Bewegung ist ALLES

Tobias Jantsch, Lavida-Fitness / Fotos: Annett Scholz
0

Mit seinen Studio Lavida Fitness Tobias Jantsch – Zentrum für Gelenk- und Wirbelsäulenrekonditionierung in Kamenz hilft Tobias Jantsch Menschen aller Alters­gruppen, die an Schmer­zen in Gelenken und Wirbel­körpern leiden. Dabei unterscheidet sich sein Ansatz entscheidend von vergleichbaren Einrich­tun­gen, was auch in seiner persönlichen Biografie begründet liegt. In seinem Gesundheitszentrum bekämpft er nicht kurzfristige Symptome, sondern sucht die Ursachen. Im Gespräch mit dem Top Magazin Dresden/Ostsachsen erklärt er die Grundpfeiler seiner Philosophie.

Was machen Sie anders als andere Therapeuten?

Tobias Jantsch: Mich interessiert keine Symptomtherapie. Wer mit Schmerzen zum Arzt geht, bekommt meist eine Tablette verschrieben. Damit ist aber der Weg zur wahren Bekämpfung der Schmerzursachen und damit der Heilung verbaut. Wir analysieren die zugrunde liegenden fehlerhaften Belastungswinkel, Zug­linien und Druckausrichtungen von Muskeln, Sehnen, Faszien, den implementierten Gelenken sowie die Körperstatik, welche durch monotone Belastungs- und Denkmuster sich fehlerhaft ausgeprägt haben. Wir suchen nach den Ursachen für die Proble­me und gehen dagegen an. Dafür brauchen wir am Anfang den Schmerz. Er hilft uns, die Ursachen der körperlichen Dys­balan­cen zu bestimmen. Seit 2013 konnten wir so ca. 300 Menschen, die an Ge­len­ken und Wirbelsäule operiert werden sollten, auch ohne eine Operation helfen.

Inwieweit sind die Ursachen der Begeisterung für das The­ma in Ihrer eigenen Biografie zu finden?

Ich war immer schon begeisterter Leistungs­sport­ler, habe jahrelang Triathlon und auch andere Sportarten trainiert. Eine Verletzung, von der mir die Ärzte sagten, dass mein Knie­gelenk wohl steif bleiben würde, verbannte mich in den Roll­stuhl. Jegliche Hoff­nung, weiter Sport treiben zu können, wurde mir abgesprochen. Nach einer Phase der Frustration und Trauer entwickelte ich das Konzept der Rekonditio­nierung, denn ich konnte und wollte mich nicht mit dieser Diagnose zufrieden geben. Ich las hunderte Bücher zum Thema, lernte den menschlichen Körper kennen und hinterfragte die klassischen Erklärungs­muster. So half ich mir selbst, und entwickelte nach und nach immer spezifischer das heutige Konzept. Wir hören nie auf zu lernen, denn wir müssen uns immer wieder neu auf jedes Schmerz­muster unserer Kunden und Patienten einstellen. Bei unserer Arbeit kann man nicht einfach eine Schablone überstülpen. Dazu hat jeder Patient viel zu unterschiedliche Ein­fluss­faktoren, welche es zu berücksichtigen gilt.

Kam anschließend der Schritt zur Gründung von La Vida, dem Zen­trum für Gelenk- und Wirbelsäulenrekonditionierung?

Da mir zunächst die Finanzierung der Bank fehlte, testete ich den Ansatz im Nebenberuf auf der grünen Wiese. Nach­dem ich viele positive Erfahrungen gesammelt hatte, wagte ich 2014 den Schritt der Gründung von Lavida Fitness Tobias Jantsch als Marke. Das habe ich nie bereut. Mittlerweile kommen Patienten aus ganz Deutschland zu uns. Über Skype haben wir sogar eine Patientin in Übersee behandelt. Die Pläne für die Gründung neuer Lavida-Fitness-Zentren sind bereits aus der Schublade geholt. Als nächstes wird es am Standort Dresden ein Studio geben. Mein Ziel ist es, in jeder deutschen Großstadt ein Zentrum zu etablieren, um somit noch mehr Men­schen zu erreichen. Ich möchte helfen, dass wir unseren Körper mit seinem funktionsübergreifenden Systemen besser verstehen.

Inwieweit werden die Patienten in den Therapieprozess eingewiesen?

Die Aufklärung der Patienten ist entscheidend für den Erfolg. Es ist wenig hilfreich, wenn die Patienten ein- bis zwei- mal in der Woche zu uns kommen, aber nicht verstehen, worum es bei der Rekonditionierung geht. Die Patienten müssen die Lehren schließlich im Alltag anwenden. Ganz wichtig ist vor allem die Ziel­setzung, die immer am Anfang der Partnerschaft steht und das Therapieprogramm bestimmt. Dafür gibt es immer ein ausführ­liches Aufnahmegespräch, denn die Heilung beginnt nicht beim Arzt oder Therapeuten, sondern im Kopf des Patienten. Auch ich musste damals erst im Kopf klar werden,  damit mein Körper folgen konnte. Es geht einfach auch darum, die Verantwortung nicht einfach an einen Arzt oder Thera­peuten abzugeben, sondern sich selbst zu hinterfragen, wie habe ich zu diesem Problem beigetragen, was habe ich getan oder nicht getan. Denn wenn sich mein Denk- und Bewegungs- bzw. Handlungsmuster nicht verändert, ist die Chance gering, nachhaltig schmerzfrei zu werden. Gelenk- und Wirbelsäulen­schäden sind eine Folge von fehlerhaften Bewe­gungs- und Belastungsmustern! Die kann mir kein Arzt nehmen, auch nicht wenn mir ein neues Gelenk eingesetzt wird. In diesem Fall ist vielleicht die Symptomatik abgestellt, die Ursachen jedoch noch lange nicht.

