Vertraute Figuren, bekannte Texte
In der zweiten Saisonhälfte werden im Schauspielhaus vor allem intensive Klassiker in Szene gesetzt.
Alice
Tom Waits’ Adaption von Lewis Carrols „Alice im Wunderland” entstand, nachdem der raubeinige Sänger bereits für „The Black Rider“ mit dem amerikanischen Regisseur Robert Wilson zusammengearbeitet hatte. Im Gegensatz zum Originaltext stehen in „Alice“ nicht nur die Protagonistin selbst, sondern auch Charles Dodgson im Fokus, der das Mädchen liebt. Indem Charles Alice fotografiert, versucht er den Moment festzuhalten, aber die Zeit lässt sich nicht aufhalten. Irgendwann wird auch Alice erwachsen und auf die gespenstischen Seiten ihrer Geschichte zurückblieben.
Premiere am 8. Januar
Baron Münchhausen
Rainald Grebe ist zurück, diesmal ganz im Dienst des berühmten Lügenbarons. Nachdem der Liedermacher bereits 2018 und 2020 in Dresden inszenierte, arbeitet er sich diesmal an Freiherr Hieronymus Karl Friedrich von Münchhausens Leben zwischen Fakten und Fiktion ab. Angekratzt wird dabei auch die Anekdote mit Erich Kästner, der 1943 von Reichsfilmintendant Fritz Hippler und Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels beauftragt wurde, trotz Berufsverbots ein Drehbuch über den Baron Münchhausen zu schreiben, die Grundlage für den UFA-Film mit Hans Albers.
Uraufführung am 26. Februar
Ein Volksfeind
Öffentliche Demütigung ist ein gesellschaftliches Verfallssymptom, das in Zeiten von Social Media ins Absurde geführt wurde. Aber schon Henrik Ibsen kannte das Problem und verarbeitete es in seinem 1882 veröffentlichten Drama „Ein Volksfeind“ nach der öffentlichen Auseinandersetzung um seine Stücke „Nora“ und „Gespenster“. Regisseurin Laura Linnenbaum inszeniert zum dritten Mal in Dresden und hat sich dafür Ibsens Drama über die Mechanismen beim Zustandekommen der öffentlichen Meinung vorgenommen.
Premiere am 19. März
Wallenstein
Die wohl meisterwartete Premiere ist die des „Wallanders“ am 9. April, denn erstmals wird Frank Castorf in Dresden inszenieren, sicher einer der bekanntesten Theaterregisseure im Land. Man darf gespannt sein, wie der ehemalige Intendant der Berliner Volksbühne Schillers Monumentaldrama liest. Die Handlung rund um die Ereignisse im Dreißigjährigen Krieg war schließlich nicht nur historisch immer wieder Bezugspunkt für Ereignisse der deutschen Geschichte. Schillers „Wallenstein“-Trilogie hat auch in künstlerischer Hinsicht zur Überarbeitung tradierter Stilformen geführt.
Premiere am 9. April
Lulu
Hausregisseurin Daniela Löffler nimmt sich Frank Wedekinds einstigem Skandalstück „Lulu“ an, das dem Autor sogar einen langwierigen Gerichtsprozess einbrachte. Heute gilt „Lulu“ als das Hauptwerk des Schriftstellers, das sich radikal mit herkömmlichen Moralvorstellungen auseinandersetzte und diese in Frage stellte. Daniela Löffner möchte in ihrer Version analysieren, ob und wie Sexualität auch heute noch Menschen an ihre Grenzen bringen kann.
Premiere am 13. Mai
Informationen, Spielplan und Tickets unter:
www.staatsschauspiel-dresden.de
Redaktion: Philipp Demankowski