Landesbühnen Sachsen: Aus eins mach drei

Rathener Theatersommer: „Peter Pan” / Foto: © Julius Erler
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Die Landesbühnen Sachsen machen aus der Not eine Tugend und setzen dem Umbau der Felsenbühne Sachsen ein Programm auf gleich drei sommerlichen Bühnen entgegen.

In Rathen stehen die Pferde still. Die beliebte Felsenbühne, die vor allem für ihre Freiluft-Theaterspektakel nach Karl May geliebt wird, befindet sich seit Ende der Spielzeit 2019 im Umbau. Die Sanierungsarbeiten waren aufgrund von Ver­schleiß und Abnutzung der Anlage notwendig geworden. Verständlich, immerhin besteht die Felsenbühne seit 1938. Für die Baumaßnahmen arbeitet der Betreiber, die Landesbühnen Sachsen, mit dem Nationalpark Sächsische Schweiz, der Ge­meinde Kurort Rathen, verschiedenen Behörden und dem Staats­betrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement intensiv zusammen, wobei naturschutzrechtliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Die zwangsläufigen Sanierungsarbeiten sind aber auch eine Chance für die Landesbühnen, bieten sie doch die Möglichkeiten die Infrastruktur an den Stand moderner Theaterproduktionen anzupassen. So wird unter anderem ein neues Funktionsgebäude errichtet, das Gastronomie, sani­tä­re Einrichtungen und Unterstellmöglichkeiten für Zu­schauer sowie deutlich verbesserte Arbeitsräume und Garderoben für die Mitarbeiter ermöglicht. Sicher ist, dass für die Spielzeit 2021 Ausweichspielstätten bemüht werden müssen, denn das Bauprojekt soll erst im April 2022 abgeschlossen werden. Die Landesbühnen zeigen sich aber erfinderisch, und machen aus der Not eine Tugend, indem sie ihren Besuchern als Ersatz gleich drei sommerliche Bühnen für ein buntes Sommer­theater anbieten.

Beim Rathener Theatersommer: „Kiss Me, Kate” / Foto: © Sylvio Dittrich
Rathener Theatersommer im Theaterzelt Rathen

Schon im letzten Jahr feierte das Theaterzelt Rathen seine Pre­miere. Schnell erfreute sich das Zelt von André Sarrasani großer Beliebtheit, denn die Interimsspielstätte ist ein Er­lebnis für sich. Sie steht direkt an der Elbe gegenüber der be­rühmten Rathener Bastei. Angenehmer Nebeneffekt: Der Aufstieg zur Felsenbühne fällt weg, denn das Zelt befindet sich gerade mal 100 Meter vom Bahnhof Rathen entfernt. Von Mai bis August 2021 gibt es ein buntes Theaterprogramm, das sich vor allem an Kindern und Familien richtet. So wie das Herz­stück im Spielplan des diesjährigen Rathener Theater­som­mers, der ewig junge Peter Pan, der am 22. Mai zur Premiere das erste Mal Theaterzeltluft schnuppert. In Szene gesetzt wird der Kinderbuchklassiker von J. M. Barrie vom Landesbühnen-Intendanten Manuel Schöbel höchstselbst. „Ich finde, dass sich das Theaterzelt von André Sarrasani gut in die Landschaft eingefügt hat“, sagt der in Dresden geborene Dramaturg, dessen Vertrag gerade erst um weitere fünf Jahre verlängert wurde. „Nun freuen wir uns auf den Sommer 2021 im Theater­zelt und dann auf die Wiedereröffnung unserer Felsenbühne 2022.“ Bis es soweit ist, kommt es in Rathen neben Peter Pan aber auch noch andere Inszenierungen wie das Broadway-Musical „Annie Get Your Gun“, die Kinderoper „Der Frosch muss weg“, die Komödie „Kiss Me Kate“ oder das Familien­highlight „Pettersson und Findus“ zur Aufführung.
www.rathener-theatersommer.de

