Vergänglichkeit im Fokus

© SKD, Foto: Caterina Micksch
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Alexander Endrullat und die Kunst der ausge­dien­ten Laptops im Kupferstich-Kabinett Dresden

Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunst­samm­lungen Dresden (SKD) öffnet seine Türen für eine außergewöhnliche Ausstellung im Rahmen der Reihe „AKZENT Mind the Gap!“. Seit dem 20. März 2025 sind dort Arbeiten von Alex­ander Endrullat zu sehen. Der Künst­ler, bekannt für seine in­no­vativen druckgrafischen Bilder und skulp­turalen Objekte, nutzt ausgediente Laptops und Com­pu­ter als künstlerisches Material. Alexander Endrullat, geboren 1985 in Jena, schloss im Jahr 2022 sein Meisterschülerstudium bei Prof. Peter Bömmels an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) ab. Während seiner Studienzeit wurde er mit dem SKD-Stipen­dium „Artists Advocat“ ausgezeichnet, was ihm die Möglich­keit gab, seine Werke in verschiedenen Aus­stellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu präsentieren.

Alexander Endrullat, Acer Aspire E1-527, Materialdruck, 2023, 780 x 530 mm / © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Künstlerische Vision
Endrullat hat eine einzigartige künstlerische Vision entwickelt. Seine Wer­ke, die sowohl druckgrafische Bilder als auch skulpturale Objekte umfassen, entstehen aus ausgedienten Laptops und Computern. Diese Geräte werden in Endrullats Händen zu Kunstwerken, die die Vergänglichkeit und Fragilität des digitalen Zeitalters thematisieren.

Ausstellungsansicht mit der grafischen Serie „Off the Grid“ / © SKD, Foto: Caterina Micksch

Die Serie „Off the Grid“
In der aktuellen Ausstellung präsentiert Alexander Endrullat sieben Werke aus seiner grafischen Serie „Off the Grid“, die teilweise speziell für diese Schau angefertigt wurden. Diese Werk­gruppe zeigt eindrucksvolle Abdrücke ausrangierter Lap­tops, die wie frontale Porträts wirken und schattenhaft auf dem Pa­pier hervortreten. Durch die innovative Technik, bei der Notebooks als Druckplatten verwendet werden, entstehen Bil­der, die visuell an feinlinige Zeichnungen, Prägearbeiten und japanische Tuschemalereien erinnern. Die verformten Ge­räte, die ihre Funktionalität verloren haben, geben nun ei­nen unerwartet detailreichen und rührenden Einblick in ihr Innen­leben. Risse und Nutzungsspuren erzählen sensibel von Ver­gänglichkeit und Fragilität. Diese Werke sind nicht nur ästhe­tisch ansprechend, sondern auch tiefgründig und emotional berührend, da sie die Spuren des Alltags und die persönlichen Erinnerungen, die in den elektronischen Geräten gespeichert sind, sichtbar machen.

Im Dialog mit historischen Werken
Endrullats Drucke treten im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts in einen faszinierenden Dialog mit drei historischen Arbeiten aus der Sammlung. Diese Werke, die ebenfalls durch ungewöhnliche Druckprozesse entstanden sind, umfassen die noch nie zuvor gezeigten Handabdrücke der Tänzerin Gret Pa­lucca sowie zwei seltene Werke des Dresdner Künstlers Her­mann Glöckner und seines Schülers Wilhelm Müller.

Die Ausstellung thematisiert das Drucken und Abdrucken des Alltäglichen als eine Form der Erinnerung, Erkundung und Spurenhinterlassung. Durch die Gegenüberstellung von En­dru­llats modernen Druckgrafiken mit den historischen Arbei­ten wird ein spannender Diskurs über die Entwicklung und die Bedeutung von Drucktechniken im Laufe der Zeit eröffnet.

Kooperationsprojekt „AKZENT Mind the Gap!“
Die Ausstellung „AKZENT Mind the Gap!“ ist Teil eines Ko­ope­ra­tionsprojekts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK). Diese Ausstellungsreihe bietet den Alumni der HfBK die einzigartige Gelegenheit, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren und in einen Dialog mit der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts zu treten. Jede neue Ausstellung der Rei­he bringt frische, junge Positionen in die historischen Räume und schafft so eine spannende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Innovativ und tiefgründig
Neben seinen druckgrafischen Arbeiten und skulpturalen Objekten entwickelt Endrullat auch experimentelle Foto­arbeiten. Der in Leipzig tätige Künstler hat sich durch seine innovativen und tiefgründigen Werke einen Namen gemacht und wird heute von Kunstliebhabern und Kritikern gleichermaßen geschätzt.

Redaktion: Jörg Fehlisch

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