Exzellente Vorzeichen

Foto: Frank Johannes
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Das Top Magazin Dresden/Ostsachsen im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der Technischen Universität Dresden.

Der September war ein guter Monat für die TU Dresden. Während die Studierenden der Volluniversität wahlweise den wohlverdienten Urlaub genossen oder letzte Vorbereitungen für kommende Großtaten trafen, gab die Unileitung eine Erfolgs meldung bekannt. Nicht weniger als sechs von insgesamt acht Antragsskizzen für Exzellenzcluster der TU Dresden wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgewählt, um Vollanträge einzureichen. Die zugelassenen Cluster gehören zu den Forschungsprofillinien Gesundheitswissenschaften, Biomedizin und Bioengineering; Intelligente Werkstoffe und Strukturen sowie Informationstechnik und Mikroelektronik. Damit hat die TU Dresden nach der Universität Bonn die beste Quote unter allen deutschen Hochschulen und gute Chancen für den weiteren Verlauf des Wettbewerbs. Ziel ist es, möglichst viele Anträge für Exzellenzcluster und den Antrag für den Status Exzellenzuniversität bewilligt zu bekommen. Das Förderprogramm Exzellenzstrategie beginnt 2019 und löst die bisherige Exzellenzinitiative ab.

Doch Rektor Prof. Dr.-Ing. Hans Müller-Steinhagen hat noch weitere Gründe zur Freude. So verzeichnet die TU Dresden trotz des Wegfalls der beiden Bachelorstudiengänge Law in Context und Musikwissenschaften zum Wintersemester 2017/18 mit einem Plus von 8,7 % deutlich mehr Studienanfänger im 1. Hochschulsemester als im Vorjahr. Insgesamt hat die TU Dresden damit 33.515 Studenten. Im Gespräch mit dem Top Magazin berichtet der seit 2010 amtierende Rektor über die nächsten Schritte auf dem Weg zur Qualifizierung für die Exzellenzstrategie und die Effekte des Förderprogramms auf die Hochschulpolitik.

Herr Müller-Steinhagen, herzlichen Glückwunsch. Im September wurden die Hochschulen bekannt gegeben, die in der finalen Bewerbungsrunde um Exzellenzcluster konkurrieren. Die TU Dresden ist noch mit sechs Clusterskizzen dabei. Wie bewerten Sie diesen Erfolg?

Vielen Dank. Die Glückwünsche kann ich natürlich nur weitergeben an die Kolleginnen und Kollegen, die die Clusterskizzen geschrieben haben. Das ist ein unglaubliches Ergebnis für die TU Dresden. Wir sind nach Bonn die zweiterfolgreichste Universität in dieser ersten Phase des Wettbewerbs. Das zeigt, dass wir uns hervorragend vorbereitet haben. Wir hatten bereits im Juni 2015 damit angefangen, nach geeigneten Themen zu suchen. Die ausgearbeiteten Antragsskizzen wurden dann im April dieses Jahres eingereicht. Da merkt man, dass es sich lohnt, dass wir sorgfältig ausgewählt und Skizzen auf den Weg gebracht haben, die den entsprechenden Qualitätsansprüchen genügen.

Was sind neben Qualität der Skizzen wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Antragsstellung?

Wir wissen ja nicht genau, warum sich die Gutachter für die jeweiligen Antragsskizzen entschieden haben. Ich denke, ein wesentliches Kriterium ist die Innovationskraft, die weit über das hinausgehen muss, was man mit einem kleineren, kurzfristigen Projekt erreichen kann. Wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen, wie wir sie im Rahmen von DRESDENconcept institutionalisiert haben. Auch Nachwuchsförderung und Gleichstellung spielen eine wichtige Rolle. Aber entscheidend ist natürlich das wissenschaftliche Konzept. Wir wollen in den Clustern einen wissenschaftlichen Status erreichen, der eine solche Strahlkraft hat, dass sowohl deutsche als auch ausländische Studierende und Wissenschaftler in diesen Bereichen nicht mehr um Dresden herumkommen.

Foto: ronaldbonss.com/ Bonss

Wie geht es jetzt weiter im Wettbewerb?

