Religion, Erinnerung & Gedächtnis
„Fragmente der Erinnerung. Der Schatz des Prager Veitsdoms im Dialog mit Edmund de Waal, Josef Koudelka und Julian Rosefeldt” in der Kunsthalle im Lipsiusbau
Im Zentrum der Ausstellung steht der über Jahrhunderte gewachsene Reliquienschatz des Prager Veitsdoms, eine der bedeutsamsten Sammlungen von Belegstücken des Glaubens. Erstmalig wird der Domschatz außerhalb seines ursprünglichen Bestimmungsortes präsentiert. In Dresden werden 125 mittelalterliche und frühneuzeitliche Reliquiare gezeigt. Ergänzend zu der Ausstellung werden Exponate im Grünen Gewölbe inszeniert, die gemäß ihrer Entstehungszeit oder Funktion einen engen Bezug zur Prager Domschatzkammer aufweisen. Elf ausgewählte Kunstwerke ergänzen hier zusammen mit der zeitgenössischen Installation von Olaf Nicolai die Ausstellung im Lipsiusbau.
Darüber hinaus eröffnen drei zeitgenössische Künstler mit ihren unterschiedlichen Ansätzen zusätzliche Perspektiven zum Thema. Das keramische Werk des Künstlers Edmund de Waal (1964) schafft Räume für Meditation und Reflexion. Dabei begreift er seine Objekte als Zeugnisse von Geschichten: In dem Projekt „Irrkunst“ bezieht er sich auf den deutschen Denker Walter Benjamin und dessen Umherschweifen als Flaneur und sein Interesse an den unzähligen kleinen Dingen der Welt. Großformatige Fotografien von Josef Koudelka (1938) bilden dazu einen Kontrast. Sie zeigen die durch die Errichtung der Mauer zwischen Israel und der palästinensischen Westbank zerschnittenen Landschaften – eben jener Region, in der die drei großen monotheistischen Weltreligionen ihre Wurzeln und sakralen Stätten haben.
Der Film „In the Land of Drought“ von Julian Rosefeldt (*1964) verwendet verlassene Filmkulissen, um Erinnerungen an die biblische Vorgeschichte und die Entwicklung der Menschheit, vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika, wachzurufen. Weiterhin wendet sich der Film den Spuren der industriellen Vergangenheit Mitteleuropas zu. Der Film ermöglicht es, die aktuellen Sorgen um Kulturzerstörung, Umweltschäden und Klimawandel einzufangen.
Vervollständigt wird dieses Ensemble durch eine für das Publikum nutzbare Bibliothek als einen Ort, an dem die Gedächtnisspuren der menschlichen Zivilisation aufbewahrt und aufgearbeitet werden – auch wenn sie notwendigerweise fragmentarisch bleiben. Den Kern der ausgestellten Bücher bildet die erhaltene Gelehrtenbibliothek des großen Mittelalterhistorikers und langjährigen Leiters des Staatsarchivs Bamberg Franz Machilek (1934–2021).
Fragmente der Erinnerung. Der Schatz des Prager Veitsdoms im Dialog mit Edmund de Waal, Josef Koudelka und Julian Rosefeldt.
Ausstellung bis zum 8. September 2024 in der Kunsthalle im Lipsiusbau
Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr, Montag geschlossen
www.skd.museum