Sie vertrauen auf einen ganzheitlichen Therapieansatz. Was beinhaltet dieser?

Wir haben ein Team von fünf Mitarbeitern, das aktuell rund 150 Patienten im 4/1 oder im 1/1 Prinzip betreut. Vier Patienten auf einen Trainer/Therapeuten oder im Einzel­training je nach Bedarf und Ausgangssituation des Patienten. Dabei kommt es auf die ständige Korrektur der Patienten an. Bei uns gibt es keine Massenabfertigung, sondern ein individuell auf jeden Einzelnen zugeschnittenes Rekonditionierungs­pro­gramm. Ganzheitlich be­deutet bei uns eine ausführliche Ernährungs­beratung sowie mentales und psychologisches Training. Gesprä­che und Behandlun­gen mit Osteopath und Chiro­praktiker gibt es bei uns unter einem Dach. Dadurch vermeiden wir das Scheuklappenprinzip, das leider in der Schulmedizin noch so verbreitet ist. Dort gibt es zwar für alle Bereiche Experten, die aber miteinander nicht kommunizieren. Bei uns wird Inter­subjek­tivität und Ganzheitlichkeit gelebt. Der Patient steht im Mittelpunkt.

Wie sieht das Trainingsprogramm aus?

Unsere Patienten sind für uns keine Nummern, die wir abfertigen. Wir behandeln jeden Patienten individuell entsprechend der körperlichen Konstitution und der Probleme. Um die jeweiligen Anforderungen der Patienten genau zu be­stim­men, wird unter anderem eine Laservermessung des Bewe­gungs­apparats durchgeführt. Dabei geht es um die Körperstatik. Unser Körper arbeitet ausschließlich über und mit Winkeln. Die Analyse dieser Daten bestimmt das Behandlungsprogramm. Wir setzen entweder auf Personal Training oder ein Kleingruppen­training, bei dem ein Trainer vier Patienten mit ähnlichen Problemen coacht. Dabei versuchen wir, eben keinen ,,Gerätepark” für das Training einzusetzen, sondern arbeiten mit den Körper selbst. Trainings- oder Kraftgeräte isolieren Muskeln aus ihrer Funktions­kette. Jedoch arbeitet nichts in unserem Körper isoliert. Zuerst müssen Gelenke und Wirbelsäule von fehlerhaften Zügen und Druckaus­richtungen freigestellt werden, bevor wir über funktionsübergreifendes Training die Muskulatur kräftigen. Wer das nicht berücksichtigt, wird immer Druck gegen Duck und Zug gegen Zug arbeiten lassen. Somit spielt man mit dem Schmerz Ping Pong. Alle Anwen­dungen finden in unserem Studio statt, das erst kürzlich um einen Be­hand­lungsraum und eine Kletter­wand erweitert wurde. Zudem gehen alle meine Mitarbeiter jährlich obligatorisch zu Wei­ter­bil­dun­gen.

Was genau macht denn Ihren Trainingsansatz aus? Rekondi­tio­nierung ist ein Schlagwort, das immer wieder fällt.

Dahinter steckt ein einfaches Prinzip: Die angeborenen, richtigen Bewegungsmuster müssen wieder hervorgeholt werden. Das ist ein Prozess, bei dem man den Schmerz erst einmal annehmen muss, bevor man ihn abstellen kann. Unser Körper ist nicht für monotone und immer gleiche Bewegungs­muster ge­macht. Dadurch entstehen muskuläre Dysbalancen. Die Mus­keln verkürzen und werden aus ihrem ursprünglichen Funktions­zusammenhang gerissen. Es ist auch ein absoluter Irrglaube, dass man sich bei Schmerzen hinlegen soll. Unsere Muskulatur braucht die richtige Bewegung. Bewegung ist der zentrale Stimulus für das Leben. Mein Ziel ist es, die Menschen über ihren Körper aufzuklären, damit sich ihre Lebensqualität verbessert. Dafür wünsche ich mir, dass die Patienten mir ihr Vertrauen schenken und offen kommunizieren. Von Arthrose über Band­schei­ben­vorfälle (die alle operiert werden sollten!) bis hin zu Wirbelkanalstenosen oder Tennis­ellenbogen konnten wir bereits vielfach beweisen, das unser Konzept aufgeht. Es ist eigentlich ganz einfach – wir müssen nur auf unseren Körper hören und ihn achten. Wenn wir das tun, belohnt er uns mit gesteigerter Lebens­­qualität.                           

Lavida-Fitness, Tobias Jantsch
Zentrum für Gelenk- & Wirbelsäulenrekonditionierung
Fichtestraße 7, 01917 Kamenz, Telefon: 0172 346 14 94
www.lavida-kamenz.de

Text: Philipp Demankowski

Sie interessieren Sich möglichweise auch für:

X