Alles ist verarbeitet: Tony Franz-Ausstellung

Tony Franz, SEND THEM TO US 01 (Ausschnitt), 2017. Bleistift auf Papier, 40 x 30 cm. Besitz des Künstlers, Foto: Tony Franz
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Tony Franz spürt in den Werken der Ausstellung „Send Them To Us“ den Inszenierungsmechanismen der Online-Medien nach.

Der geborene Zwickauer hat bei Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste studiert. Er lebt und arbeitet aber heute auch in Leipzig. In diesem Jahr hat Tony Franz ein sechsmonatiges Atelierstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen erhalten. Dabei sind Arbeiten entstanden, die nun im Projektraum Neue Galerie präsentiert werden. Ausgangspunkt für die Zeichnungen sind die in den 1980er Jahren als Drucke weit verbreiteten Gemälde weinender Kin der des Künstlers Giovanni Bragolin (1911-1981) und deren mediale Nutzung. Die Bilder waren in den 1960er bis 1980er Jahren als Postkarten- und Postermotive überaus beliebt. Tony Franz begegnete ihnen noch Anfang der 1990er Jahre als Massenware in einem vietnamesischen Ramsch-Laden in Zwickau. Anlass seiner Beschäftigung mit diesen Bildern bot allerdings eine aktuelle Debatte in einem Online-Forum, auf die er 2016 zufällig gestoßen war. Die Diskussion entzündete sich an vermeintlich verhexten Bildern weinender Kinder von Bragolin und rankte sich um die Frage, ob es verfluchte Kunst wirklich geben könne oder nicht. Tony Franz will mit seinen Online-Recherchen nicht etwa Behauptungen auf ihre Richtigkeit hin prüfen, sondern die Wege medialer Inszenierungen offenlegen. Wenn Tony Franz dabei die Hinweise auf Photoshop oder andere Apps in seinen Zeichnungen stehen lässt, macht er die Spuren der Bildbehandlung absichtlich kenntlich. Als willkommene Störung erinnern sie daran, dass alles gemacht und nichts von alleine so ist, wie es uns begegnet.

Tony Franz. Send Them To Us
28. Oktober bis 11. Februar 2018
Städtische Galerie Dresden, Projektraum Neue Galerie
www.galerie-dresden.de

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