Ein Quartal für die Kunst
Unter den vielen Orten, an denen in Dresden Kunstgenuss möglich ist, ragt die Städtische Galerie noch heraus. Hier gelingt es, den Besuchern ein besonders nahbares Verhältnis zu den Werken zu ermöglichen. Die Galerie will die Menschen in ein Zwiegespräch mit der Kunst bringen, dieses Gespräch anregen und begleiten. Die Macher hoffen inständig, schon bald wieder Besucher begrüßen zu können, denn die geplanten Ausstellungen könnten spannender nicht sein.
Direkt nach der hoffentlich bald eintretenden Wiedereröffnung sollte man sich die Sonderausstellung „Figuren“ mit Zeichnungen von Constanze Deutsch und Skulpturen von Klaus-Michael Stephan ansehen, deren Laufzeit ins neue Jahr verlängert wurde, um den Verlust an öffentlicher Wirkung durch die Schließung im November und Dezember auszugleichen. Offiziell wird das neue Jahr aber mit einer ganz besonderen Schau begrüßt. Am 3. Februar feiert die Sparkasse in Dresden ihren 200. Gründungstag. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen fördert zusammen mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden seit Jahrzehnten Kunst und Kultur, unter anderem durch den Ankauf von Kunstwerken und die Förderung junger Künstler. Beide Institutionen haben ein bedeutendes Konvolut von Kunstwerken als Leihgabe an die Städtische Galerie Dresden übergeben. Arbeiten von Künstlern wie Carlfriedrich Claus, Gerhard Altenbourg, Hermann Glöckner und Wilhelm Müller befinden sich darunter. Die Galerie präsentiert anlässlich des Jubiläums diese Neuzugänge zusammen mit Leihgaben aus der Sammlung der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.
Destillierte Grundformen
Im März eröffnet eine weitere Sonderausstellung, für die der Maler Andreas Hildebrandt als Kurator gewonnen wurde. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich damit, Grundformen aus seinen intuitiv gefundenen Gemäldekompositionen zu destillieren. Diese Auseinandersetzung ging einher mit Überlegungen über Grundlagen, Prämissen und Verwandtschaften in seiner künstlerischen Arbeit. In der Ausstellung wird Andreas Hildebrandt kulturelle Innovationen im weitesten Sinne sowie Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen aus seinem Umfeld vorstellen, zu denen für ihn Anknüpfungspunkte denkbar und möglich wären. Die Ausstellung soll das Netz von Quellen und formalen Interessen des Künstlers, seine Wahrnehmungen und deren Verknüpfungen auf dem Weg zur eigenen bildnerischen Arbeit als Modell für kreatives Denken und Schaffen erfahrbar machen.
Vorstufe Prototyp
Wie gelangen Künstler jenseits direkter Gegenstandsbezüge zu ihren Bildfindungen? Die Schau „Prototypen“ soll dafür mögliche Antworten finden, die den Besucher anregen, selbst anhand von auratischen Objekten mit spannender Geschichte und eigenwilligen formalen Erscheinungsbildern auf Gedankenreise zu gehen. Es geht um das Ergründen von Entstehungsprozessen, um den „Prototyp“ als Vorstufe und Rohmaterial sowie um die Untersuchung von Materialien und Gestaltungen auf deren kulturelle Vision. Anhand von Werken aktueller Kunst sowie Kulturgutobjekten im weitesten Sinne (vom Faustkeil bis zum Messinstrument) werden Fragen wie die nach materialgerechter Gestaltung, nach ästhetischen Traditionslinien und nach der „Wahrheit des Materials“ gestellt. Gezeigt werden etwa 50 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Objekte.
Figuren. Constanze Deutsch – Zeichnungen und Skulpturen – Klaus-Michael Stephan, verlängert bis 21. Februar 2021
Von der Kunst, Kunst zu fördern, 4. Februar bis 16. Mai 2021
Andreas Hildebrandt. Prototypen/Muster und Vision, 20. März bis 1. August 2021
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