Matabooks: Gedrucktes aus Gras
Warum sich nachhaltiges Wirtschaften auch für Unternehmen lohnt.
Bücher, die man riechen kann? Was zunächst nach einer Sinnestäuschung klingt, ist in vielerlei Hinsicht spannend. Matabooks stellt vegane Bücher aus Gras- und Süßgraspapier her. Das können Notizblöcke oder andere Büromaterialien sein, aber auch Romane und Kinderbücher. Die biologisch abbaubaren Printprodukte sehen nicht nur schön aus, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.
Bei der Produktion der veganen Schmuckstücke von Matabooks wird keine Chemie eingesetzt und durch die geringen Transportwege für den in Deutschland ausreichend vorhandenen Rohstoff Gras wird der CO²-Verbrauch deutlich gesenkt. Zudem sind alle Produkte frei von tierischen Bestandteilen, wie etwa Knochenmehl im Buchbinderleim oder tierischen Farbstoffen in der Druckfarbe. In der relativ jungen Unternehmensgeschichte seit 2018 hat das Dresdner Startup bewiesen, dass sich nachhaltige Technologien erfolgreich am Markt platzieren können. Durchaus auch ein Beleg dafür, dass die Käufer nachhaltigen und innovativen Ideen gegenüber offen sind und ein klimagerechtes Wirtschaften auch aus ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll ist. Ein Eindruck, den auch Matabooks-Gründer Kay Hedrich bestätigt, mit dem wir uns in den Räumen des Unternehmens in Dresden-Seidnitz zum Interview trafen.
Der Wille zu mehr Nachhaltigkeit gehört ja zum Selbstverständnis ihres Unternehmens. War Ihnen das schon immer wichtig?
Kay Hedrich: Auf jeden Fall. Ich selbst bin sehr naturverbunden. Zudem habe ich während verschiedener Reisen im Studium dramatische Umweltverschmutzung erfahren. Zum Beispiel in Indien. Das waren prägende Erlebnisse, die mich dazu motivierten, bei meinen beruflichen Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Die Grundidee von Nachhaltigkeit ist dabei stets, dass wir die Rohstoffe, die wir uns aus der Natur nehmen, dann auch wieder zurückgeben. Zum Beispiel mit unseren biologisch abbaubaren Produkten bei Matabooks, die zum Teil sogar kompostierbar sind.
Matabooks ist schon sehr vorbildhaft. Gibt es in Ihren Produktions- und Vertriebsmethoden trotzdem noch Potenziale in punkto Nachhaltigkeit?
Wir sind sicher auf einem guten Weg mit Matabooks, sehen uns aber noch längst nicht am Ende dieser Entwicklung. Deshalb haben wir auch eine Forschungsabteilung im Unternehmen und sind bestrebt, immer nachhaltiger zu arbeiten. Potenziale sehen wir etwa bei verschiedenen Produktionsmethoden. In der Buchproduktion werden meist Klebstoffe verwendet, die aus Kunststoff bestehen. Wir wollen nun biobasierte Leime entwickeln, die auch kompostierbar sind, wobei wir mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten. Unsere Aufgabe liegt dabei in der Überführung der Laborergebnisse in die industrielle Weiterverarbeitung.
Haben Sie den Eindruck, dass das Thema Nachhaltigkeit bei Ihren Unternehmerkollegen in der Branche angekommen ist?
Das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit wird auf jeden Fall stärker. Vor allem langjährige Traditionsunternehmen stehen dabei vor großen Herausforderungen, weil sie sehr lange schon nach bewährten Mustern arbeiten und die Transformation entsprechend schwierig ist. Ein Beispiel aus unserer Branche ist dabei eben dieser kunststoffbasierte Klebstoff, der seit fast 40 Jahren quasi unverändert verwendet wird. Wir als junges Unternehmen haben dagegen die Möglichkeit, Prozesse von Vornherein neu zu denken. Das kann durchaus auch eine Neukonzeptionierung von probaten Produktionsmitteln sein.
Geben Sie Ihre Expertise auch weiter an die Kollegen?
Auf jeden Fall. Wir wollen ja nicht allein von den Entwicklungen profitieren. Im Gegenteil. Unser Ziel ist es, einen Wandel zu vollziehen. Und das geht nur gemeinsam. Je mehr Bücher aus Graspapier produziert werden, umso besser ist es für die Umwelt. Wir beraten gerne, sofern das Unternehmen gewisse ethische Standards einhält. Wir schließen aber auch nicht prinzipiell aus. Wenn sich Firmen explizit zu einer nachhaltigen Entwicklung verpflichten, dann helfen wir auch gerne. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein guter Schritt, auch wenn er noch so klein ist.
Was könnten denn Anreize für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen sein?
Ein Anreiz könnte sicher ein reduzierter Steuersatz für nachhaltige Produkte sein. Aber ich denke, der Großteil der Motivation für mehr Nachhaltigkeit kommt von den Kunden selbst. Wir merken es bei uns im Unternehmen. Die Nachfrage ist so groß, dass wir mitunter gar nicht mehr alles abarbeiten können.
Es ist also bereits ein gesellschaftlicher Wandel festzustellen?
Definitiv. Das habe ich schnell nach der Gründung 2018 bemerkt. Damals wurde ich von vielen Seiten belächelt und Stimmen wurden laut, die meinten, dass Bücher aus Graspapier höchstens ein Nischenthema sind. Inzwischen scheint sich das Konzept eher in Richtung eines Standardverfahrens zu entwickeln. Uns fragen große Konzerne, aber auch staatliche Institutionen an. Da merkt man schon, dass ein Umdenken stattfindet.
Für die Illustration der Bücher arbeiten Sie mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Welche Kriterien bestimmen dabei die Auswahl?
Das sind verschiedene Faktoren. Einerseits wird die Auswahl thematisch bestimmt. Zuletzt hatten wir eine aktuelle Kollektion zum Thema Female Empowerment aufgelegt. Andererseits setzen wir auf eine möglichst diverse Auswahl der Künstler. Das heißt, dass wir mit Künstlern aus allen gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten wollen. Unser erstes veröffentlichtes Buch „Das Flüstern der Rebellion“ kam beispielsweise von Sophie Marlene Frohnauer, die damals 14 Jahre alt war. Generell kann man sagen, dass wir mit den Büchern bewusst über den Tellerrand schauen wollen.
Redaktion: Philipp Demankowski