„Wie es euch gefällt”: Das suchende Dutzend

Foto: Sebastian Hoppe
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Die Schauspielriege der Bürgerbühne begibt sich in Shakespeares Klassiker „Wie es euch gefällt” auf die Suche nach Identität.

Zwölf Schauspieler, zwölf un­terschiedliche Individuen. Wie gängige Vorstellungen an ge­normte Identität heute an Gren­­zen ab­prallen, zeigt die Neu­inter­preta­tion von Shake­speares „Wie es euch gefällt“ im Kleinen Haus. Dass der ewige Eng­­länder mit dem Drama um die Hofflüchtlinge Rosalinde und Orlando irgendwie auch einen Freifahrtsschein für Frei­heits­drang verfasst hat, wird bei der Interpretation der Bürger­büh­ne mehr als deutlich. Obwohl die anfänglichen Worte des Fürs­ten aus dem Off zunächst für Irritationen sorgen, brechen spätestens nach der Flucht in den imaginären Wald erste Däm­me. Die zwölf jugendlichen Ak­teure zwischen 14 und 24 Jah­ren ver­wandeln die Bühne des Kleinen Hauses in ihren Spiel­platz und geizen dabei nicht mit Talenten. Da wird gesungen, Vio­line gespielt oder beeindruckend geturnt. Offenbar hat Regis­seur Philipp Lux die Hob­bys seiner Schützlinge gleich in die Inszenierung mit eingebaut. Keine schlechte Idee, immerhin ist die Talentevielfalt ähnlich breit gefächert wie die Per­sön­lichkeiten auf der Bühne.

Wie es euch gefällt eine Liebeskomödie über Gender, Sex und Queerness nach William Shakespeare / Foto: © Sebastian Hoppe

Genau darum geht es dann meist auch in den Dialogen, die von einer ständigen Suche nach Identität durchzogen sind. Dabei werden Zuschauer, die eventuell nicht zur Altersgruppe der Schauspielriege gehören, nicht überfordert. Alle jenen, die mit den Termini geschlechtlicher und sexueller Identität noch nicht so vertraut sind, wird ein kleiner Nachhilfekurs gewährt. Immer wieder wird aber deutlich: In diesen Figuren stecken viele Facetten der Lebensrealitäten ihrer Darsteller. In „Wie es euch gefällt – eine Liebeskomödie über Gender, Sex und Queer­ness“ ist eben nichts definiert. Es wird ausprobiert und wieder verworfen. Gut vorstellbar, dass diese Flexibilität auch den Text der nächsten Vorstellung auf den Kopf stellt. Es ist eine Freude, diesem Theaterdutzend bei seiner Suche zuzuschauen. Das sieht offenbar das ganze Publikum so, goutiert es die Premiere doch mit einem donnernden Applaus. Es wurden auch viele Freudentränen gesichtet.

Wie es euch gefällt –
eine Liebeskomödie über Gender,
Sex und Queerness

nach William Shakespeare
Regie: Philipp Lux
Nächste Vorstellungen:
30.10., 24.11. und 30.11.2022

Redaktion: Philipp Demankowski

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