Zurück ins Nest

ARD/MDR TATORT: DAS NEST, Erstausstrahlung am 28.04.19: Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Schnabel (Martin Brambach) wundern sich über Gorniaks Alleingang. / Foto: © MDR/Wiedemann&Berg/Daniela Incoronato
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Die gebürtige Dresdner Schauspielerin Cor­nelia Gröschel ist als Kommissarin Leonie Winkler neu im Dresdner Tatort-Team.

Es war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Das kann man den Organisatoren der Tatort-Vorpremiere von „Das Nest“ durch­aus zugestehen. Dass der große Saal im Rundkino aus allen Nähten platzt, hatte man zuvor lange nicht gesehen. Doch eigentlich konnte man mit dem Besucherandrang rechnen. Tatortgucken und -bewerten gehört ja ohnehin zu den be­lieb­testen Hobbys der Deutschen. Wenn dann noch eine neue Kom­missarin vorstellig wird, kann man sich vorstellen, dass die Neugier groß ist.

Das Dresdner Tatort-Team, v.l.: Oberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) und Kommissarin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) / Foto: MDR/Daniela Incoronato

Denn ab sofort ergänzt Cornelia Gröschel das Dresdner Tatort-Team um Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Peter Michael Schnabel (Martin Brambach). Ein Traumjob für die gebürtige Dresdnerin, die nach einer außerordentlich vielfältigen TV- und Bühnenkarriere zumindest vorübergehend immer mal wieder ins heimische Nest zurückkehrte. Die Krimi-Pre­miere lief bereits am 28. April über den Bildschirm und stieß auf ein gutes Kritikerecho. Auch die Quote konnte sich sehen lassen. Knapp zehn Millionen Zuschauer sahen das Debüt mit Kom­missarin Leonie Winkler. Und auch die zweite Episode des neuen Teams ist bereits abgedreht. 

Im Vorfeld der Erstausstrahlung von „Das Nest“ trafen wir uns mit Cornelia Gröschel in einem Café in der Dresd­ner Altstadt, um mit ihr über die neue Schauspiel­erfahrung zu sprechen. 

Welche Rolle hat es gespielt, dass das Rollenangebot aus Ihrer Heimat Dresden kam?

Cornelia Gröschel: Eine große. Das hat die Entscheidungs­findung schon sehr stark beeinflusst. Das Angebot war definitiv eine Praline, die ich nicht so einfach ablehnen konnte. 

Haben Sie durch die Arbeit auch neue Seiten Ihrer Heimatstadt kennengelernt?

Unbedingt. Das war auch mein Wunsch. Ich habe es schon daran gemerkt, dass ich bei TV-Projekten noch nie so sehr an der Motivliste interessiert war wie bei den Tatort-Episoden. Die Motivliste ist ja quasi die Aufstellung der Orte, an denen wir drehen. Ich habe mich immer sehr gefreut, wenn ich neue Ecken kennengelernt habe. Schon wenn ich früh zum Dreh gefahren bin, habe ich die Stadt ganz anders wahrgenommen.

Welche Neuentdeckungen waren das bei der Tatortfolge „Das Nest“?

Das Haus, in dem der Mörder lebt, liegt in einer kleinen Nebenstraße in Bühlau. Da stehen ein paar wunderschöne Villen, die ich bis dato noch nicht kannte. Das ist eine Gegend, in die man sich eigentlich nicht hin verirrt, wenn man nicht zufällig selbst da wohnt oder jemanden kennt. Eine prominente Rolle im Film nahm auch das Schloss Helmsdorf in Stolpen ein, von dem ich vorher noch nie gehört hatte.

Auch am Uniklinikum wurde gedreht…

Die Szenen mit unserem Gerichts­medi­ziner Dr. Falko Lammert (Peter Trabner) haben wir in der echten Pathologie des Uniklinikums gedreht. Da haben dann auch die echten Kollegen vorbeigeschaut, um zu überprüfen, ob wir auch alles richtig machen. In einer der beiden Folgen, die wir bereits gedreht haben, hatten wir etwa die Leichen falsch herum auf den Tischen platziert. Die korrekte Anordnung ist wichtig, da die Tische ein leichtes Gefälle haben müssen, da­mit das Blut ordentlich abläuft. Unsere Leichen, extra angefertigte Puppen, wurden von den echten Pathologen aber außer­ordentlich gelobt. Sie wären sehr authentisch.

Inwiefern haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Indem ich mich ausführlich mit der Poli­zei­arbeit beschäftigt habe. Dafür habe ich auch in Dresden am Hauptbahnhof bei der Bundespolizei hospitiert, was glücklicherweise über einen privaten Kontakt zustande kam. Das war unter anderem auch deshalb wichtig, weil ich mich dabei mit dem Tragen einer Waffe vertraut machen konnte. Die Polizis­tin­nen und Polizisten waren sehr entgegenkommend und herz­lich. Ich glaube, sie haben sich gefreut, dass ich mich so intensiv für ihre Arbeit interessiert habe. Der Kontakt besteht bis heute. Auch bei der Premiere im Rundkino waren sie zu Gast.

