Filmfest Dresden: Kurze Filme der Veränderung

Open Air Kino / Foto: ©Elias Staiger
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Das 31. Filmfest Dresden thematisiert in seinen Schwerpunktreihen Transformations- und Wandlungsprozesse.

Jedes Jahr steht die Auswahlkommission des Filmfests Dresden vor einer wahren Mammutaufgabe, die für viereckige Augen sorgen könnte. Denn jedes Jahr gilt es unzählige Einreichungen für Europas größtes Kurzfilmfest zu sichten. Wo – bei, eigentlich kann man die Kurzfilme schon ziemlich genau zählen. 2019 waren es insgesamt 2.200 Filme aus 102 Produktionsländern, aus denen der Internationale und Nationale Wettbewerb zusammengestellt wurden. Dabei werden Preisgelder im Gesamtwert von 67.000 Euro vergeben. Das finale Programm wurde schließlich am 5. März im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Schon weit vorher wurde allerdings das begleitende Sonderprogramm bekannt gegeben. Und der Jahrgang wartet einmal mehr mit spannenden Schwerpunkten auf, der sich nicht vor Bezügen zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen scheut. Beim zweiten Festival unter der seit 2017 amtierenden Leiterin Silke Gottlebe, die schon von 1997 bis 2001 diese Aufgabe übernahm, stehen Transformations- und Wandlungsprozesse im Fokus.

Kino der kleinen Gesten

Für Umbrüche und Visionen steht etwa der britische Künstler Derek Jarman, der seine Kunst stets als politische Triebfeder verstand. 1994 mit 52 Jahren an AIDS gestorben, nutzte er mit Experimentalfilmen, mit Musikvideos, mit dem Theater, aber auch mit seiner Malerei ein ganzes Potpourri aus künstlerischen Ausdrucksmitteln, um gegen Homophobie und die neoliberale Politik der Thatcher-Regierung vorzugehen. Bekannt wurde Jarman mit seinen Spielfilmen („The Tempest“, „Caravaggio“, „Edward II“), die die schottische Schauspielerin Tilda Swinton zum internationalen Star machten. Er widmete sich aber auch dem Kurzfilm, den er als „Kino der kleinen Gesten“ verstand. Im 25-jährigen Todesjahr von Derek Jarman wird im Rahmen des Filmfests eine Auswahl seiner selten gezeigten Avantgarde- und Experimentalfilme aufgeführt. In einer umfangreichen Retrospektive widmet sich das Filmfest zudem Christian Borchert (1942-2000), einem der bedeutenden Foto – grafen der DDR und der Nachwendezeit. In Dresden geboren und hauptsächlich in Berlin und seiner Heimatstadt tätig, nimmt er aufgrund seiner seriellen Arbeits- und Erzählform, seiner eigenwilligen archivarischen Praxis und seines quasi archäologischen Umgangs mit visuellen Medien wie Film und Fernsehen eine herausragende, jedoch zu wenig beachtete Position in der deutschen Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts ein.

Von Wandel und Wut

Eine weitere Sonderreihe beschäftigt sich mit dem Status Quo auf Kuba und fragt nach dem Erbe der Revolution. Der aktuelle Wandel wird von einer neuen Generation von Filmemacherinnen und Filmemachern begleitet, deren Werke im Rahmen des Filmfests zu sehen sind. Im Sonderprogramm „Diskurs EUROPA: Invektivität – Das Zeitalter der Wut“ wiederum werden Filme gezeigt, die die Dynamiken und Konstellationen von Beleidigung, Beschämung, Herabsetzung und Diskriminierung thematisieren. Mit begleitenden Diskussionsrunden hat es sich das Filmfest-Team zum Thema gemacht, deren Manipulationspotenzial aufzudecken.  

31. Filmfest Dresden

9. bis 14. April
www.filmfest-dresden.de

Text: Philipp Demankowski

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