Florale Pracht im Großen Garten
Der Dresdner Frühling im Palais 2020 stellt mehr als 40.000 Blumen und Pflanzen im kurfürstlichen Palais im Großen Garten zur Schau.
Freunde floralen Vergnügens sehnen das nächste Frühjahr schon länger herbei. Denn 2020 ist es nach zwei Jahren wieder soweit: Bei der Ausstellung „Dresdner Frühling im Palais“ verwandelt sich das kurfürstliche Palais im Großen Garten zum achten Mal in ein blühendes und duftendes Gesamtkunstwerk. Mehr als 40.000 Blumen und Pflanzen werden unter dem Motto „Blütezeiten“ gezeigt. Die barocke Baukunst und die Skulpturen im Palais gehen mit den Blumenmeer eine Verbindung ein, die alle Sinne verzaubert. Geordnet in sogenannte Salons wird ein breites Spektrum der Floristik angerichtet.
Dabei führen sächsische Gärtner, Floristen und Designer durch fast 1000 Jahre europäische Kulturgeschichte: vom mittelalterlichen Klostergarten und den Anfängen botanischer Gärten in der Renaissance über Tulpenrausch, florale Porzellankunst und Hochzeitsbäume im Barock bis zum Urban Gardening in heutiger Zeit. Auch ein phantasiereicher Ausblick in die Gärten der Zukunft ist dabei. Vor der Ausstellung steht wie immer eine gute ein Jahr dauernde Vorbereitungszeit. Der gärtnerische Aufwand ist enorm. Die Pflanzen werden so vorgezogen, dass sie exakt zur Eröffnung anfangen zu blühen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Allerdings: Der Zauber währt nur kurz. Genau zehn Tage lang ist die vergängliche Blütenpracht zu sehen. Bei geschätzten 35.000 Besuchern sollte man die Option Vorverkauf in Betracht ziehen, um garantiert in den Genuss der floralen Farbenpracht zu kommen.
Beim Dresdner Frühling im Palais ist Wolfgang Friebel, ehemaliger Gartenmeister im Schlosspark Pillnitz, Herr über die Pflanzen. Gemeinsam mit fast 30 Gärtnereien und 25 erfahrenen Gärtnern ringt er um eine punktgenaue Blütenpracht.
Herr Friebel, Sie haben 2017 das Amt des Projektleiters und Pflanzenkoordinators beim Dresdner Frühling im Palais übernommen. Was reizt Sie an der Aufgabe?
Zum einen die Einmaligkeit der Ausstellung. Es gibt nichts Vergleichbares in Deutschland. Zum anderen ist es eine schöne Fortsetzung meiner beruflichen Tätigkeit auf einem anderen Level. Ich habe mein ganzes Leben lang mit gärtnerischen Dingen zu tun gehabt. Ich kenne praktisch alle beteiligten Gärtner, zum Teil bereits seit Jahrzehnten. Da muss man nicht lange reden. Man kommt und die Türen sind schon offen. Das macht Spaß.
Wofür sind Sie verantwortlich?
Für die gesamte Pflanzenbeschaffung, also Planung, Kalkulation, Bestellung, die Absprachen mit den Gärtnern, die Qualitätskontrolle. Dann auch die Koordination der Gärtnerinnen und Gärtner, die das alles innerhalb von zwei Tagen vor Ort aufbauen.
Das diesjährige Motto „Blütezeiten“ entführt in neun verschiedene Jahrhunderte. Wie kommen Sie vom Thema des Raums zur jeweiligen Pflanzenauswahl?
Die jeweilige Epoche grenzt die Pflanzenauswahl oftmals schon ein. Wir schauen, welche Pflanzen überhaupt in die Zeit passen. Viele unserer heutigen Zierpflanzen waren in einigen Epochen in Europa noch unbekannt oder wurden nicht kultiviert. Eine prägende Rolle spielen auch die Floristen in unserem Team, die oftmals die farblichen Leitlinien für die Räume vorgeben. Dann wählen wir dazu die passenden Sorten und Farben aus.
Im Konzept steht eine Allee mit blühenden Obstbäumen – ein kühnes Vorhaben für Ende Februar/Anfang März!
Ja, das ist sicher die größte gärtnerische Herausforderung. Wir haben zum Glück in Pillnitz das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, die Hochschule für Technik und Wirtschaft mit dem grünen Fachbereich und das Julius-Kühn-Institut, also renommierte gärtnerische Institutionen an unserer Seite. Die unterstützen uns sehr stark. Eine Gehölztreiberei zum Punkt zu bringen, ist sehr kompliziert und aufwendig. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Die Bäumchen müssen genau beobachtet werden und immer die korrekten Temperaturreize bekommen. Das ist schwierig, zumal wir nicht wissen, wie der Winter wird.
Auf welche gärtnerischen Raritäten dürfen sich die Besucher freuen?
In einem Raum werden eine ganze Reihe von schönen und etwas verrückten Tulpensorten zu sehen sein. Dann wird es einen Raum geben, wo eine Pflanze, einmal als lebende Pflanze, dann als getrocknete Pflanze und schließlich auch als Zeichnung zu sehen ist. Hier können wir einen Teil der berühmten Pillnitzer Centurien als Kopie ausstellen. Die Pillnitzer Centurien sind eine einmalige Sammlung von fast 1000 Blättern botanischer Zeichnungen, die auf Initiative von Sachsens Kurfürst Friedrich August III. zurückgehen, der seinerzeit alle Pflanzen in Pillnitz malen ließ.
Auf welchen Raum sind Sie persönlich besonders gespannt?
Eigentlich auf alle. Es gibt ja kein hundertprozentig fertiges Konzept. Selbst in der Aufbauphase können die Gärtner und Floristen ihre Vorstellungen mit einfließen lassen. Und das ist auch das, was den Beteiligten Spaß macht, dass sie nicht nur einen fertigen Plan umsetzen müssen, sondern dass sie auch selbst kreativ werden können. Damit bleibt es bis zum Schluss spannend.
Dresdner Frühling im Palais, 28.02.-08.03.2020, Palais im Großen Garten
Text: Philipp Demankowski