Tradition mit Zukunft – Die Manufaktur MEISSEN heute
Die Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen steht seit über 300 Jahren für exzellente Handwerkskunst und ist weit mehr als ein Traditionsunternehmen – sie ist kulturelles Erbe, wirtschaftlicher Motor und Designmarke mit internationaler Strahlkraft. Geschäftsführer Dr. Tillmann Blaschke spricht über das Spannungsfeld zwischen Historie und Moderne, neue Kollektionen und MEISSENs Weg in die Zukunft.
Herr Dr. Blaschke, welchen Stellenwert hat MEISSEN heute für Stadt und Region?
MEISSEN ist identitätsstiftend. 1710 wurde hier die erste Porzellanmanufaktur Europas gegründet – auf der Albrechtsburg, mitten in Meißen. Die Marke hat weltweite Bekanntheit erlangt und trägt den Namen der Stadt in die Welt. Dieses Erbe ist für die Region nach wie vor ein bedeutender kultureller und wirtschaftlicher Faktor.

Was erwartet Besucherinnen und Besucher vor Ort?
Dr. Blaschke: Unsere Erlebniswelt bietet einen faszinierenden Einblick in die Herstellung des Porzellans – ob bei einer Tour durch die Live-Produktion oder durch die spannende Schauwerkstatt. Dazu kommen ein grandioses Museum, Flagship Store, DIY-Workshops und Gastronomie. Der Besuch ist ein echtes Gesamterlebnis.
Wie wirkt sich MEISSEN auf die regionale Wirtschaft aus?
Dr. Blaschke: Wir sichern rund 500 Arbeitsplätze – konstant trotz Branchenherausforderungen. Dazu kommen jährlich bis zu 200.000 Besucher, etwa die Hälfte aus dem Ausland. Das schafft natürlich eine enorme touristische Wertschöpfung – geschätzt über 20 Millionen Euro jährlich für die Region.
Wofür steht die Marke MEISSEN heute?
Dr. Blaschke: Wir stehen bewusst in der Spannung zwischen Tradition und Innovation. Unser Verständnis von Tradition ist dabei nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Genau daran arbeiten wir – wir investieren in die Modernisierung der Marke und stärken unsere Relevanz in der Gegenwart. Unsere Designs entwickeln sich kontinuierlich weiter. Wer unsere Stores oder unseren Webshop besucht, sieht sofort, wie zeitgemäß MEISSEN heute ist – ästhetisch, hochwertig, international begehrt.
Was bringt das Frühjahr 2025?
Dr. Blaschke: Wir freuen uns sehr darauf! Die Porzellanwelt wird wieder bunter – und das passt perfekt zu unserer Expertise in der Porzellanmalerei. Wir bringen eine neue Kollektion unter dem Leitgedanken „Urban Colors meet Heritage“. Traditionelle Dekore wie das berühmte Zwiebelmuster treffen auf neue Farbwelten: Gelb, Grün, Orange – das ist ein völlig neuer Blick auf bekannte Klassiker. Und keine Sorge: Wer das klassische Weiß liebt, wird weiterhin bei uns fündig. Dabei geht es um Erweiterung, nicht um Ersatz.

Gibt es neue Kooperationen?
Dr. Blaschke: Ja, unter anderem setzen wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem in Pirna geborenen Künstler Michael Möbius fort, der für uns eine einzigartige Büste geschaffen hat, nach Marilyn Monroe folgt nun Audrey Hepburn als Motiv. Auch mit Westwing wird es neue Projekte geben. Weitere spannende Kooperationen mit sächsischen Partnern sind geplant.
Wie wichtig ist der internationale Markt?
Dr. Blaschke: Extrem wichtig – 50 Prozent unseres Umsatzes machen wir im Ausland. Besonders gefragt sind unsere Produkte in Asien und Europa. Expansionspläne haben wir für die USA und die Golfstaaten. Auch dort schätzt man deutsche Handwerkskunst besonders.
Welche Rolle spielt Innovation?
Dr. Blaschke: Technologie ersetzt bei uns kein Handwerk, sie ergänzt es. In Produktion, Logistik, Kommunikation und Design nutzen wir digitale Tools – auch Künstliche Intelligenz. Wir setzen bewusst auf Zukunftsthemen, ohne unsere handwerkliche Seele zu verlieren.
Interview: Sabine Dittrich