Das Besondere im Alltäglichen – Fred Stein-Ausstellung

Fred Stein, Brooklyn Bridge Walkway, New York, 1944 (Ausschnitt)
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Im Stadtmuseum setzt die Ausstellung Fred Stein. Dresden – Paris – New York dem Pionier der Kleinbildfotografie ein Denkmal.

Das Stadtmuseum Dresden erinnert an das Leben und Werk des 1909 in Dresden geborenen und hier aufgewachsenen Alfred ‚Fred‘ Stein, der 1933 vor der nationalsozialistischen Diktatur ins Exil fliehen musste. Zunächst in Paris und ab 1941 in New York, wo er 1967 verstarb, offenbarte sich das große fotografische Talent des angehenden Juristen. Mit seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen beider Metropolen und Porträts berühmter Zeitgenossen hinterließ er nicht nur ein bemerkenswertes fotografisches Oeuvre, sondern auch ein bewegendes Zeugnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Anhand von zahlreichen Fotografien und privaten Dokumenten würdigt die Ausstellung sein vielseitiges fotografisches Schaffen, das ihn als einen der bedeutendsten Vertreter der Straßen- und Porträtfotografie seiner Zeit auszeichnet.

Bewegte Biografie

Der Sohn des Rabbiners Leopold Stein und Eva Wollheim Stein schloss sich im Alter von 16 Jahren in Dresden den Sozialisten an. 1933 beendete er das Jurastudium an der Universität Leipzig. Noch Anfang des Jahres, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, verteilte er vom Fahrrad aus antifaschistische Flugblätter. Nachdem der Druck immer größer wurde, verließ er die Stadt aber noch im selben Jahr in Richtung Paris. Als Vorwand nutzte er seine Hochzeitsreise mit der frisch angetrauten Frau Lilo. Bewaffnet mit einer Kleinbildkamera der Marke Leica, die sich das Ehepaar Stein gemeinsam zur Hochzeit schenkte, gab er den Menschen in Paris in den Folgejahren in seinen Fotografien ein Gesicht. Seine Wohnung wurde zum beliebten Treffpunkt deutscher Exilanten. Zu seinen Porträtmodellen zählen dann auch Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Hannah Arendt und Arthur Koestler. Da ihm die Arbeit als Jurist verwehrt war, vertiefte er sich in den Folgejahren immer mehr in die Kunst der Fotografie.

Milieustudien im Bild

Nach einer kurzeitigen Internierung als „feindlicher Ausländer“ gelang ihm nach Kriegsbeginn die Flucht über Marseille nach New York. Die Riege der prominenten Portraitmotive wuchs in der Stadt, die niemals schläft. Unter anderem fotografierte er Norman Mailer, Marc Chagall oder Georgia O’Keeffe. Besonders respektiert wird Fred Stein aber für seine Milieu- und Sozialstudien. So lichtete er Armut und das einfache Leben in der Stadt ab, zeigte Straßenarbeiter, Verkäufer, Obdachlose und Familienszenen. Dabei legte er stets ein besonderes Talent an den Tag, das Besondere im Alltägliche zu finden. Wer sich nach der Ausstellung im Stadtmuseum noch weiter mit dem Werk des Fotografen beschäftigen möchte, dem sei der Besuch des Kupferstich-Kabinetts empfohlen, in dem in der Schau „Fred Stein. Modern Times“ rund 30 Originalabzüge gezeigt werden.

Fred Stein. Dresden – Paris – New York

28. April bis 7. Oktober 2018
Stadtmuseum Dresden
www.museen-dresden.de

Text: Philipp Demankowski

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