Sind Sie eigentlich passionierter Tatort-Gucker?

Mal mehr, mal weniger. Es gibt Zeiten, in denen ich sehr intensiv schaue. Es gibt aber Phasen, in denen ich eher gezielt Episoden schaue, die gute Kritiken oder ein besonderes Medienecho bekommen habe. Ich denke aber, ich bin einigermaßen gut im Bilde.

ARD/MDR TATORT: DAS NEST, am Sonntag (28.04.19) um 20:15 Uhr im ERSTEN. Regisseur Alex Eslam im Gespräch mit Schauspielerin Cornelia Gröschel; rechts im Bild: Kameramann Carlo Jelavic / Foto: © MDR/Wiedemann&Berg/Daniela Incoronato

Nicht nur Sie sind als Kommissarin neu dabei. Auch tonal hat man das Gefühl, der Dresden-Tatort hat einen Relaunch erfahren. Statt den konventionellen und teils humorigen Ansätzen war „Das Nest“ ein relativ harter Serienkiller-Krimi. Kam Ihnen dieser klare Schnitt entgegen?

Relaunch trifft es. Für mich ist das natürlich perfekt. Es war aber für alle Beteiligten ein Neustart, was vielleicht auch ganz gut war. So konnte das Team vor und hinter der Kamera frei agieren, ohne Ballast aus den vorherigen Pro­duk­tionen. Wir wollten einen frischen Eindruck. Das war auch in Martins und Karins Sinne. Das Gefühl hatte ich zumindest.

Inwieweit wissen Sie bereits, wie es mit Ihrer Figur Leonie Winkler in den nächsten Folgen weitergeht?

Das entwickeln wir noch. Wir haben die ers­ten beiden Folgen ja direkt hintereinander gedreht. Deshalb blieb noch nicht so viel Zeit, um zu verarbeiten, was darin passiert ist. Aktuell sind wir in den Gesprächen mit Regie, Pro­duktion und Drehbuchautoren, in welche Richtung es mit Leo­nie weitergeht. Wir haben Anlagen für ihre Figur geschaffen. Die werden nun in den kommenden Folgen nach und nach angereichert.

Wie würden Sie Leonies Verhältnis zu ihrer Kollegin Karin Gorniak charakterisieren? Das ist ja zunächst noch geprägt von Unsicherheit.

Ich mag die Entwicklung, die die beiden miteinander nehmen. Der Anfang ihrer Beziehung ist gleich geprägt von einem zentralen Konfliktmoment. Leonie funktioniert im entscheidenden Moment nicht, und lässt Karin da­durch hängen. Danach finden sie aber langsam zusammen. Und diese behutsame Annäherung zu erzählen, finde ich sehr spannend. Denn sie brauchen sich beide gegenseitig. Als neue Kommissarin braucht Leonie natürlich Karins Erfahrung und Expertise. Im Verlauf von „Das Nest“ braucht aber wiederum auch Karin die Motivation und Dynamik ihrer Kollegin, um wieder den Mut zu finden, den Fall aufzuklären.

Tatsächlich ist diese Kontaktaufnahme zwischen den beiden Charakteren ein entscheidendes Element der Folge. Spannend wird aber auch sein, wie sich dann der Alltag in der zweiten Folge darstellt, die ja bereits gedreht wurde. Können Sie schon etwas verraten?

Das steht dann nicht mehr so intensiv im Fokus. Wir sind in der zweiten Folge schon ein einigermaßen eingespieltes Ermittlerteam. Der eigentliche Fall steht im Vordergrund. Der spannende Aspekt darüber hinaus wird aber der Konflikt zwischen den zwei Polizisten-Generationen sein. Karin und ich auf der einen Seite, Peter Schnabel und mein Vater Otto (Uwe Preuss) auf der anderen.

Gerade das Verhältnis von Leonie zu ihrem Vater spielte ja auch bereits in „Das Nest“ eine entscheidende Rolle. Würden Sie sagen, sie hat sich bereits aus seinem Schatten gelöst?

Cornelia Gröschel: Das Thema wird auf jeden Fall noch angesprochen, auch bereits in der neuen Folge. Ich würde nicht sagen, dass der Konflikt bereits auserzählt ist. Uwe Preuss wird sicher nicht bei jeder Folge mitspielen, aber die Be­zie­hung birgt genug Zündstoff, so dass er immer mal wieder zurückkehrt. Zudem gibt es ja auch noch das Geheimnis um ihren toten Bruder, das uns in den nächsten Folgen sicher noch beschäftigen wird.                                           

Interview Philipp Demankowski 

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