Ein großer Preis für eine starke Frau

Foto: © Oliver Killig
0
Der Dresden-Preis ging 2019 an Kim Phuc Phan Thi, die als „Napalm-Girl” zur Ikone für die Gräuel des Vietnamkriegs wurde.

Neun Jahre war Kim Phuc Phan Thi alt, als das weltberühmte Foto entstand, das zeigt, wie sie nackt und weinend vor einer Giftwolke davonrennt. Südvietnamesische Truppen hatten zuvor in amerikanischen Jagdbombern über ihrem Heimatdorf Trảng Bàng Napalmbomben abgeworfen. Geschossen hatte das Bild der vietnamesisch-amerikanische Pressefotograf Nick Út im Jahr 1972. Später bekam der heute in Los Angeles lebende Fotograf den Pulitzer- Preis für das ikonische Bild. Út selbst war es, der das Mädchen ins Krankenhaus brachte. Kim Phuc Phan Thi war so stark verletzt, dass die Ärzte nicht vom Überleben ausgingen. 30 Prozent ihrer Körperoberfläche war verbrannt. Erst nach zwei Jahren voller Operationen, Hauttransplantation und Therapie konnte sie nach Hause zurückkehren. Allerdings vergingen noch einmal acht Jahre bis sie sich wieder vollständig bewegen konnte. Heute lebt Kim Phuc Phan Thi mit ihrem Mann Toan und ihren beiden Söhnen in Toronto.

Hohes öffentliches Interesse

Der Dresden Preis, eine 30 cm hohe Bronzefigur von Konstanze Feindt Eißner, wurde ihr aus den Händen vom Preisträger des Jahres 2015, dem Herzog von Kent, am 13. Februar in der Semperoper übergeben. Die Laudatio hielt James Nachtwey. Der Kriegs fotograf bekam im Jahr 2012 die begehrte Auszeichnung. Die Veranstaltung selbst sorgte für großes öffentliches Interesse. Selbst in der ehrwürdigen New York Times wurde über die Verleihung berichtet. Ein Beleg für das Renommee, das der Dresden-Preis inzwischen genießt. Die Liste der vergangenen Preisträger beeindruckt. Dort finden sich etwa Michail Gorbatschow oder der Preisträger des letzten Jahres, Tommie Smith, der als Sieger des 200-Meter-Laufs mit der erhobenen Faust bei den Olympischen Spiele 1968 in Mexiko gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung demonstrierte. Alle Preisträger eint ein außerordentliches humanitäres Engagement und ihr Einsatz für den Frieden.

Für Frieden und Versöhnung

In der Begründung für die Preisträgerin Kim Phuc Phan Thi hieß es dann auch: „Geehrt wird die Friedensaktivistin für ihre Versöhnungsarbeit. Sie verweigert sich dem Hass konsequent, ist Goodwill-Botschafterin der Unesco und gründete eine Stiftung für vom Krieg versehrte Kinder.“ Tatsächlich musste Phan Thị Kim Phúc ihre Rolle als Aktivistin aber erst finden. Lange hatte sie mit den Nachwirkungen ihrer Verletzung zu kämpfen. Doch immer mehr setzte sie sich für Versöhnung ein. In Erinnerung blieb etwa eine Szene aus dem Jahr 1996, als sie bei einem Vietnam-Veteranentreffen den Offizier John Plummer traf, der behauptete, am Luftangriff auf ihr Dorf beteiligt gewesen zu sein. Sie drückte ihm ihre Vergebung aus. Später wurde allerdings nachgewiesen, dass Plummer nicht am Luftangriff beteiligt gewesen war.

www.dresdner-friedenspreis.de

Text: Philipp Demankowski

Sie interessieren Sich möglichweise auch für:

X