»HALAS 71«: Yacht zum Verlieben

© Mark Luscombe-Whyte
0
In Istanbul trafen wir Caroline Koç, Besitzerin der supereleganten, nostalgischen Yacht „HALAS 71”, die sie einst von ihrem Mann Mustafa Koç ge­schenkt bekam.

Da die Unterhaltung von Privat­yachten als luxuriöse Sommerspielzeuge immens teuer ist, vermieten die meisten Besitzer ihre maritimen Schmuckstücke für eine begrenzte Zeit im Jahr, um die Kosten in erträglichem Rah­men zu halten. Vor 29 Jahren, als Mustafa Koç Caro­line Giraud aus Izmir heiratete, berichteten alle türkischen Me­dien über dieses Ereignis …

Wir können Ihnen nur ein großes Kompliment zu dieser so romantischen Luxusyacht machen. Bekannter als für die „HALAS 71” sind Sie jedoch in der Modewelt.
Caroline Koç: Das stimmt. Sie müssen wissen, schon einige Zeit nach unserer Trauung schenkte mein Schwiegervater Ra­mi Koç mir ein vierstöckiges Holzhaus am Bosporusufer, in dem ich meine Herrenboutique „Edwards of Hisar” eröffnete. Aus Platzmangel musste ich die nötige Werkschneiderei im Nachbarhaus unterbringen, und zwar ganz und gar im Stil der Jahrhundertwende. Mein nächstes Ziel war damals, in Kürze eine Damenboutique mit Kleidern aus Paris, Mailand und Rom zu eröffnen.

v.l.: Auf Deck (© Mark Luscombe-Whyte) / Caroline Koç (© Emre Guven) / Die Bar (© Mark Luscombe-Whyte)

Nun aber mit der Yacht „HALAS 71” haben Sie eine völlig neue Beschäftigung.
Mit dem großzügigen Geschenk hat mich mein Mann sehr verwöhnt. Gewiss ist dies eine neue Beschäftigung, welche viel Zeit in Anspruch nimmt. Da man nicht das ganze Jahr über nur Kreuzfahrten unternehmen kann, die die Yacht bewegen und das Personal beschäftigen, heißt es auch hin und wieder das Boot zu vermieten. Wir stellen jedes Jahr einen Plan zusammen, wann wir das Boot für uns haben wollen und wann wir es vermieten. Das macht Spaß.

Welche Sprachen sprechen Sie?
Leider kein Deutsch. Dagegen fließend Englisch. Natürlich Türkisch und Schwedisch. Meine Mutter war Schwe­din. Mein Vater Franzose. Meine Großmutter väterlicherseits lebte in Paris. Sie war Französin. Wir dagegen lebten in Izmir, wo mein Vater Stoffe herstellte.

HALAS 71 vor dem Dolmabahçe-Palast in Istanbul / © Mark Luscombe-Whyte

Wo hat Ihr Mann die Yacht bauen lassen?
Die „HALAS 71” hat nicht mein Mann bauen lassen. Sie wurde bereits 1912 von der Bosporusschifferei in Schott­land bei „The Fairfield” in Glasgow in Auftrag gegeben. Aufgrund des 2. Weltkrieges konnte sie jedoch nicht pünktlich geliefert wer­den. Jahre später, nach treuen Diensten, sollte sie dann ausrangiert werden. Der türkische Tageszeitungsverleger Haldun Simavi sah sie und war fasziniert. Sie gefiel ihm mit dem dicken schwarzen Schornstein und den goldenen Lettern darauf. Er wollte sie haben und in eine romantische Yacht umbauen lassen, ganz im Reisestil des Orientexpress. Um die Freunde, die zu den Simavis als Gäste kamen, kümmerte sich Halduns Frau Cigdem Simavi. Jeden Sommer, im August, war zu ihren Leb­zei­ten die Schwester der englischen Königin, Prin­zes­sin Margaret, zu Gast. Auch Prinz Charles, der heutige englische König, die Kents, Hillary Clinton mit Tochter, der Pariser Couturier Frédéric Mangin sowie Prinzessin Ira von Fürs­tenberg und das Legenden-Mannequin Bettina, Verlobte von Ali Khan, kamen gerne. Prinzessin Mar­garet bevorzugte die geräumige nostalgische Suite-Kabine „Lycia”.

Übrigens schwärmte man in Griechenland über die „HALAS 71”, sie wäre eine der romantischsten Yachten, die es gäbe.
Das höre ich gerne. Mit 12 geräumigen Kabinen, mehreren Salons, einem großen Speisesaal, Bibliothek, Kar­ten­spiel- und TV-Raum, Bar, Friseur und Massagesalon ist das Boot einfach super. Auf Deck befindet sich eine weitere Open-Air-Bar. Bei schönem Wetter wird Mittag, Teatime oder Dinner auf Deck serviert. Tagsüber ist oben viel Platz zum Sonnen. Im Spätherbst, sobald die Halas zurück aus der Südtürkei in Is­tan­bul ankert, genieße ich immer mit Freunden eine Abend­cruise durch das erleuchtete Istanbul.

An Bord der HALAS 71 / © Mark Luscombe-Whyte

Wenn Sie Ihre Yacht vermieten, wie geht das vor sich? Können die Gäste sich ihre Route selbst zusammenstellen?
Nein, Route und Daten arbeiten wir aus. Dieses Jahr sind es drei Touren. Die erste startet in Bodrum, dem türkischen Saint-Tropez, und legt als erstes in Cennet Koyu an, danach in Ikiz Adalar, Kempinski Koyu und an weiteren interessanten Plätzen, bevor sie wieder nach sieben Tagen in Bodrum zurück ist. Auch an interessanten historischen Plätzen macht sie halt. Die zweite Route beginnt ebenfalls in Bodrum. Da­ge­gen der dritte Vorschlag startet in Göcek, in der Nähe von Dalaman. Der erste Stopp ist gegenüber in Fethiye. Weitere in­te­ressante Plätze und kleine Fischerdörfer folgen, bis es wieder nach Göcek zurückgeht. Besonders schön, grün und voller Blumen ist der Hafen in Göcek.

Als Ihr Mann Haldun Simavi die „HALAS 71” abkaufte und sie Ihnen schenkte, haben Sie sie so belassen, oder wurde die Halas restauriert?
Wir hatten sie völlig restauriert, ohne den Orient­expressstil zu verletzen. In die Kabinen haben wir mo­derne TV installiert. Wo wir konnten, hatten wir die Yacht noch luxuriöser gestaltet. 24 Passagiere können auf der Halas in 12 Kabinen Platz finden.

An Bord der HALAS 71 / © Mark Luscombe-Whyte

Dazu können wir nur „Schiff-ahoi!” sagen und Ihnen viel Spaß an Ihrer romantischen Agatha-Christie-Yacht wünschen.

Kontakt zur „HALAS 71” unter https://halas.com.tr / E-Mail: info@halas.com.tr

Text und Interview: Michel Anders-Cavendish

Sie interessieren Sich möglichweise auch für: