Bilderberg Bellevue Hotel: Wie nachhaltiger Tourismus funktionieren kann

© Hanitsch Fotografie
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Die Zeichen der Zeit sind auch in der Tourismusbranche längst klar. Ein fundiertes Nachhaltigkeitskonzept gehört für ein gut geführtes Hotel heute einfach dazu. Nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen, wenn man die hohen Energiekosten bedenkt. In Dresden hat sich dabei vor allem das Bilderberg Bellevue Hotel hervorgetan. Das traditionsreiche Haus am Goldenen Reiter wurde 2021 mit dem „Certified Star Award“ ausgezeichnet und war damit das erste Hotel in Dresden, das sich über diese Auszeichnung freuen durfte.

Die Maßnahmen sind vielfältig: Von der energieeffizienten Ge­bäu­de­sanierung über speziell geschulte E-Mobilitäts-Experten für die Gäste sowie die hauseigene Produktion von Bienenhonig bis hin zur geplanten Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Über die Prozesse hinter der Umsetzung und über die Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Hotel sprachen wir mit dem Hoteldirektor Sebastian Klink, mit Ellen Sattler, als Director of Sales die Chefin im Vertrieb, sowie mit Director of Convention Sales Rocky Zimmer, der das Kongressgeschäft überwacht.

Top: Warum war es Ihnen wichtig, dass das Hotel als nachhaltig zertifiziert wird und welche Kriterien mussten Sie erfüllen?
Sebastian Klink: Nachhaltig zu sein, ist mittlerweile kein Trend mehr, sondern Notwendigkeit. Dass wir das Zertifikat und darüber hinaus den Certified Star Award für das beliebteste Green Hotel gewonnen haben, zeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.
Ellen Sattler: Die Gäste fordern die Nachhaltigkeitskriterien immer stärker ein. Das ist wirklich wichtig geworden für die Kunden. Es gibt konkrete Veranstaltungsanfragen für Tagungen, die das Prüfsiegel „Green Hotel“ zur Bedingung für die Durchführung bei uns machen.
Sebastian Klink: Der Kriterienkatalog umfasst um die 100 Fragen. Da geht es einerseits natürlich um die Reduzierung des CO²-Fuß­abdrucks und das Ressourcensparen. Eine Rolle spielt aber auch die Sichtbarkeit von Nachhaltigkeits-Konzepten für die Hotel­gäste. Zugleich wird die soziale Komponente mit der Beto­nung von Diversität, Gleichberechtigung, Equal Pay und einem generellen sozialen Blick für das Personal abgefragt. Die Liste ist lang. Sie umfasst weit mehr als nur Umweltschutz­maß­nahmen, worauf viele Menschen Nachhaltigkeit ja immer noch reduzieren. Wir orientieren uns dabei an den ESG-Kriterien (Environ­mental, Social, Governance).

Top: Seit wann denken Sie im Haus darüber nach, grüner zu werden? Welche Etappen wurden dabei gegangen?
Sebastian Klink: Seit mindestens sieben Jahren. In den Anfangs­jahren konnte man diese Anstrengungen aber eher unter Green­washing subsummieren. So ehrlich muss man sein. Aber es hat sich dann schnell herausgestellt, dass Alibi-Maß­nahmen nicht ausreichen. Immer deutlicher wurde die Tatsache, dass wir für unsere Gäste an Attraktivität verlieren, wenn wir keinen guten Plan für mehr Nachhaltigkeit haben. Das schließt explizit auch unsere ganze Lieferkette sowie angrenzende Dienstleistungen mit ein, z.B. unser Fuhrpark oder auch die Anreise zu Weiter­bildungen. Wichtig ist mir außerdem, dass unsere 120 Mitarbeiter den Weg alle mitgehen. Deshalb gehen wir vielleicht auch manchmal erstmal nur einen kleineren Schritt, dafür sind alle mit im Boot.

v.l.: Hoteldirektor Sebastian Klink, Ellen Sattler (Director of Sales) und Rocky Zimmer (Director of Convention Sales) / Foto: © Hanitsch Fotografie

Top: Gibt es Kollegen, die sich konkret nur um die Ideen für mehr Nachhaltigkeit kümmern?
Sebastian Klink: Das Feld ist so groß, dass es nicht mehr nur von einem Mitarbeiter allein bestellt werden kann.
Rocky Zimmer: Wir haben deshalb vor geraumer Zeit das Green Team gegründet. Aus jeder Abteilung haben wir ein bis zwei KollegInnen hinzugenommen, die sich für das Thema engagieren und gemeinsam Maßnahmenideen sammeln. Einmal im Quartal kommen wir im großen Stil zusammen, um ausführlich die Ideen zu erörtern. Dann werden Ziele und Pläne festgelegt, die dann wiederum in den einzelnen Abteilungen gestreut werden, um wirklich alle Mitarbeiter mitzunehmen.

Top: Sie haben ja bereits viele Kriterien in konkrete Maßnahmen übersetzt. Was steht als nächstes an?
Sebastian Klink: Wir freuen uns auf die PV-Anlage der Dresdner Firma Solarwatt, für die aber erstmal die Flachdächer saniert werden. Wir planen, dass wir mit der Anlage im Mai oder Juni ans Netz gehen können, um bis zu 20 Prozent unseres täglichen Strombe­darfs damit decken zu können. Das ist unser nächster großer Schritt. Ein echtes Großprojekt.
Ellen Sattler: Es gibt aber auch viele kleine Projekte, die bei unseren Zusammenkünften im Green Team zur Sprache kommen. Dass gerade auch bei Veranstaltungen darauf geachtet wird, so wenig Papier wie möglich zu verwenden oder der Hinweis für den Hotel­gast, dass das Housekeeping auf Wunsch nicht jeden Tag das Zim­mer reinigen muss. Auch das spart Zeit und Ressourcen. Und darum geht es letztendlich.
Sebastian Klink: Und dann gäbe es da noch unseren Running Con­cier­ge. Unsere Gäste können sich montags, mittwochs und freitags ab 6.30 Uhr von einem unserer Running Concierges kostenfrei bei einem morgendlichen Lauf an der Elbe begleiten lassen. So müssen Sport­begeisterte auch im Urlaub nicht auf ihre Bewe­gungs­­ein­hei­ten verzichten und genießen ganz nebenbei ihre erste kleine Sightseeing-Tour des Tages.
www.bilderberg-bellevue-dresden.de

Interview: Philipp Demankowski


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