Volkshaus der Kultur

Kulturpalast Dresden bei Nacht, © Visualisierung von gmp . Architekten von Gerkan, Marg und Partner
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Kann die Atmosphäre im neuen Kulturpalast an alte Glanzzeiten anknüpfen? Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Nicht alle Dresdner stimmen darin überein, dass sich die Stadt mit dem Kulturpalast wirklich schmücken kann. Hinter vorgehaltener Hand polarisierte der Planbau auch schon in der DDR-Zeit. Tatsächlich präsentierte sich der Kulturpalast stets als Objekt mit schroffer Schönheit. Architekt Leopold Wiel schuf einen quaderförmigen Koloss, der nur zu gut in die Vorstellung von sozialistischer Architektur passt. Der Plan, einen Turmbau im Stile der sieben Moskauer Hochhäuser zu errichten, wurde zwar in den 50er Jahren fallengelassen. Doch repräsentativ war auch Leopold Wiels Quaderentwurf. Alleine schon das dominante Wandbild an der Fassade zur Schlossseite spricht Bände. Der „Weg der roten Fahne“ ist ein typisches Werk des sozialistischen Realismus und zeigt auf 300 Quadratmeter Fläche die Entwicklung der Arbeiterbewegung von der Revolution 1848/1849 bis in die DDR-Zeit. Erschaffen wurde es von einem Künstlerkollektiv um den früheren Hochschulrektor Gerhard Bondzin. Zur Wiederauferstehung des Kulturpalastes in diesem Jahr wurde das lange hinter Netzen verborgene Monumentalwerk aus Betonplatten aufwändig restauriert wird. Nun glänzt es wieder wie damals bei der Eröffnung des Kulturpalasts am 5. Oktober 1969.

Renommierter Repräsentativbau

Trotz aller Kontroversen war die Eröffnung für die damaligen Zeitgenossen ein denkwürdiges Ereignis. Immerhin wirkten am großen Festprogramm rund 1400 Künstler mit. Groß denken war durchaus angemessen. Das Haus stellte mit 2.400 Plätzen schließlich den größten Mehrzwecksaal des Staates. Zahlreiche renommierte Orchester konzertierten in diesem Saal. Die Dresdner Philharmonie spielte zum ersten Mal am 7. Oktober 1969 unter Kurt Masur auf. Die Sächsische Staatskapelle folgte kurz darauf. Für beide Orchester war der Kulturpalast die erste dauerhafte Spielstätte nach 1945. Dazu kamen bereits im Eröffnungsjahr Gastspiele des Dresdner Kreuzchores sowie des Bolschoi-Theaters aus Moskau. Zudem wurde sogar der „Eiserne Vorhang“ für Konzerte der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan (1978), der Mailänder Scala unter Claudio Abbado (1981), sowie der Philharmonischen Orchester aus Tokio (1984) und New York (1985) gelüftet. Seinen sozialistischen Auftrag nahm der Kulturpalast dennoch war. Und zwar nicht nur im Zusammenhang mit klassischer Musik. Der zentrale Repräsentativbau sollte als Ort der Begegnung, als „Volkshaus“ dienen, gleichzeitig aber auch als Kulisse für politische Großveranstaltungen. So fanden auch SED-Delegiertenkonferenzen und Pioniertreffen statt. Untrennbar verbunden ist der Kulturpalast auch mit der Kinderevue „Brückenmännchen“ und als erste Spielstätte des Dresdner Musikfestspiele. Nach der Wende verlor das Haus dann zunehmend an Renommee in der Klassik-Szene. Dafür nahm die Bedeutung als Kongress- und Tagungsstandort zu. Man darf gespannt sein, welche Entwicklung der ehemals wichtigste Veranstaltungsort der Stadt nach der Wiedereröffnung nimmt.

Ausstellung im Stadtmuseum

Anlässlich der Wiedereröffnung im April 2017 zeigt das Stadtmuseum Dresden eine Sonderausstellung zur komplexen Geschichte und Nutzung des Baus. Präsentiert werden sowohl die ersten gigantischen Turmhauspläne und die Umbauentwürfe und -debatten sowie die künstlerische Ausstattung. Neue und historische Architekturmodelle, Gemälde, künstlerische Entwürfe in Bronze, Kostüme, Zeichnungen, Fotografien, Filme und vieles mehr lassen die Baugeschichte, die Kunst am und im Kulturpalast und das breite Veranstaltungsprogramm wieder lebendig werden.

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