DDR Design – Teil 3: Schönheit „Made in GDR“

Wie bereits in den letzten beiden Ausgaben des Top Magazins Dresden/Ostsachsen wollen wir unseren Lesern auch in der Herbstausgabe herausragende Beispiele für gelungenes Produktdesign aus der DDR vorstellen.

Nach der unzerstörbaren Küchenallzweckwaffe, dem Rühr- und Mixgerät RG28, der Kamera Penti 0, dem sogenannten Menzel-Stuhl aus den Werkstätten in Dresden-Hellerau, dem Kassettengerät KT 100 und der bunten Gießkanne aus der VEB Glasbijouterie Zittau geht es diesmal um die Bambino Kinderschreibmaschine, das legendäre Mitropa Geschirr Rationell und die Freia Nähmaschine.

Wer einen genaueren Blick werfen möchte: Alle vorgestellten Produkte „Made in GDR” sind im Museum „Die Welt der DDR“ im Dresdner Simmel-Hochhaus am Albertplatz zu besichtigen.

Die Welt der DDR
Antonstraße 2A, 01097 Dresden
www.weltderddr.de

Texte: Philipp Demankowski

Foto: Felix Posselt

Bambino Kinderschreibmaschine

Hergestellt seit etwa 1950 im VEB Optima Büromaschinenwerk in Erfurt, haben zahlreiche angehende Journalisten in der DDR ihre ersten Schreibversuche auf der Bambino Kinderschreibmaschine unternommen. Die Fabrik in Erfurt war auch für die Produktion der großen Schwester „Optima“ verantwortlich, neben der „Erika“ aus Dresden die weitverbreitetste Schreibmaschine der DDR. Zunächst wurde das Gehäuse der Bambino aus dunkelrotem oder dunkelgrünem Phenoplast produziert, doch gegen Ende der 50er Jahre wurden auch noch Varianten aus Melaminharz gefertigt. Trotz allem blieb die Kinderschreibmaschine lange unverändert und wurde stets in einem passenden Koffer mit Metallbeschlägen ausgeliefert. Die kinderleichte Bedienung erlaubte es auch den Kleinsten, erste Traktate zu verfassen. Mit einem Druck auf die verschieden gefärbten Tasten wurde das gewünschte Zeichen aufs Papier gebracht, wobei schwarz für Klein-, grün für Großbuchstaben und rot für Zahlen und Satzzeichen stand. Übrigens konnte man durch das Austauschen der Walze auch mit verschiedenen Schriftarten schreiben.

Foto: Felix Posselt

Freia Nähmaschine

Der Name Freia hat nichts mit der gleichnamigen germanischen Göttin zu tun, die man auch aus Richard Wagners Oper „Das Rheingold“ kennt. Vielmehr bezieht sich der Name auf eine herausragende Funktionalität der Nähmaschine, die im VEB MEWA Ernst-Thäl mann-Werk Suhl zwischen 1948 und 1955 hergestellt wurde. Freia steht nämlich für Freiarmmaschine. Das Gerät war damals tatsächlich das erste seiner Art in Deutschland. In
Windeseile aufgebaut, bot sie den Benutzern erstmals die kinderleichte Bedienung im Haushalt. Damals eine atemberaubende Innovation. Ein integriertes Arbeitslicht sorgte für die korrekte Beleuchtung. Wie so viele
Produkte aus der DDR kam die Nähmaschine im praktischen Kofferformat daher, so dass sie nach der Benutzung wieder verstaut werden konnte. Verstecken braucht sich die Freia aber keineswegs. Immerhin ist sie nicht nur funktionstüchtig, sondern auch formschön mit ihrem Gehäuse aus rotbraunen Duroplast. Entwickelt wurde die Nähmaschine vom gelernten Flugzeugbauer Ernst Fischer.

Foto: Felix Posselt

Mitropa Geschirr Rationell

Jeder ehemalige DDR-Bürger kennt es. Das Mitropa Geschirr Rationell war aus dem All tag nicht wegzudenken. Seit Ende der 1970er Jahre versorgte das staatliche Reise-Versorgungs unternehmen Mitropa die Zugreisenden von Rügen bis ins Erzgebirge mit Kaffee und Tee in den Tassen mit dem markanten grünen Rand. Bald verbreitete sich das Geschirr überall dorthin, wo zahlreiche Menschen ihren Hunger stillten. Kaum eine Gaststätte, kaum eine Betriebskantine, die ohne das „Rationell“ auskam. Wobei der Name „Rationell“ eher unbekannt war. Meist sprach man einfach vom „Mitropa-Geschirr“. Hergestellt aus Colditzer Porzellan, war es vor allem aufgrund seiner praktischen Stapelbarkeit beliebt. Bis heute wird es von Design-Experten für seine formale Schlichtheit und seine angenehme Haptik gelobt. Für den Entwurf zeichneten die Produktdesigner Margarete Jahny und Erich Müller vom Zentralinstitut für Gestaltung Berlin verantwortlich, was in der DDR nur die wenigsten wussten. Das hat sich inzwischen geändert. Heute gilt Margarete Jahny, die 2016 mit 93 Jahren verstarb, als bedeutendste Kunstgestalterin der DDR.

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