Nanou Herman: Blitzkarriere mit Teddy

Foto: © Archiv Jean-François Herman
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Im Gespräch mit der Künstlerin Nanou Herman

Die Malerin Nanou Herman aus dem Côte d’Azur-Promidorf Mougins, das gleich hinter Cannes auf dem Weg zum Parfümstädtchen Grasse liegt, ist berühmt für ihre Teddys, mit denen sie Kinderträumen Seele einhaucht.

Foto: © Archiv Jean-François Herman

Ihre Kuschelbärchen strahlen stets ein „Hab mich lieb” aus. Neben pastellfarbenen Schmetterlingen, rotem Klatschmohn, Swarovsky-Kristallstaubherzen und vierblättrigem Klee tummeln sich die freundlichen Bären als Glücksbringer auf Naturleinen mit Ölfarbe. Die Künstlerin mischt Pigmente aus Mineralien und setzt glitzernde Kristalle als Lichteffekte. Ihre niedlichen Tierchen fahren schnittige Autos und sind mit internationalen Hollywoodstars auf Du und Du. Heute hängen Nanous Werke an Wänden auf allen Kontinenten. Ganz am Anfang stand die Liebe zu ihrem ersten plüschigen Lebensgefährten, einem weißen Teddy, der sie überragte und ihr das Gefühl gab, beschützt zu werden. Dem Plüschtier vertraute sie bedenkenlos alle Geheimnisse an. Noch heute begleitet die Erinnerung an ihn ihre kleine Familie. Später hat sich Nanous Teddyliebe als unerwartetes Erfolgsrezept erwiesen, da die meisten Erdenbürger in ihrer Kindheit eine enge Beziehung zu Plüschtieren hegen. Die internationale Jet Set Society findet es schick, sich mit Teddys zu umgeben. Nanous beste Kunden sind berühmte Sportler, Schauspieler und Großindustrielle, die überbeansprucht vom Alltag in ruhigen Momenten gerne an ihre ersten Lebensgefährten zurückdenken.

Nanou Herman mit einem Anhänger aus ihrer Ted­dy­schmucklinie aus Platin, Gold und hochkarätigen Diamanten / Foto: © Cyril Bailleul

Im Jahr 2000, als Nanou und ihr Mann Jean-François Herman  an die sonnige Côte d’Azur übersiedelten, starteten ihre Teddyporträts eine Blitzkarriere. Seitdem hat sie das Erfolgsrezept erweitert. Sie kreierte eine Teddy-Schmucklinie aus Platin, Gold und hochkarätigen Diamanten. Zudem brachte sie Teddyduftkerzen und Raumspray mit Zimt-, Nelken-, Orangen- und Jasmin-Parfüm auf den Markt. Auch gibt es Teddy-Porzellanstatuetten mit roter Schleife als Tisch- oder Kaminsimszierde. Als Hit erwiesen sich gebrauchte Hermès- oder Vuitton-Taschen und Strohhüte, die sie auf Wunsch der Kunden mit ihren Teddys bemalt. Top Magazin Dresden Ostsachsen interviewte Nanou Herman in ihrer Teddy-Boutique in Mougins an der französischen Riviera.

Auf Kundenwunsch personalisierte Taschen und Strohhüte / Foto: © Cyril Bailleul
Chère Nanou Herman, Ihre Malerei erinnert an glückliche Kindheitstage. Wie verliefen die Ihren und wo wurden Sie geboren?

Namou Herman: Alle, die mich kennenlernen, glauben, ich sei ein Kind des Südens. Weit gefehlt. Ich wurde im hohen, grauen Norden Frankreichs, in Lille, geboren. Meine Eltern waren in der roten Backsteinstadt, die an England erinnert, angesehene Innendekorateure. Als meine Mutter mich erwartete, ging sie täglich um die Ecke zur Bäckerei, um sich dort ein süßes Teddyförmiges Gebäck zu kaufen. Ich nehme an, dass dies mein Interesse für die Bärchen bereits vor meiner Geburt beeinflusst hat.

Wie verlief Ihre Jugend, und ab wann war Ihnen bewusst, dass Sie Malerin werden wollten?

