Macht und Mode
Gleich zwei neue Dauerausstellungen im Residenzflügel des Dresdner Residenzschlosses setzen sich mit Machtstreben und Modevorlieben sächsischer Landesfürsten auseinander.
Nun ist er komplett: Nachdem im letzten Jahr die neue Dauerausstellung der Rüstkammer „Weitsicht des Wissens“ die Renaissance des Residenzflügels einleitete, wird die Neukonzeptionierung ab 9. April abgeschlossen. Dann nämlich zeigen sich die beiden jungfräulichen Dauerausstellungen „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ und „Kurfürstliche Garderobe“ zum ersten Mal dem interessierten Publikum. Damit kommt das Mammutprojekt der Sanierung des Residenzschlosses, das seit der Wiedervereinigung mit wachsendem Eifer betrieben wird, ein gutes Stück voran. Wunderschöne originale Renaissancebestände, die vom Dresdner Architekten Peter Kulka in einer historisch nachvollziehbaren, aber doch modern gestalteten Ausstellungsarchitektur in Szene gesetzt werden, verdeutlichen die Wechselwirkungen zwischen politischen, wirtschaftlichen und kulturhistorischen Kräften, offenbaren dabei aber auch die eine oder andere skurrile Geschichte.
Punkvolle Machtmittel
Wie der Titel „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ schon erahnen lässt, stehen bei dieser Schau vor allem die Wege im Mittelpunkt, die für die Wettiner nötig waren, um zu höchsten politischen Weihen zu kommen. Mit Prunkwaffen, Textilien und Fürstenbildnissen wird eine Chronologie verdeutlicht, die von der Erlangung der sächsischen Kurwürde durch Friedrich den Streitbaren (1370–1428) bis hin zur brüderlichen Nachfolge Herzog Augusts von Sachsen (1526–1586) in der kurfürstlichen Regierung 1553 reicht. Betont wird dabei besonders die herausragende Rolle Kurfürst Augusts bei der Durchsetzung der Reformation, der Sicherung des Reichsfriedens und der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsens. Nicht umsonst bildet die Neueröffnung der Ausstellung den Hauptbeitrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zum diesjährigen Reformationsjubiläum.
Barockes Textilvergnügen
Eine andere Geschichte erzählt dagegen die Schau „Kurfürstliche Garderobe“. Die Ausstellungsmacher entführen mit originalen Fürstengewändern in die Welt der Mode in Renaissance- und Frühbarockzeiten. Die insgesamt 27 drapierten Herrscherkostüme sind ein erstaunlich gut erhaltenes Dokument der Herrscherinszenierung. Damit wird eine Authentizität der Historie ermöglicht, die durch reine Abbildungen etwa auf Herrscherportraits nie erreicht werden kann. In vier Räumen entfaltet sich eine sinnliche Pracht mit reichen Stoffen, Stickereien, Spitzen und Posamenten von Gold, Silber und Seide. Nachdem die Gewänder 1939 evakuiert wurden, sind sie nun nach über 75 Jahren das erste Mal wieder zu sehen. Zuvor haben sowohl die 23 Herrenkostüme als auch die vier Damenkleider einen ausgiebigen Konservierungs- und Restaurierungsprozess durchlaufen. Die Ausstellung offenbart damit einen Blick in die Textilgeschichte der Renaissance und des Frühbarocks, der in der europäischen Museumslandschaft einzigartig ist.
Text: Philipp Demankowski
Neue Dauerausstellungen der Rüstkammer
ab 9. April 2017 im Residenzflügel des Residenzschlosses Dresden
„Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ (Ostflügel und Ecksaal, 1. OG)
„Kurfürstliche Garderobe“(Nordflügel bis Schlosskapelle, 1. OG)