Filmkritik „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“: Die große Zärtlichkeit

Foto: © PROKINO
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Lee Isaac Chung erzählt in „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ die Geschichte einer koreanisch-amerikanischen Familie, deren Mitglieder die Herzen der Kinolieb haber im Sturm erobern werden.

Es ist nicht überliefert, ob Regisseur Lee Isaac Chung seiner Hauptfigur Jacob Yi (Steven Yeun) mit Absicht ein rotes Basecap aufsetzte. Doch dass Minari eine Einwanderergeschichte erzählt und damit amerikanischer daherkommt als alle „Make America Great Again“-Apologeten, ist zumindest eine schöne Pointe. Vor allem aber ist der halbbiografische Film des in Denver Geborenen eine zärtliche Familiengeschichte. Die koreanisch-amerikanische Familie Yi zieht von der Westküste ins ländliche Arkansas der 1980er Jahre, um koreanisches Gemüse zu kultivieren und zu verkaufen. Ein riskanter Plan, der zu Streitigkeiten zwischen den Eltern Jacob und Monica (Han Ye-ri) führt. Die gar nicht mal so heimlichen Stars des Films sind aber die Kinder David (Alan S. Kim) und Anne (Kate Cho) sowie die bald zur Kinderbetreuung hinzugezogene Großmutter Soon-ja (Yoon Yeo-jeong), die den Widrigkeiten mit so viel Herzlichkeit trotzen, dass man gar nicht anders kann als ein Höchstmaß an Empathie für die Protagonisten zu entwickeln. Die naturalistischen Bilder und der atmosphärische, nie aufdringliche Soundtrack runden das stimmige Gesamtbild ab. Nebenbei ist „Minari“ übrigens auch ein Film über Männlichkeit und Ambition. Doch selbst die in unserem gegenwärtigen Diskurs so streitbaren Themen verhandelt der Film so achtsam wie kaum ein anderes Kulturprodukt unserer Zeit. „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ ist ein Film, der einige Wogen glätten wird.

„Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“

Regie: Lee Isaac Chung
Filmstart: 8. April 2021 (bis auf weiteres)

Text: Philipp Demankowski

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