Rettet die Ozeane!
Mit Unterstützung ihres Professors Eberhard Görner setzt die Medieninformatik-Studentin Franziska Glückstein das Erbe von Elisabeth Mann Borgese – Botschafterin der Meere – fort. Der Dokumentarfilm „Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen“ ist dabei gleichzeitig ihre Bachelorarbeit.
Der Satz könnte nicht wahrer sein: „Die Meere sind der Spiegel unserer Seele, deshalb müssen wir die Meere retten, wenn wir uns selber retten wollen“, so zitiert Filmemacher Eberhard Görner die Meeresaktivistin Elisabeth Mann Borgese. Und unser Seelenheil ist stark bedroht. Denn den Ozeanen geht es schlecht. Massentourismus, Überfischung und Verschmutzung haben die Meere aus dem ökologischen Gleichgewicht gebracht. Sowohl die Wassertemperatur als auch die Meerestemperatur steigen beunruhigend hoch an. Gleichzeitig entstehen sogenannte Todeszonen ohne oder mit wenig Sauerstoff, in denen Fische, Krabben und Muscheln nicht überleben können. Die Aufklärung über diese Zusammenhänge wurde für Elisabeth Mann Borgese zur Lebensaufgabe. Bis zu ihrem Lebensende 2002 machte sich die jüngste Tochter von Katja und Thomas Mann unermüdlich für die Rettung der Ozeane stark. Der in Bad Freienwalde lebende Dramaturg, Autor und Filmregisseur Eberhard Görner portraitierte das Engagement der „Botschafterin der Meere“ 1997 im gleichnamigen Dokumentarfilm. Anlässlich des 100. Geburtstags von Elisabeth Mann-Borgese wurde das Portrait im April 2018 im Filmtheater Bad Freienwalde neu aufgeführt.
Junge Mitstreiterin
Der Regisseur Eberhard Görner hat sich schon früh mit den Gefahren ungebremster Meeresverschmutzung auseinander gesetzt. „Das Thema ist einfach so wichtig. Es betrifft uns alle. Trotzdem meint man, dass es bei vielen Menschen in unseren Breiten noch gar nicht als Problem wahrgenommen wird“, meint der Filmemacher, der einst den Polizeiruf 110 mitbegründet hatte.
Mit Franziska Glückstein hat Eberhard Görner nun eine starke Mitstreiterin gefunden, die zur öffentlichen Sensibilisierung der Gefährdung der Meere wesentlich beitragen kann. Ihr Ventil dafür ist ihr Dokumentarfilm „Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen“, gleichzeitig ihre Bachelorarbeit. Die Studentin der Medieninformatik hat das Thema in Abstimmung mit Prof. Dr. Jens Schönthier und Prof. Eberhard Görner gewählt, welcher an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden bereits 1998 zum Honorarprofessor für Bewegtbildmedien berufen wurde. „Ich wollte mich bei meiner Abschlussarbeit unbedingt mit dem Medium Film auseinander setzen“, erklärt die Studentin und betont aber gleichzeitig, dass sie sich auch schon vor Projektbeginn stark mit dem Meeresschutz beschäftigt hat.
Bis zur Atlantikküste
Inzwischen ist der 45-minütige Film fertig und liegt in der finalen Fassung vor. Vorausgegangen war eine gut halbjährliche Produktionszeit, an deren Anfang Franziska Glückstein drei Wochen lang mit einer Freundin und ihrem Auto durch Europa kurvte. Bis zur Atlantikküste führte der Weg. Sie besuchte die Fischer vor Ort und lernte die Menschen kennen, die von der Meereswirtschaft leben. Auch dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel stattete sie einen Besuch ab. Insgesamt konnte sie sechs Interviewpartner vor die Kamera locken, die bereitwillig ihre Einschätzung zu Gefahren und möglichen Rettungsmaßnahmen äußerten. Ganz bewusst knüpft Franziska Glückstein dabei an die Dokumentation über Elisabeth Mann-Borgese von 1997 an, wie man schon am Titel merkt. Schaut man beide nacheinander, zeichnet sich mitunter ein verheerendes Bild. In den letzten 20 Jahren ist die Situation jedenfalls nicht besser geworden.
Filmisches Mammutprojekt
Während sie Kamera- und Lichtequipment von der HTW kostenfrei ausleihen konnte, musste sie Transport- und Übernachtungskosten selbst finanzieren. Sowohl Kamera als auch Drehbuch und Schnitt lagen allein in der Hand von Franziska Glückstein. „Sie hat mit dem Film wirklich ein Mammutprojekt bewältigt. Dabei hat sie ein erstaunliches Talent bewiesen“, attestiert Prof. Eberhard Görner seiner Studentin. Allen Widrigkeiten beim Produktionsprozess zum Trotz will Franziska Glückstein den eingeschlagenen Weg fortführen. Sie hat Feuer gefangen. Nach dem Abschluss möchte sie in der Filmwirtschaft arbeiten. Eine gute Referenz kann sie mit ihrem Abschlussfilm ja schon vorweisen. Dieser soll nun natürlich auch gezeigt werden, z.B. im November 2018 auf dem Biberacher Filmfestival. Schon vorher kann man den Film im Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel sehen.
Dank des freundschaftlichen Verhältnisses zu Prof. Eberhard Görner ist es gelungen, für den Film den renommierten Schauspieler Christian Steyer sowohl als Sprecher als auch als Komponist zu gewinnen. Im Interview erklärt der Darsteller, warum er sich für das Projekt so stark und im Übrigen auch unentgeltlich engagiert.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Prof. Eberhard Görner?
Christian Steyer: Prof. Eberhard Görner und ich kennen uns schon seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Kennen gelernt haben wir uns über eine gemeinsame Freundin: die französische Chanson-Sängerin und Auschwitz-Überlebende Fania Fénélon, die eine Zeit lang in der DDR lebte. Seitdem treffen wir uns regelmäßig und informieren uns gegenseitig über unsere Projekte.
Warum ist das Projekt von Franziska Glückstein für Sie so interessant gewesen? Warum liegt Ihnen das Thema so sehr am Herzen?
Christian Steyer: Auf das Thema Meer kamen wir bereits vor vielen Jahren zu sprechen, als Prof. Görner seinerzeit einen Film über Elisabeth Mann-Borgese realisierte. Es freut mich sehr, dass Franziska Glückstein dieses Thema nun wieder aufgreift. Für mich ist der Umgang mit unseren Gewässern ein Beispiel dafür, dass wir Menschen den Blick für das große Ganze verlieren. Wir realisieren die natürlichen Kreisläufe nicht mehr, was fatale Folgen für uns haben wird.