Wir sind schon seit Juni dabei, die Vollanträge für die Exzellenzcluster vorzubereiten, sind also sozusagen mittendrin. Am 21. Februar 2018 müssen die Anträge abgegeben werden. Da sie vorher noch dem sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vorgelegt werden müssen, sollten sie eigentlich Ende Januar komplett fertig sein. Es ist ein sehr enger Zeitplan. Zur Qualitätssicherung nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich auch ihre Netzwerke und ersuchen den Rat ihrer Wissenschaftskollegen von weltweit führenden Universitäten.

Inwieweit profitieren auch Studiengänge von der Zulassung, die thematisch nicht direkt mit den Exzellenzclustern verbunden sind? Wie kommen die Förderungen beim „normalen“ Studenten an?

Man muss ganz klar sagen: Die Exzellenzinitiative und jetzt eben die Exzellenzstrategie dienen der Förderung der Wissenschaft, d.h. im Wesentlichen der Forschung. Bei den Clustern selbst handelt es sich ja um große Forschungs verbünde. Davon profitieren Studierende, die an der TU Dresden ihr Grundstudium absolvieren, zwar nur bedingt,
aber indirekt ergeben sich zahlreiche Vorteile.

Was meinen Sie damit?

Spitzen-Professoren und -Professorinnen kommen an die TU Dresden und beteiligen sich selbstverständlich auch an der Lehre. Durch die finanzielle Förderung wird die Infrastruktur verbessert, die auch den Studierenden zur Verfügung steht. Zudem sind wir von den im Jahr 2010 beschlossenen Stellenkürzungen des Freistaats verschont geblieben. Wir haben ein beschleunigtes Bauprogramm über 250 Millionen Euro zugesprochen bekommen. Es gibt neugeschaffene Institutionen an der TU Dresden zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses, wie die Graduiertenakademie, oder auch das QUIX-Projekt, mit dem zahlreiche Ideen der Studierenden zur Verbesserung der Studienbedingun gen auf dem Campus bereits umgesetzt wurden. Zudem ist die neu geschaffene Exzellenzstrategie mit einer sogenannten Universitätspauschale verbunden, die das Rektorat als Strategiezuschlag erhält, um die Hochschule insgesamt weiterzubringen.

Ein erhoffter Effekt der Bewilligung der Exzellenzcluster war stets die Intensivierung des Wissenstransfers aus der universitären Forschung heraus in den Bereich der Wirtschaft. Wie schätzen Sie die Entwicklung in diesem Bereich ein?

Die TU Dresden hat als Technische Universität schon immer eng mit der Industrie zusammengearbeitet, nicht nur mit Unternehmen aus Dresden, sondern welt weit. Wir sind eine der deutschen Universitäten mit den meisten Patentanmeldungen und erhalten jedes Jahr mehr als 30 Millionen Euro aus der Industrie für Forschungsaufträge. Aber ohne Zweifel sind wir jetzt noch attraktiver für die Wirtschaft als vor zehn Jahren. Auch die Unternehmen schmücken sich gerne mit prestigereichen Kooperationen mit einer Exzellenzuniversität. Zudem siedeln sich Firmen, die sich über einen neuen Standort Gedanken machen, viel eher in einem universitären Umfeld an, das hochqualifizierte Absolventen und leistungsfähige Forschungs- und Entwicklungskooperationen verspricht. Die Entscheidung von Bosch für Dresden ist das beste Beispiel.

Sie sprechen sich stets deutlich für ein weltoffenes und tolerantes Klima in der Stadt aus. Warum ist das so wichtig für die Universität?

Weltoffenheit und Toleranz sind nicht verhandelbar! Das sehe ich privat und als Rektor so. Für uns als Universität spielt Internationalität aber auch deshalb eine große Rolle, weil wir die weltweit besten Studierenden und Wissenschaftler an die TUD binden wollen. Der Wettbewerb um internationale Spitzenkräfte wird immer härter. In diesem Wettbewerb können wir nur mit einem optimalen Gesamtpaket, zu dem eben auch das gesellschaftliche Klima in der Stadt gehört, bestehen. Ein Umfeld, das diese Grundprinzipien verletzt, schadet uns ungemein. Der Ausländeranteil bei unseren Studierenden liegt aktuell bei 14 Prozent. Da sehe ich noch großes Entwicklungspotenzial, denn damit holen wir auch zu künftige Nachwuchswissenschaftler und hochqualifizierte Arbeitskräfte für die Wirtschaft nach Dresden und Sachsen.

Exzellenzstrategie: Diese sechs Cluster sind im Rennen

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