre Architekturphilosophie und kreatives Arbeiten allgemein, aber natürlich auch über ihr ganz persönliches Lieblingsdings, den Louvre Abu Dhabi. Das Museum in Abu Dhabi, das am 8. November 2017 eröffnet wurde, ist mit dem Pariser Vorbild über eine Kooperation verbunden. Für das Museum entwarf der französische Architekt Jean Nouvel ein neues Gebäude auf der Insel Saadiyat. Dabei bekam er von den arabischen Bauherren den Auftrag, ein Objektensemble zu entwerfen, das moderne Architektur mit der Tradition arabischer Bauten verbinden sollte.

Top: Warum haben Sie sich bei unserer Lieblingsdings-Serie gerade für den Louvre Abu Dhabi entschieden?

Konstanze Pohl: Generell verbinde ich meine Urlaube immer mit Reisezielen, die auch beruflich inspirierend sein können. Abu Dhabi habe ich mir speziell wegen der vielen spannenden Bauprojekte ausgesucht. Als der Louvre Abu Dhabi dann im November 2017 eröffnet wurde, verspürte ich den unbedingten Willen, mir das fertige Gebäude anzuschauen. Ich war schon während der Bauphase mehrmals vor Ort. Für einen Architekten ist es immer spannend, den Entwicklungsprozess zu begleiten. Deshalb gehe ich im Urlaub eben immer mal auf eine Baustelle, selbst meine Kinder begeistern sich dafür.

Top: Und was begeistert Sie aus architektonischer Sicht an dem Objekt des französischen Architekten Jean Nouvel?

Konstanze Pohl: Schon der Fakt ist spektakulär, dass mitten in der Wüste eine solches Projekt realisiert wird. Jean Nouvel hat darüber hinaus eine geniale Architektur umgesetzt, die allein aufgrund der unterschiedlichen Materialwahl und Raumstrukturen Akzente setzt. In Erinnerung bleiben wohl jedem Besucher die gewebten Dachstrukturen. Beeindruckend finde ich auch das Spiel mit Licht und Schatten, das von Planungsbeginn an ein wesentliches Element des gestalterischen Grundkonzeptes war. Dieser sogenannte „rain of light“ (Lichtregen) sorgt für beeindruckende Effekte. Zudem werden viele verschiedene Wasserflächen integriert, was für eine kühlende Atmosphäre sorgt, und das mitten in der Wüste. Die Architektur hat für mich eine beeindruckende Wirkung.

Top: Ein Blickfang sind sicher auch die neben- und übereinander angeordneten Quaderbauten?

Konstanze Pohl: Jeder dieser insgesamt 55 Kuben ist anders gestaltet. Die unterschiedlichen räumlichen Voraussetzungen, die dadurch ermöglicht werden, bieten natürlich auch für die Präsentation der Kunst enorme Möglichkeiten. Die kuratorische Arbeit basiert auf einer Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Frankreich. Schon bei der Planung des Gebäudes und der wissenschaftlichen Konzeption standen die Franzosen beratend zur Seite. Das Museum beeindruckt mich durch die Sammlung bedeutendster Leihgaben aus der ganzen Welt.

Top: Gab es noch andere Projekte in der Region, die Sie begeistert haben?

Konstanze Pohl: Spektakulär finde ich den Neubau des Royal Atlantis Resort, das voraussichtlich nächstes Jahr in Dubai eröffnen soll, übrigens viel beeindruckender als das Schwesterhotel Atlantis The Palm, das ja bereits auf einer der künstlich erschaffenen Palmeninseln in Betrieb ist. Natürlich habe ich mir die Baustelle des Royal Atlantis auch angeschaut. Das Gebäude mit seiner aufsehenerregenden Silhouette hat mich wirklich begeistert. Es hat eine skulpturale künstlerische Wirkung, die keine Grenzen kennt. In Dresden wäre so etwas nicht möglich. Ich könnte mir durchaus vorstellen, auch ein Projekt in Dubai oder Abu Dhabi zu planen.

Fotos: Konstanze Pohl (links), Sandra Popp (rechts)

Top: Was haben Sie für ein Verhältnis zu Ihrem Berufsbild als Architektin?

Konstanze Pohl: Ich liebe, was ich tue. Mein Unternehmen ist für mich eher ein Atelier oder eine Manufaktur als ein Planungsbüro. Architektur ist nicht nur mein Beruf, es ist die Herausforderung, Gebäuden mit bestimmten Funktionen eine künstlerische Gestalt zu geben. Die ästhetische Auseinandersetzung mit Bauwerken aller Art beschäftigt mich auch privat. Da Architektur vorrangig in der optischen Erscheinung wirkt, muss sie sich beweisen, muss sich harmonisch in ihr Umfeld einfügen und die Funktionen wahren. Sie ermöglicht aber auch die Gestaltprägung für ein neues Bild. Ziel ist natürlich, dass die architektonische Umsetzung unserer Ideen die Menschen anspricht. Kunst dagegen ist grenzenlos.

Top: Sie interessieren sich aber auch für andere Kunstgattungen?

Konstanze Pohl: Absolut. Kunst ganz vielseitiger Art ist für mich das Spiel mit Materialien, mit Farbe und mit Oberflächen– vom ersten Gedanken über die Entwicklung bis hin zum fertigen Objekt. Mich fasziniert die absolute Freiheit, die reine Kreativität, die Kunst ermöglicht, egal ob abstrakte oder ganz reale Darstellung. Kunst ist polarisierend: Dem Einen gefällt sie, dem anderen nicht. Kunst ist für mich grenzenlos, man fügt sich keinem Rahmen wie in der Architektur. Ich nehme mir auch selbst gern Zeit für eigene Malerei, Skulpturen und Gestaltung. Saxophon spielen ist ebenso eine meiner Leidenschaften. Neues auszuprobieren und innovativ zu sein, kommt mir auch bei der Arbeit zugute. Deswegen empfinde ich meinen Beruf auch viel eher als Berufung.

Interview: Philipp Demankowski

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