Suche nach dem Herz
Gruselige Gespenster, reichlich Schwertkampf-Action, Riesenkröten und viel Spaß bietet die Adaption des Cornelia-Funke-Romans „Geisterritter” für alle Theaterfreunde ab acht Jahren im Dresdner Schauspielhaus.
Ein Besuch der Familienstücke am Staatsschauspiel ist für viele Kinder und ihre erwachsenen Begleiter zur schönen Tradition geworden. In diesem Jahr ist es die spannende Adaption des Cornelia Funke-Romans „Geisterritter“, welche die zwei Stunden im Schauspielhaus viel zu schnell verstreichen lässt. Die Erfolgsautorin ist jungen Dresdner Theaterfreunden bereits durch „Reckless”, „Tintenherz” und „Herr der Diebe” bestens bekannt.
Neue Freunde in alten Mauern
Der elfjährige Jon Whitcroft (Mario Neumann) wird ins altehrwürdige Salisbury auf das Internat geschickt, welches bereits sein Vater besuchte. Er fühlt sich von seiner Mutter (Gina Calinoiu) und ihrem neuen Freund (Viktor Tremmel) abgeschoben. Zudem wird er gleich in der ersten Nacht in dem alten Gemäuer von gruseligen Geistern in Rüstungen verfolgt und mit Schwertern bedroht. Weshalb? Auf seiner Familie lastet ein Fluch! Was soll er nur tun? Hilfe kommt von seiner mutigen Mitschülerin Ella Littlejohn (Isabella Krieger), ihrer spleenigen Großmutter Zelda (Philipp Lux), die Geistertouren durch den mehr als 1000 Jahre alten Ort veranstaltet, und schließlich vom Geisterritter William Longspee (Elias Baumann), der ohne sein Herz keine Ruhe findet und daher auch selbst Hilfe bedarf. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die fiesen Gespenster auf und versuchen, das vergrabene Herz des einst vergifteten Ritters William Longspee zu finden …
Überzeugende Akteure, Schwertkämpfe und langer Applaus
Das packende Stück in der gelungenen Regie von Nicolai Sykosch ist für ein Publikum von acht Jahren an konzipiert, jünger sollten die Zuschauer nicht sein, da die Geisterkostüme und rasanten Schwertkämpfe sonst wohl eher ängstigen als begeistern.
In den wechselnden Bühnenbildern (Hansjörg Hartung) von Internat, Kathedrale, Stonehenge und Friedhof agieren die Schauspieler allesamt mit großer Spielfreude. Mario Neumann als Jon Whitcroft ist zu Beginn des Stücks glaubhaft verunsichert und ängstlich, entwickelt sich jedoch im Laufe der Handlung dank der Unterstützung seiner Freunde zum wagemutigen Kämpfer gegen die bösen Geister. Isabella Krieger ist in der Rolle der Ella Littlejohn ein sehr heutiges starkes, mutiges Mädchen mit Neugier, Herz und Verstand. Der heimliche Star der Aufführung ist Philipp Lux als Großmutter Zelda – unglaublich mitreißend, lustig und schrill. Viktor Tremmel überzeugt in seinem Wandel vom schnöseligen Lebensgefährten von Jons Mutter mit Rauschebart zum aufgeregten Geisterjäger.
Ein Besuch des Stücks ist ein großer Theaterspaß für Mädchen und vielleicht noch mehr für Jungs. Und auch den erwachsenen Begleitern bereitet „Geisterritter” großes Vergnügen. Das Premierenpublikum applaudierte entsprechend begeistert.
Geisterritter
nach dem Roman von Cornelia Funke, für die Bühne bearbeitet von Beate Heine und Christina Rast, Regie: Nicolai Sykosch
Dauer der Aufführung: Zwei Stunden, eine Pause,
Schauspielhaus, Theaterstraße 2, 01067 Dresden
Termine, Karten etc. unter www.staatsschauspiel-dresden.de
Text: Jörg Fehlisch