Christian Grashof: Ein Leben fürs Theater

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Trotz gelegentlicher Ausflüge ins Kino und ins Fernsehen ist Christian Grashof ein Theatermann wie er im Buche steht.

Der in Löbau geborene Mime ist dabei zeitlebens dem Deutschen Theater Berlin verbunden geblieben, obwohl er auch an zahlreichen anderen Häusern spielte. Seit 1970 ist er an der renommierten Spielstätte engagiert, hat dort mehr als 50 Rollen gespielt, so etwa unter Regisseur Friedo Solter den Torquato Tasso und Edgar in „König Lear“. Unvergessen ist die Doppelrolle Danton/Robespierre in „Dantons Tod“ unter der Regie von Alexander Lang. Seit September 2018 ist er sogar Ehrenmitglied an der renommierten Spielstätte. Überliefert ist seine Begeisterung für das frühe Vorbild Charlie Chaplin, festgehalten auch in der Publikation, die anlässlich seines 75. Geburtstags erschienen ist. „Kam, sah und stolperte: Gespräche mit Hans-Dieter Schütt“ ist aber weniger konventionelle Biografie als erzählte Begegnung mit dem Journalisten Hans-Dieter Schütt über ein Leben vom Arbeiterkind im sächsischen Löbau zu einem Unverwechselbaren deutscher Schauspielkunst. Zur Veröffentlichung des Buches haben wir mit dem großen Schauspieler gesprochen…

Top: Herr Grashof, Wann kam die Idee zu diesem Buch auf?

Christian Grashof: Der Verlag Theater der Zeit ist an mich herangetreten. Man wollte anlässlich des Geburtstags doch einen Blick auf mein Leben werfen. Nachdem der Name Hans-Dieter Schütt als Autor erstmals fiel, habe ich mich nach einer gewissen Bedenkzeit mit der Idee angefreundet. Wir haben uns dann getroffen, wobei schnell klar wurde, dass wir gut miteinander können. So sind wir dann zusammengekommen und haben uns über ein Jahr lang immer wieder zu Sitzungen getroffen. Dazu hat er natürlich auch noch Kollegen befragt. Und so entstand dann die Materialsammlung, die am Anfang des nun veröffentlichten Textes stand.

Top: Sie haben sich im Buch aber nicht auf die Schauspielkunst und das Theater beschränkt?

Christian Grashof: Nein, das sollte man auch nicht. Die Schauspielkunst funktioniert nicht ohne das Leben. Mein Verständnis des Berufs ist ja nicht entkoppelt von meiner Herkunft und generell von meiner Biografie. Andererseits kann man auch nicht alles von sich erzählen. Es gibt auch so etwas wie eine innere Zensur. Das Theater war ja schon so etwas wie ein übergreifendes Thema. Und da haben dann manche privaten Erlebnisse keine Relevanz.

Top: Wann wurde Ihnen denn klar, dass es mit der Schauspielerei ernst werden könnte?

Christian Grashof: Eigentlich sofort, nach dem mich jemand gefragt hat. An der Oberschule, in der ich war, gab es einen Deutschlehrer, der Laienspielkurse angeboten hatte. Und das habe ich immer gerne mitgemacht. Ein wichtiger Moment war auch meine Teilnahme an einem der Literatur-Talentwettbewerbe, die in der DDR ja regelmäßig stattfanden. Das wurde damals in Dresden veranstaltet und ich wurde von meiner Schule ausgewählt, daran teilzunehmen. Dort hat mich dann Carl Rüdiger, der damalige Intendant des Theaters Junge Generation, gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Schauspieler zu werden. Und da habe ich ja gesagt.

Top: Sie sind ja immer noch Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Verändert die Dozententätigkeit das eigene Berufsbild?

Christian Grashof: Eigentlich nicht. Ich vermittle den Studierenden meine Art der Herangehensweise an ein Stück oder eine Rolle. Ich weiß um die typischen Schwierigkeiten, da ich den Beruf ja selbst ausübe. Das ist aber immer ein Annähe rungsprozess, den die jungen Leute und ich gemeinsam gehen.

Top: Haben die jungen Schauspieler heute eine andere Vorstellung vom Beruf oder ist die Essenz gleichgeblieben?

Christian Grashof: Veränderung findet immer statt, sonst würde man ja Leben ausschließen. Es lohnt sich auch nicht, Berufsbilder zu ergründen, da ja immer wieder neue Verhältnisse in unserer Jetzt-Zeit entstehen. Deshalb sind die Menschen und damit auch die Schauspieler in ihrem Spiel immer von ihrer jeweiligen Gegenwart geprägt. Von der Zeit, in der man lebt, hat man alle Spuren mitbekommen. Im Guten wie im Schlechten. Und so begegnet man sich. Wie Generationen miteinander interagieren ist ohnehin am spannendsten. Und wenn man als älterer Mensch, dass Altwerden nicht per se mit Klugwerden gleichsetzt, dann kann man sehr gut mit jungen Menschen.

Wir verlosen zehn Exemplare von Christian Grashofs Roman ,,Er kam, sah und stolperte”. Bitte senden Sie bis zum 15. Februar eine E-mail mit Ihrer vollständigen Adresse an: redaktion@top-magazin-dresden.de! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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