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” vor dem Schloss Moritzburg  / Foto: © René Jungnickel
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ vor dem Schloss Moritzburg

Ja, ist denn heute schon Weihnachten? Wie einst der Kaiser, könnte man sich wundern, wenn man plötzlich eine Prin­zes­sin in spe im Theatersommer-Programm der Landesbühnen erblickt. Doch, der Schein trügt nicht. Tatsächlich werden die „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ 2021 nicht nur in der Weihnachtszeit versteckt, sondern auch im Sommer. Und zwar nicht irgendwo: Das Stück wird auf der Nordterrasse des Mär­chenschlosses in Moritzburg gezeigt. Das macht in mehrfacher Hinsicht Sinn, denn kein anderer Schauplatz ist so un­trennbar mit dem beliebten deutsch-tschechischen Mär­chen­film verbunden wie Schloss Moritzburg. Einerseits dient es als Kulisse für die Aschenputtel-Version von 1973, anderseits strömen jährlich tausende Besucher nach Moritzburg, um die Win­ter­ausstellung mit Hintergrundgeschichten zum Film und zum Werdegang des Märchens zu erkunden. Bereits über eine Mil­lion Menschen haben die Ausstellung gesehen, die in diesem Winter pandemiebedingt ausfallen musste. Umso mehr werden sich die Fans darüber freuen, dass es in Form des Theater­stücks sommerlichen Ersatz gibt, die die Sehnsucht nach dem Schimmel Nikolaus, dem Hund Kasperle und der Eule Rosalie stillen kann. Schon im letzten Jahr konnte die Nachfrage nach dem Stück, das abermals von Manuel Schöbel inszeniert wird, kaum gedeckt werden, zumal aufgrund der Hygienebe­stim­mungen weniger Zuschauer zugelassen wurden. Dafür stehen 2021 ab dem 3. Juli über 20 Aufführungen im Spielplan.
www.landesbuehnen-sachsen.de

„Winnetou I” im Lößnitzgrund  / Foto: © Thorsten Arndt
„Winnetou I“ im Lößnitzgrund

Fast schon ein Heimspiel für die Landesbühnen Sachsen sind dagegen die Aufführungen im Lößnitzgrund, liegt die Spiel­stätte doch kaum einen Steinwurf weit entfernt vom Stamm­haus in Radebeul. In jedem Fall wesentlich weiter weg als die Felsenbühne Rathen, für die der „Winnetou I“ eigentlich ge­plant war. Schon 2020 sollte der Karl May-Evergreen den lauschigen Lößnitzgrund verzaubern, doch leider mussten die Aufführungen aus nachvollziehbaren Gründen abgesagt werden. Viele Ticketbesitzer zeigten sich aber solidarisch und ga­ben ihre Eintrittskarten nicht zurück, in der Hoffnung auf eine neue Chance in diesem Sommer. Die Inszenierung wird den räumlichen Gegebenheiten im Lößnitzgrund angepasst, so dass auch auf Besucher, die die Aufführung bereits in Rathen gesehen haben, einige Überraschungen warten. Dazu gehören natürlich wieder zahlreiche imposante Kämpfe, Stunts und artistische Einlagen, ganz so wie man es von den Landesbühnen gewohnt ist. „Aus den Büchern, die einst Karl May hier in Rade­beul geschrieben hat, steigen die Figuren auf die große Bühne des Lößnitzgrundes und wir freuen uns, wenn unser Winnetou sozusagen nach Hause kommt“, frohlockt Ma­nuel Schöbel, der auch für den „Winnetou I” die Inszenierung übernommen hat. Vorerst sind bis zum 13. Juni zehn Auf­führungen geplant. Los geht es mit der Premiere am 29. Mai.
www.der-loessnitzgrund-ruft.de
www.landesbuehnen-sachsen.de

Alle Termine finden Sie (unter Vorbehalt) in unserem Veranstaltungskalender.

Redaktion: Philipp Demankowski

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