Nicht ohne meine Gegenwart

Saal im Schauspielhaus / Foto: Klaus Gigga
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Im zweiten Spieljahr unter Intendant Joachim Klement wird am Staatsschauspiel Dresden die Kunst des Theaters noch stärker als soziales Labor definiert.

Die ersten Premieren liegen bereits hinter uns. An anderer Stelle in diesem Heft berichten wir über die gelungenen Ver­sionen von „Odysee“, „Wir sind auch nur ein Volk“ und „Ge­ächtet“. Doch auch über diesen ersten Schwung hinaus hat das Staatsschauspiel Dresden im zweiten Amtsjahr von Joachim Klement interessante Pro­jekte in petto. Der in Düssel­dorf geborene In­tendant bewertet sein Premierenjahr explizit als eine Vor­stellungssaison, in der das Dresdner Theaterpublikum das teilweise neu zusammengesetzte En­semble kennen lernen konnte. In der Spielzeit 2018/2019 will man nun aber noch stärker an die Konflikte der Gegenwart andocken. „Das Theater ist ein Labor sozialer Fantasie. Widersprüche und Differenzierung sind seine Natur“, macht Joachim Klement im Spielzeitheft seine Theater­definition deutlich. Dass sich das Theater in Dresden mit seinen Inhalten einmischt, Irritationen schafft und eventuell sogar Initiationen für den Dialog ermöglicht, darf man also auch abseits künstlerischer Diskussionen durchaus erwarten.

Prall gefüllter Premierenreigen

Der Baukasten, mit dem das Staatsschauspiel operiert, um diese Ziele zu erreichen, ist prall gefüllt. Insgesamt zwölf Ur­auffüh­run­gen, davon fünf Auftragsarbeiten und eine deutschsprachige Erst­aufführung gibt es bis zum Juni 2019. Neue Impulse im länderübergreifenden Theater­ge­sche­hen wird man insbesondere bei Fast Forward, dem europäischen Festival für junge Regie, im No­vem­ber erwarten können. Zum zweiten Mal findet das Nach­wuchsfestival in Dresden statt, nachdem es Jo­achim Klement von seiner alten Heimat, dem Theater in Braun­­schweig, mitgebracht hat. Im Pre­mieren­reigen stehen zudem besonders die Gegenwartsstücke mit ausgeprägtem Regionalbezug im Fokus.

Regional- und Klassikerbezug

Bei „Dresden 2029? (AT)“ unternimmt das Team um Regisseur Volker Lösch den Versuch, ein Dresden der Zukunft zu analysieren, das von neonationalen und rechtsextremen Heils­bringern geführt wird. Die Bürgerbühnenproduktion „Früher war alles“ widmet sich unter historischen und gegenwärtigen Vorzeichen dem Wohl und Wehe der Dresdner Vorstadt Freital. Schließlich wird die Crystal-Meth-Warnschrift „9 Tage wach“ des Dresdner Schauspielers Eric Stehfest auf die Bühne gebracht. Aber auch die Theatertradition wird nicht vernachlässigt. So können sich Dresdner Bühnenfans auf respektable Klassikerinszenierungen freuen. Shakespeares „Sommer­nachts­traum“ und Schillers „Ka­ba­le und Liebe“ stehen ebenso auf dem Programm wie die be­reits gestarteten Stücke „Der Untertan“ von Heinrich Mann, Arthur Millers „Tod eines Handlungs­reisenden“ und Dostojewskis „Schuld und Sühne“.                                       

Spielplan, Karten etc. unter

www.staatsschauspiel-dresden.de

Text: Philipp Demankowski

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