Bereits als Kind liebte ich es, meine Fantasiegedanken mit Bleistiften auf Papier zu kritzeln. Zuerst einmal zeigte ich meine Werke dem heißgeliebten, weißen Teddy, der grösser war als ich. Damals war ich noch keine fünf Jahre alt. Nach meinem sechsten Geburtstag griff ich zu Buntstiften und malte das, was meine Kinderaugen wahrnahmen. Das Maltalent hat mir mein Großvater vererbt. Zur seiner Zeit war er berühmt für seine Gemälde, die er nach Ansichtskarten malte. Einige Zeit später schenkten mir meine Eltern Pinsel und Farben. Selbstverständlich musste mein weißer Bär für das erstes Teddyporträt herhalten.

An der großen Uhr mit zwei Teddys hält sich am Uhrzeiger der amerikanische Schauspieler Harold Lloys fest / Foto: ©Archiv Jean-François Herman

Ab meinem 13. Lebensjahr schrieben mich meine Eltern auf Schloss St. Luc, einer renomierten Kunstakademie im belgischen Tournay, ein. Viel später, als ich mir Harry Potter im Kino ansah, stellte ich zwischen meiner Akademie St. Luc und Harry Potters Schule Poudlard eine gewisse Ähnlichkeit fest. Ich blieb fünf Jahre lang auf der Kunstakademie.

Wie wir hörten, haben Sie jung geheiratet.

Ich war 18 Jahre und hatte gerade alle Examen bestanden, als ich meinen zukünftigen Mann traf. Jean-François Herman war acht Jahre älter, von stattlicher Figur mit einem warmen Beschützerblick. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mit 26 Jahren hatte er bereits eine erfolgreiche PR-Managerkarriere in der Werbefirma Havas vorzuweisen. Allerdings hielt mein zukünftiger Mann nichts von den Knuddelbären. Sein Interesse galt ausschließlich rasanten Automobilen.

Foto: © Archiv Jean-François Herman
Foto: © Archiv Jean-François Herman

1994 heirateten wir im Disneyland Paris. Es war im wahrsten Sinne eine Märchenhochzeit. Ich ließ mir als Brautrobe haargenau das Zeichentrickballkleid von Cinderella nachschneidern. 1995 kam unsere erste Tochter zur Welt. Wir tauften sie Céléste, die Himmlische. Zwei Jahre darauf schenkten wir Céléste ein kleines Schwesterlein, welches auf den Namen Capucine getauft wurde. 2011 erblickte unser Sohn Eliot das Licht der Welt.    

Ab wann hatte das Plüschtier Ihr Leben verändert?

Bis Ende 1999 blieben wir in Lille, wo ich die Innendekorationsboutique meiner Eltern leitete. Jean-François arbeitete nach unserer Hochzeit weiterhin bei Havas. Ende des Jahres beschlossen wir unser Leben zu verändern. Wir kehrten somit dem Wolken verhängten Norden den Rücken und zogen an die sonnige Côte d’Azur, die wir beide liebten. Mein Entschluss stand fest. Ich wollte eine Serie Teddybilder als Glücksbringer malen. Jean-François kündigte bei Havas und kümmerte sich ab sofort als mein persönlicher PR Manager um meine Bilder. Die Zusammenarbeit sollte sich als Erfolgsrezept erweisen.

Wie lief damals Ihr Geschäft an und wo ließen Sie sich an der französischen Riviera nieder?

Zu Beginn 2000 bezogen wir eine Villa mit Atelier zwischen Mougins und Vallauris. Ich malte ohne Unterlass. Jean François aktivierte Gott und die Welt. Nach einem Geschäftsrendezvous entdeckte mein Mann mitten am Dorfplatz in Mougins, einem der schönsten Dörfer Frankreichs, wo sich lange vor uns u.a. Christian Dior, Picasso, Jacques Brel oder auch Charles Aznavour niedergelassen hatten, ein Mietangebot einer zauberhaften Boutique. Begeistert unterschrieben wir den Mietvertrag und gaben somit meinen Ölgemälden ein Zuhause.

