Ein Dresdner Künstler

Bernhard Kretzschmar, Im Café, 1925, Öl auf Leinwand, 68 x 96,5 cm, Lindenau-Museum Altenburg, © VG Bild-Kunst Bonn, 2018
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In der Städtischen Galerie würdigt die Ausstellung „Bernhard Kretzschmar. Deutung des Daseins“ eine der markantesten Künstlerpersönlichkeiten der Stadt.

Fast ein dreiviertel Jahrhundert trug Bernhard Kretzschmar wesentlich zum Gesicht der Dresdner Kunst bei. Er schuf ein umfangreiches grafisches Werk, prägte die koloristische Seite der Dresdner Malerei der Neuen Sachlichkeit und entwickelte sie auch in seinem Spätwerk weiter. Er mischte sich schon früh in öffentliche Diskurse und ins kulturelle Tagesgeschehen ein, wobei er immer um die „Kunst als aufbauende, erhaltende Kraft“ bemüht war. In diesem Sinne war er gegen jedwede Instrumentalisierung von Kunst für soziale oder politische Zwecke, was ihn nicht daran hinderte, kulturpolitisch zu wirken und sich für die Qualität der Kunst einzusetzen. Er gehörte zum Stadtbild, wenn er in seiner hageren Gestalt im Blau mann und mit Baskenmütze mit Pinsel und Palette an der Feldstaffelei vor seinen Motiven stand oder im Lodenmantel mit der Mappe unter dem Arm auf dem Weg zur Akademie war.

Zwischen Impressionismus und Expressionismus

Die Ausstellung würdigt nun das Lebenswerk des Künstlers Bernhard Kretzschmar. Betrachtet wird sein ganzes Schaffen von den Anfängen um 1915 bis in die späte Zeit um 1970. Dabei konzentriert sie sich auf die Malerei und das druckgrafische Schaffen. Zwei kleinere Werkgruppen bilden den Auftakt der Ausstellung. Die erste zeigt Kretzschmars spätimpressionistische Anfänge, seine Hinwendung zur Landschaft in Alla-Prima-Malerei und zum Porträt, die deutlich unter dem Einfluss seiner Lehrer Robert Sterl und Carl Bantzer stehen. Die zweite Gruppe wiederum wirft ein Licht auf die kurze nach-expressionistische Phase in der Dresdner Kunst, die auch Kretzschmar um 1919 erfasste. In dieser Zeit widmete er sich in der Grafik biblischen und literarischen Themen. In der Malerei treten neben dem Porträt auch existenzielle Themen wie Geburt, Gewalt oder Flucht hinzu.

Strenge Bildkomposition und dichte Farbtextur

Nach 1920 besinnt sich Kretzschmar in der Grafik vor allem auf die Kaltnadelradierung und in der Malerei kommt er zu einer aus Farben bauenden Bildstruktur. Das Licht und die Helligkeit spielen zwar auch hier eine gewichtige Rolle, die Kompositionen aber sind weit entfernt vom Impressionismus. Die Farben sind vielmehr streng gesetzt. Den Duktus, den Kretzschmar hier findet, wird er Zeit seines Lebens beibehalten und weiterentwickeln. Dieser großen Werkgruppe ist der Hauptteil der Ausstellung gewidmet. Die Ausstellung zeigt Kretzschmar als einen Künstler, der Landschaft und Architektur, aber auch Erzählerisch-Situatives oder Atmosphärisches einer strengen Bildkomposition und dichten Farbtextur aus Skalen von Blau und Grau, Rosa und Weiß, Braun und Grün unterzuordnen wusste. Er gehört seit den 1920er Jahren fest zum Kanon der Dresdner Kunst und hat ihr eine unverwechselbare persönliche Seite hinzugefügt.

Bernhard Kretzschmar. Deutung des Daseins.

10. Februar bis 13. Mai 2018
Städtische Galerie Dresden
Wilsdruffer Straße 2
01067 Dresden

www.galerie-dresden.de

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