Kurz, aber nicht knapp

Fotos: © FILMFEST DRESDEN, Oliver Killig
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Dresdens Vorzeige-Filmfestival startet in die 32. Saison und beweist, dass auch kurze Kunst heiße Eisen anpacken kann.

Klimakrise, Konsum- und Kapitalismuskritik, Genderfragen: Keine kleinen Brötchen werden beim 32. Filmfest Dresden gebacken. „Auffällig an diesem Wettbewerbsjahrgang ist die vielschichtige und teilweise sehr persönliche Perspektive, aus der die Filmemacherinnen und Filmemacher das aktuelle Weltgeschehen betrachten,“ erklärt Festivalleiterin Sylke Gott – lebe dazu. Man wird die globalen Probleme zwar nicht lösen können, es steht aber zu vermuten, dass die Auswahl an Kurzfilmen, die das Kurationskommando für den Jahrgang 2020 zusammengestellt hat, zumindest nachhaltige Reflektionsanstöße bieten wird. Einmal mehr wird dabei deutlich, dass kurz nicht automatisch knapp an Inhalt bedeuten muss. Sage und schreibe 2.900 Einreichungen landeten in den Briefkästen der Sichtungskommission, die damit vor der herausfordernden Aufgabe stand, auf genau 70 Filme zu reduzieren. Nun ist das Publikum nach der Corona-bedingten Verschiebung vom angestammten Termin im April vom 8. bis 13. September an der Reihe, aufmerksam zu sichten, um einschätzen zu können, ob das Preisgeld von über 67.000 Euro gerecht verteilt wird. Die Produktionen konkurrieren da bei wie immer im Nationalen und im Internationalen Wettbewerb um die begehrten „Goldenen Reiter“ und diverse Sonderpreise.

Trauma im Fokus

Doch neben dem Wettbewerb bietet das Filmfest Dresden auch immer die Möglichkeit mittels Schwerpunktsetzung cineastische Legenden zu stricken oder auf Persönlichkeiten hinzuweisen, deren filmisches Schaffen zu entdecken lohnt. So beschäftigt sich eines der Sonderprogramme 2020 unter dem Titel „Nachbilder – Spuren des Traumas“ mit der künstlerischen Umsetzung von traumatischen Ereignissen. „In diesem Jahr möchten wir in unserem Programm den inhaltlichen Schwerpunkt auf das Erzählen des Unsagbaren und das Zeigen des Unsichtbaren legen und fassen dies unter dem Begriff des Traumas, der Traumatisierung, aber auch der Trauma überwindung zusammen,“ sagt Sylke Gottlebe. In diesem Zusammenhang werden auch zwei Kurzfilme des Künstlers Omer Fast aus Jerusalem gezeigt.

Experiment als Chance

Ein weiteres Spezial widmet sich Regisseurinnen der DEFA und des unabhängigen Films der DDR. In der Retrospektive „Poetisch. Politisch. Renitent.“ werden Arbeiten der Dresdner Künstlerinnen Christine Schlegel, Marion Rasche und Monika Anderson sowie Dokumentarfilme von Helke Misselwitz gezeigt. Weil die Verantwortung eines DEFA-Spielfilms den Regisseurinnen in der DDR in der Regel verwehrt blieb, nutzten vor allem bildende Künstlerinnen das Feld des Experimental-, Dokumentar- und Animationsfilm aus, um starke künstlerische Beiträge zu produzieren. Schließlich setzt das Programm Focus Québec die traditionsreiche Freundschaft und Partnerschaft zwischen Sachsen und der fran zösischsprachigen Provinz Québec auch in diesem Jahr fort.   

32. Filmfest Dresden
8. bis 13. September 2020
 www.filmfest-dresden.de
Text: Philipp Demankowski

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