In Saint Paul de Vence, dem berühmten Gebirgsdorf hoch über dem Meer, wo die Stars Yves Montand und Simone  Signoret in der Nobelauberge La Colombe d’Or zu Hause waren, machte die erfolgreichste Gemäldegalerie mit einer großen Ausstellung meiner Bilder zahlungskräftige Kunden auf mich aufmerksam. Die Glücksbringerteddys fanden Anklang. Ein Jahr später nahm Daniel Guidat meine Bilder und stellte sie in Cannes in seinen beiden Galerien einer erlesenen Kundschaft vor. In der selben Zeit entdeckte Delphine Pastor, die Tochter des Immobilientycoon Michel Pastor aus Monaco, meine Bilder. Sie schlug mir begeistert vor, meine Werke in ihrer Galerie auf der Avenue Princesse Grace in Monte Carlo einem kunstinteressierten Publikum zu präsentieren. Der Erfolg war mir hold. Alle meine Bilder wurden noch im gleichen Sommer verkauft. Im darauffolgenden Winter nahm dann Delphine Pastor meine Ölgemälde mit nach Gstaad, dem Schweizer Promiwintersportort, und stellte sie in ihrem Intreff Chlösterli den Reichen vor. Dort entdeckte Mohamed Al Fayed meine Bärenpfoten. Er lud mich daraufhin nach Monaco auf seine Jacht ein, auf der später sein Sohn Dodi und Prinzessin Diana ihre letzten Ferien vor dem tödlichen Unfall in Paris verbrachten. Bei unserem Treffen kam Mohamed Al Fayed sofort zur Sache. Er schlug vor, dass ich für den Verkauf 32 Bilder exklusiv für seinen Londoner Shoppingtempel Harrods male. Mir kamen Freudentränen, als ich sein Angebot vernahm. Doch das Glücksrad gab sich damit noch nicht zufrieden.

Foto: © Archiv Jean-François Herman

Karine Partouche, die Ehefrau des französischen Spielcasinobesitzers Patrick Partouche, hatte die Idee, ihr Hotel de Voyage in Cannes mit einer großen Ausstellung meiner Bilder zu eröffnen. Sie behielt mich zwei Jahre lang in ihrem Hotel. Heute sind Delphine Pastor und Karine Partouche die treuesten Freundinnen und Sammler meiner Gemälde.

Welche Rolle spielt in Ihrer Karriere die Metropole Paris?

2004 lud mich der PR-Manager Thierry Nicolas nach Paris ein und stellte mich dem Galeriebesitzer Alain Daune vor, der für meine Werke eine Ausstellung in seiner Galerie  organisierte. Zur gleichen Zeit stellte mich Thierry Nicolas anlässlich eines Charity-Dinners im Etoile Club der Pariser Gesellschaft vor, indem er eine Versteigerung meiner Werke für bedürftige Kinder von Unicef organisierte. Im darauffolgenden Sommer nahm er meine Gemälde in die Galerie Amadeus nach St. Tropez mit. In dem ehemaligen Fischerdorf, welches durch Brigitte Bardot berühmt wurde, blieben meine Bilder  zwei Jahre.

Ihre Erfolgskurve hört sich schwindelerregend an. Sie erwähnten gerade Ihre Unterstützung für Unicef. Gibt es auch noch andere Stiftungen, denen Sie mit Ihren Werken zu Hilfe eilten?

Seit 2005 unterstützen mein Mann und ich Lord Michael Anders-Cavendish, der sich als Ambassadeur der Charta von Paris für die Krebsforschung des Professor David Khayat einsetzt. 2008 malte ich für die Versteigerung bei der Soirée auf Schloss Versailles den Sonnenkönig, Ludwig XIV. als Kind mit seinem Teddy. Für die Benefizsoirée in Monte Carlo, in Anwesenheit und mit der Erlaubnis des Fürsten Albert II., überreichte ich ein grosses Gemälde mit Grace Kelly, Gary Grant und einem Teddy Lord Cavendish zur Versteigerung. Das Bild brachte 25.000 Euro für die Krebsforschung. Ein Jahr später, ebenfalls kurz vor Weihnachten, malte ich für den Krebsforschungsgala, zum Gedenken Michael Jacksons, sein Schattenbild , welches einem Teddy den Moonwalk  beibringt. Das Michael-Jackson-Bild verdoppelte bei der Versteigerung die Spende des vorangegangenen Jahres. Wir standen auch Lord Cavendish zur Seite, als er sich zugunsten bedürfiger Kinder der Regine Sixt Stiftung „Séchez les Petites Larmes” (Tränchen trocknen) einsetzte.  Auf dem Bild, welches ich für „Tränchen trocknen” malte, setzte ich meinen Teddy hinter das Steuer einer Limousine.

