Kraft schöpfen für neue Impulse
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden stellen das Ausstellungsjahr 2023 unter das Motto „Sammlung und Aufbruch“ und verknüpfen das Leitmotiv mit vielfältigen Ausstellungen.
Folgt man den Erläuterungen von Marion Ackermann, der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), zum Jahresthema 2023 „Sammlung und Aufbruch“, so geht es dem Museumsverbund vor allem um eine Fokussierung auf die wesentlichen Aufgaben des Museums, darüber hinaus aber auch um die Erarbeitung neuer Perspektiven angesichts veränderter Rahmenbedingungen. „Sammlung“ steht demnach weniger für die zentrale museale Funktion des Sammelns von Kunstwerken, sondern eher für „sich sammeln“ im Sinne der Reflektion und des Kraftschöpfens für Veränderungen. Diese Überlegungen gipfeln 2023 in der das SKD-Jahr prägenden Ausstellung „Zeitlose Schönheit. Eine Geschichte des Stilllebens“ (17.11. 2023-28.04.2024) in der Gemäldegalerie Alte Meister. Diesem inneren Prozess folgt der „Aufbruch“ in Richtung eines zeitgemäßen, nachhaltigen Ausstellungsbetriebs. Übersetzt wird das Thema in ein vielfältiges Potpourri an Ausstellungen mit vielen weiteren Highlights. Das Jahr beginnt aber zunächst mit einem Abschluss. Vor dem Hintergrund, dass die SKD auch noch in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa legen wollen, lag der Fokus zunächst auf Tschechien, wobei bereits zahlreiche Projekte durchgeführt wurden. Die finale Schau dieser sogenannten Tschechischen Saison im Lipsiusbau trägt den Titel „Alle Macht der Imagination“ (25.02.-09.07.2023) und versammelt Werke von 45 Künstlern verschiedener Generationen und Genres. Versprochen wird eine aufsehenerregende Mixtur aus klassisch-moderner Kunst und zeitgenössischen Positionen. Im gleichen Haus wird später im Jahr in der Ausstellung „Fragmente der Erinnerung. Der Schatz des Prager Veitsdoms“ (09.09.2023-28.01.2024) die bedeutende Reliquien-Sammlung aus dem Prager Gotteshaus gezeigt.
Anlässlich des 350. Geburtstags von Rosalba Carriera (1673 bis 1757) stellt die Gemäldegalerie Alte Meister die Ausstellung „Elegante Begegnungen. Rosalba Carriera – Perfektion in Pastell“ (09.07.-24.09.2023) zusammen. „In ihrem Jahrhundert war sie die bekannteste Künstlerpersönlichkeit“, erklärt Marion Ackermann. „Sie war der Superstar ihrer Zeit, was heute etwas in Vergessenheit geraten ist.“ Begleitend gibt es eine kleinere Ausstellung, die sich ähnlichen Biografien von Künstlerinnen widmet. In „Aus dem Schatten. Künstlerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert“ (12.05.-12.11.2023) stehen dann Lavinia Fontana, Marietta Robusti, Theresa Concordia Maron und Angelika Kauffman im Rampenlicht.
Im Kupferstich-Kabinett hingegen steht in der großen Jahresausstellung „Ferne, so nah. Künstler, Künstlerinnen und ihre Reisen“ (08.07.-08.10.2023) der Mythos Künstlerreise im Mittelpunkt. So werden künstlerische Ergebnisse der Inspirationssuche an anderen Orten unter anderem von Albrecht Dürer, Angelika Kauffmann und Zacharias Wagner gezeigt. Im Albertinum wird in der Ausstellung „Revolutionary Ro-mances. Transkulturelle Kunstgeschichten in der DDR“ (15.09.2023-07. 01.2024) als Höhepunkt des jahresübergreifenden Projekts „KONTRAPUNKTE“ den kulturellen Beziehungen der DDR mit sozialistisch-orientierten Ländern und deren Unabhängigkeitsbewegungen nachgespürt.
Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk ist treibende Kraft hinter dem Konzept „Museum der Unschuld“, das eigentlich in Istanbul beheimatet ist, aber vom 09.07.2023 bis zum 18.01.2024 ins Japanische Palais einzieht. Dabei stellt er mit Installationen, Erinnerungen und Objekten des Alltags das Leben des Liebespaars Kemal und Sibel aus seinem gleichnamigen Buch nach. Die Kooperation passt, schließlich haben die SKD die größte Sammlung osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. „Darauf aufbauend werden wir gemeinsam mit Orhan Pamuk ein Projekt entwickeln“, verspricht die Generaldirektorin.
Einen vorsichtigen Blick wagt die SKD schon ins Jahr 2024. Dann wäre Caspar David Friedrich 250 Jahre alt gworden. Der gebürtige Greifswalder ist Dresden in besondere Weise verbunden, verbrachte er in der Stadt doch die meiste Zeit seines künstlerischen Schaffens. Grund genug also, den romantischen Maler zum Geburtstag gleich mit mehreren Ausstellungen im Museumsverbund zu feiern. Versprochen wird sogar ein ganzes Festival mit Schauen im Albertinum, im Kupferstich-Kabinett und in der Gemäldegalerie Alte Meister.
Redaktion: Philipp Demankowski