Kraft schöpfen für neue Impulse

Adriaen van Utrecht, „Großes Stillleben mit Hund und Katze”, 1647, © Gemäldegalerie Alte Meister, SKD, Foto: Estel/Klut
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Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden stellen das Ausstellungsjahr 2023 unter das Motto „Sammlung und Aufbruch“ und verknüpfen das Leitmotiv mit vielfältigen Ausstellungen.

Folgt man den Erläuterungen von Marion Ackermann, der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dres­den (SKD), zum Jahresthema 2023 „Sammlung und Aufbruch“, so geht es dem Museumsverbund vor allem um eine Fokus­sierung auf die wesentlichen Auf­gaben des Museums, darüber hinaus aber auch um die Erarbeitung neuer Perspektiven an­gesichts veränderter Rahmenbedingungen. „Samm­­lung“ steht demnach weniger für die zentrale museale Funk­tion des Sam­melns von Kunst­werken, sondern eher für „sich sammeln“ im Sinne der Reflektion und des Kraft­schöpfens für Verän­de­run­gen. Die­se Überlegungen gip­feln 2023 in der das SKD-Jahr prägenden Aus­stellung „Zeitlose Schön­­heit. Eine Geschichte des Stilllebens“ (17.11. 2023-28.04.2024) in der Ge­mäl­­de­ga­lerie Alte Meis­ter. Diesem inneren Prozess folgt der „Auf­bruch“ in Rich­tung eines zeit­gemäßen, nach­haltigen Aus­stel­lungs­betriebs. Über­­setzt wird das Thema in ein vielfältiges Pot­pour­ri an Aus­stel­lun­gen mit vielen weiteren High­lights. Das Jahr beginnt aber zu­nächst mit einem Abschluss. Vor dem Hintergrund, dass die SKD auch noch in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa legen wol­len, lag der Fo­kus zunächst auf Tschechien, wobei bereits zahlreiche Projekte durchgeführt wurden. Die finale Schau dieser sogenannten Tsche­chischen Saison im Lipsius­bau trägt den Titel „Alle Macht der Imagi­na­tion“ (25.02.-09.07.2023) und versammelt Werke von 45 Künstlern verschiedener Gene­rationen und Genres. Ver­spro­chen wird eine aufsehenerregende Mixtur aus klassisch-moderner Kunst und zeitgenössischen Posi­tionen. Im gleichen Haus wird später im Jahr in der Aus­stel­lung „Frag­mente der Er­innerung. Der Schatz des Prager Veitsdoms“ (09.09.2023-28.01.2024) die bedeutende Reli­quien-Samm­lung aus dem Prager Gotteshaus gezeigt.

Meister Theoderich (?), „Madonna Ara Coeli”, um 1360, Tempera auf Holzunterlage, Prag, Metropolitankapitel zu Sankt Veit, Domschatz, © Metropolitankapitel zu Sankt Veit, Foto: Kopriva

Anlässlich des 350. Geburtstags von Rosalba Carriera (1673 bis 1757) stellt die Gemäldegalerie Alte Meis­ter die Ausstellung „Elegante Begeg­nungen. Rosalba Carriera – Perfek­tion in Pa­s­tell“ (09.07.-24.09.2023) zusammen. „In ihrem Jahrhundert war sie die bekannteste Künstler­persönlichkeit“, erklärt Marion Acker­­mann. „Sie war der Superstar ihrer Zeit, was heute etwas in Vergessen­heit geraten ist.“ Begleitend gibt es eine kleinere Ausstellung, die sich ähn­lichen Biografien von Künstle­rinnen widmet. In „Aus dem Schat­ten. Künstlerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert“ (12.05.-12.11.2023) stehen dann Lavinia Fontana, Ma­riet­ta Robusti, Theresa Concordia Maron und Angelika Kauffman im Ram­penlicht.

Rosalba Carriera, „Eine Venezianerin aus dem Hause Barbarigo (Caterina Sagredo Barbarigo)”, um 1735/40, Pastell auf Papier, 42 x 33 cm, © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Hans-Peter Klut

Im Kupferstich-Kabinett hingegen steht in der großen Jah­resaus­stellung „Ferne, so nah. Künstler, Künstlerinnen und ihre Reisen“ (08.07.-08.10.2023) der Mythos Künstlerreise im Mittelpunkt. So werden künstlerische Ergebnisse der Inspira­tions­suche an anderen Orten unter anderem von Albrecht Dü­rer, Angelika Kauffmann und Zacharias Wag­ner gezeigt. Im Alber­ti­num wird in der Ausstellung „Revolutionary Ro-mances. Trans­kulturelle Kunstgeschichten in der DDR“ (15.09.2023-07. 01.2024) als Höhepunkt des jahresübergreifenden Projekts „KONTRAPUNKTE“ den kulturellen Beziehungen der DDR mit sozialis­tisch-orien­tierten Ländern und deren Unabhängigkeits­be­wegungen nachgespürt.
Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk ist treibende Kraft hinter dem Konzept „Museum der Unschuld“, das eigentlich in Istanbul beheimatet ist, aber vom 09.07.2023 bis zum 18.01.2024 ins Japanische Palais einzieht. Dabei stellt er mit Installationen, Er­innerungen und Objekten des Alltags das Leben des Liebespaars Kemal und Sibel aus seinem gleichnamigen Buch nach. Die Kooperation passt, schließ­lich ha­ben die SKD die größte Sammlung osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. „Darauf aufbauend werden wir gemeinsam mit Orhan Pamuk ein Projekt entwickeln“, verspricht die Ge­ne­raldirektorin.

Thomas Rowlandson, „An Artist Travelling in Wales”, um 1797, © Katrin Bellinger Collection

Einen vorsichtigen Blick wagt die SKD schon ins Jahr 2024. Dann wäre Caspar David Friedrich 250 Jahre alt gworden. Der gebürtige Greifs­walder ist Dresden in besondere Weise verbunden, verbrachte er in der Stadt doch die meiste Zeit seines künstlerischen Schaffens. Grund genug also, den romantischen Maler zum Geburtstag gleich mit mehreren Ausstel­lun­gen im Mu­seums­verbund zu feiern. Versprochen wird sogar ein ganzes Festival mit Schauen im Albertinum, im Kupferstich-Kabinett und in der Gemäldegalerie Alte Meister.

Redaktion: Philipp Demankowski

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