Professor David Khayat und Lord Michael Anders-Cavendish mit dem Bild von Sonnen­könig Ludwig XIV. als Kind mit seinem Teddy auf Schloss Versailles für die Versteigerung der Charta von Paris für die Krebsforschung. / © Cyril Bailleul

Den wohl höchsten Benefizertrag von 3 Millionen Hong Kong Dollars, umgerechnet 270.000 Euros, erzielte eines meiner Bilder, welchen der berühmte chinesische Gesangstar, Shirley Cheung, zugunsten der Foundation „Smile Angel” für kranke Kinder in Hong Kong ersteigerte.

Wie wir hörten, hängt auch eines Ihrer Bilder im Palais Grimaldi im Fürstentum Monaco.

2006 zum Master Tennis sah Fürst Albert II. von Monaco im Sportzentrum des Fürstentums meine Eisbärenbilder, die ihn an seine Antarktisexpeditionen erinnerten. Heute hängt eines meiner Bilder, welches mein Mann und ich ihm auf Einladung im Palais persönlich überreichten, bei ihm. An Monacos Kunstparade lebensgroßer Kuhstatuen nahm ich teil, indem ich eine Kuh mit lustigen Teddies bemalte. Ebenfalls beteiligte ich mich an der Eco Art Parade unter der Schirmherrschaft I.K.H. Prinzessin Caroline von Hannover und kreierte zum ersten Mal keinen Teddy, sondern einen Adler aus Metal und Résine (Harz) als Friedensbotschaft.

Nanou und Jean-François Herman mit Fürst Albert II. von Monaco. Eines ihrer Bilder hängt heute bei ihm im Palais Grimaldi. / Foto: © Archiv Jean-François Herman
Wie sehen heute Ihre Bärengemälde aus?

2007, anlässlich meiner Ausstellung im Luxushotel Majestic während der Internationalen Filmfestspiele in Cannes, gruppierten sich zum ersten Mal die kleinen Bärchen auf meinen Bildern zu Berühmtheiten wie Brigitte Bardot, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe, Sharon Stone, Charlie Chaplin und blieben den Stars bis heute bärentreu. Beliebt besonders bei Männern sind meine Bären hinter dem Steuer der schönsten Automobile oder auf rasanten Motorrädern.

Das Gemälde Jackie Kennedy-Onassis wurde auf der Insel Capri für 10.000 Euro zuguns­ten der Charta von Paris gegen den Krebs versteigert. / Foto: © Archiv Jean-François Herman
Haben Sie Ihre Bilder auch bereits dem deutschen Publikum vorgestellt?

Leider noch nicht. Aber vielleicht eines Tages. Deutschland liegt mir besonders am Herzen, da dort in Giengen Margarete Steiff vor über hundert Jahren ihren ersten Teddybär nähte.

Wie wäre es mit einem Besuch in Dresden? Vielleicht dieses Jahr im Herbst zur Hope Gala, zu der wir uns für die armen Kinder aidskranker Eltern in Cape Town, Südafrika, einsetzen? Wir würden uns freuen, könnte Sie das Top Magazin auch für diese Hilfsaktion interessieren.

Mein Mann und ich wären begeistert, Ihre schöne Stadt, die wir bisher nur von Fotos kennen, zu entdecken. Und, wie Sie sich vorstellen können, sage ich, wenn es um bedürftige Kinder geht, nie nein. Also vielleicht auf bald.

Interview: Michel Anders-Cavendish

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