Frank Lippold in der Städtischen Galerie Dresden
„Die heimliche Perspektive” – Beeindruckende Holzschnitte von Frank Lippold ab 8. Februar in der Städtischen Galerie Dresden
Johannes Schmidt, Kustos für Malerei/neue Medien an der Städtischen Galerie Dresden, beschäftigt sich seit langem mit dem Werk des 1970 in Greifswald geborenen Künstlers Frank Lippold und empfiehlt: „Wenn man vor einer der großformativen Holzschnittplatten von Frank Lippold steht, ist in der Regel kein Blick von nur einem Standpunkt ausreichend, um das Dargestellte zu erfassen. Viele seiner Natur- und Architekturmotive sind als Kompositionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgebaut und formen geradezu atemberaubende Bildräume. Erst die ‚heimliche Perspektive‘ (ein altertümlicher Ausdruck für den Begriff der Anamorphose), der Blick von einem seitlichen Standpunkt, ergibt für unser Auge mitunter das am meisten realitätsnahe, auf jeden Fall aber ein völlig anderes Bild.”
Wie der Künstler zu seinen außergewöhnlichen Bildfindungen gekommen ist, zeigt die erste Sonderausstellung 2020 der Städtischen Galerie Dresden.
Die Entwicklung reicht bis in Lippolds Studium an der Dresdner Kunsthochschule von 1991 bis 1996 zurück. 1994 schuf er eine Holzschnittserie mit stark abstrahierten Köpfen, wobei ihn der optische und haptische Reiz der von den für den Druck eingefärbten Druckstöcke so faszinierte, dass er diese als eigenwertige Kunstwerke neben den davon gedruckten Abzügen auf Papier präsentierte. Dies war der erste Schritt zu einer generellen Abkehr vom Druck auf Papier, die letztlich größere Formate möglich machte und mit der bei Sperrholz je nach Schnitttiefe unterschiedlichen Holzfärbung im Kontrast zur schwarzen Grundfarbe interessante und nur teilweise kalkulierbare ästhetische Effekte hervorbrachte.
Von 2003 an lebte Frank Lippold mehr als zehn Jahre auf Schloss Scharfenberg, in dessen Umgebung er sich viele seiner Bildmotive erschloss. Besonders architektonische Motive entwickelten nun ein erstaunliches Eigenleben mit extremen perspektivischen Verkürzungen, Fragmentierungen und Kombinationen mit abstrakten Lineaturen.
Den letzten Schritt der motivischen Loslösung von der beobachteten Welt ging der Künstler 2014 mit seinem Umzug nach Baden-Baden, wo er bis heute lebt. Wie Zooms in die am Rande älterer Motive hier und da bereits präsenten Linienstrukturen wirken die Arbeiten seiner jüngsten Werkgruppe, die ihn auch zur Malerei zurückführte: Er begann, seine Holzplatten vor der weiteren Bearbeitung mit unterschiedlichen Farben gestisch frei zu bemalen. Nach dem Prinzip des kontrollierten Zufalls kommen diese Farben beim Schnitt zum Teil wieder unter dem Schwarz zum Vorschein oder markieren ungeschnitten belassene Bildflächen. Aus dem Grundmotiv paralleler Streifen entwickelte Frank Lippold Kompositionen, deren Status zwischen Zwei- und Dreidimensionalität oszilliert. Sie lassen sich weder eindeutig als Flächengefüge lesen, noch fügen sich ihre räumlichen Elemente zu einem geschlossenen dreidimensionalen Gebilde zusammen.
Die Ausstellung zeichnet Frank Lippolds künstlerische Entwicklung der letzten 25 Jahre nach und eröffnet einen Einblick in seine Bildwelt. Der Künstler hat sich bereiterklärt, bei Veranstaltungen während der Laufzeit der Ausstellung zu seinem Werk Rede und Antwort zu stehen. Eine erste Gelegenheit gibt ein Künstlergespräch am 26.2. um 19 Uhr.
Frank Lippold – Die heimliche Perspektive.
Februar bis 10. Mai 2020, Städtische Galerie Dresden
https://galerie-dresden.de