Gerhard Richter und Benjamin Katz: Mit dem Blick eines Freundes

Gerhard Richter im Kölner Atelier 1983, Foto: Benjamin Katz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Zum 85. Geburtstag widmen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dem großen Gegenwartskünstler Gerhard Richter gleich zwei Ausstellungen. Aktuell zeigt das Albertinum Atelierfotografien von Benjamin Katz.

Bevor ab 20. Mai neue Werke des geborenen Dresdners im Albertinum gezeigt werden, findet bereits jetzt an gleicher Stelle eine Ausstellung mit Fotografien aus dem Kölner Atelier Gerhard Richters statt. Der befreundete Fotograf Benjamin Katz erhielt dabei die Möglichkeit den Künstler in seiner ureigenen Arbeitsatmosphäre festzuhalten. Eine Sphäre, in die sonst kaum jemand vorstößt, schon gar nicht zum Fotografieren. Denn Gerhard Richter lässt sich nur widerwillig ablichten. Möglich ist dieser Vertrauensvorschuss durch die Freund­schaft, die die beiden Künstler seit Dekaden verbindet. Der 1939 in Antwerpen geborene Fotograf kommt eben nicht als Be­auftragter, sondern als Freund in die Ateliers. Dadurch entsteht eine Wahrhaftigkeit, die sonst kaum konstruiert werden kann. Ein Vor­gehen, dass auch seine berühmten Foto­grafien von ebenfalls befreundeten Künstlern wie Marcel Broodthaers, Georg Baselitz oder Sigmar Polke ermöglichte.

Atelier-Schnappschüsse

Im Falle von Gerhard Richter sind im Laufe von drei Jahr­zehnten Fotografien entstanden, die ihn bisweilen portraitieren, an anderer Stelle aber auch bei der Arbeit an ikonischen Wer­ken wie den „Kerzenbildern“ zeigen. Entwürfe für das sogenannte Richter-Fenster, das der Künstler für den Kölner Dom anfertigt, sind ebenfalls auf den Bildern zu sehen. Für Kunsthistoriker sind diese Zeugnisse von unschätzbarem Wert. Doch Liebhaber zeitgenössischer Fotokunst betrachten die Bilder aus einem anderen Blickwinkel. Denn für Benjamin Katz steht nicht das Interesse am Dokumentarischen im Vorder­grund. Er richtet seine Kamera gerade nicht auf das Offen­sicht­liche, auf den Prozess der künstlerischen Produktion. Seine Aufnahmen mit einer kleinen Leica-Kamera entstehen fast beiläufig. Es gelingt ihm, die typischen Situationen so festzuhalten, dass wir in seinen Fotografien mehr als das zu Er­wartende wiederfinden. Es sind Schnappschüsse, die uns ein einzigartiges und authentisches Bild des Künstlers vermitteln. Bisher waren diese Fotografien nur in der Kunsthalle Bremer­haven anlässlich des 80.Ge­burtstags von Gerhard Richter zu sehen. Für das Albertinum hat das Dresdner Gerhard-Richter-Archiv die Ausstellung neu aufbereitet.

Benjamin Katz fotografiert Gerhard Richter
Ausstellung bis 21. Mai 2017
im Albertinum
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
www.skd.museum

Text: Philipp Demankowski

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