Dr. Martin Polle: Neuer Vorstand in der Volksbank Dresden-Bautzen

v.l.: Remo Teichert, Thomas Müller und Dr. Martin Polle / © Bastian Hanitsch
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Mit einem Wechsel an der Spitze der Volksbank Dresden-Bautzen beginnt eine neue Ära: Nach 35 Jahren verlässt Thomas Müller den Vorstand, sein Nachfolger ist Dr. Martin Polle. Gemeinsam mit dem Vorstandskollegen Remo Teichert sprechen beide Banker im Interview über Vergangenheit, Zukunft sowie über die Identität der Bank in der Region.

Top: Herr Müller, nach 35 Jahren im Vorstand der Volksbank Dresden-Bautzen gehen Sie in den Ruhestand. Welche Momente prägen Ihre Laufbahn besonders?
Thomas Müller: Es gibt viele Meilensteine, die mir in Erinnerung bleiben. Die bedeutendsten waren sicherlich die Fusionen zwischen Volksbank und Raiffeisenbank und zur Volksbank Dresden-Bautzen im Jahr 2017. Diese Schritte haben unsere Position als regionale Genossenschaftsbank gestärkt. Aber auch wirtschaftliche Herausforderungen, wie die Finanz­markt­krise oder die wirtschaftlichen Folgen des Hochwassers, haben uns geprägt. Ich bin stolz darauf, dass wir stets als stabiler Partner für unsere Kunden da waren.

Top: Sie sind so lange in der Branche, dass Sie auch die geschichtliche Entwicklung der Volksbanken nach der Wende gut einschätzen können?
Thomas Müller: Die Volksbanken in Ostdeutschland hatten nach der Wende eine besondere Herausforderung: Sie mussten sich in einem komplett neuen Finanzsystem behaupten. In den 90er Jahren gab es viele Fusionen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Unsere Bank hat diesen Wandel gemeistert und sich erfolgreich als vertrauenswürdige, genossenschaftliche Bank etabliert. Heute sind wir ein fester Bestandteil der regionalen Wirtschaft.

Top: Welche Werte waren Ihnen in Ihrer Führungsrolle besonders wichtig?
Thomas Müller: Sachorientierung und ein nachhaltiges Wirtschaften. Wir haben nie auf kurzfristige Gewinne gesetzt, sondern auf Vertrauen und Beständigkeit. Eine Bank kann kein Vertrauen kaufen, sondern muss es sich erarbeiten – Tag für Tag.

Top: Herr Dr. Polle, Sie treten in große Fußstapfen. Was hat Sie dazu bewogen, die Position des Vorstandes zu übernehmen?
Dr. Martin Polle: Die Volksbank Dresden-Bautzen ist eine starke, regional verwurzelte Bank mit einer klaren genossenschaftlichen Philosophie. Diese Werte decken sich mit meinen Überzeugungen. Zudem liegt mir die Region besonders am Herzen. Ich bin ein Kind des Ostens und fühle mich hier verwurzelt.

Top: Wie ist der Vorstand der Volksbank organisiert?
Dr. Martin Polle: Wir arbeiten im Vorstand als gleichberechtigtes Team. Mein Kollege Remo Teichert verantwortet den Vertrieb und ich die Bereiche Marktfolge, Steuerung und Regulatorik. Diese klare Aufgaben­teilung sorgt für Effizienz und ermöglicht es, uns gezielt auf unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren.

Top: Wie lief die Suche nach dem neuen Vorstand ab, und warum gibt es jetzt zwei Mitglieder?
Remo Teichert: Der Auswahlprozess für den neuen Vorstand wurde vom Aufsichtsrat mit externer Unter­stützung sorgfältig durchgeführt. Es war wichtig, eine Persönlichkeit zu finden, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zur Bank passt. Dabei sollte das zweiköpfige Vorstandsteam bestehen bleiben, um die Bank effizient zu führen. Während früher größere Vorstandsgremien üblich waren, zeigt die Erfahrung, dass eine schlankere Struktur Entscheidungswege verkürzt und gleichzeitig ein hohes Maß an Kontrolle und Expertise bietet. Die Verantwortung ist nun klar verteilt, sodass wir sowohl strategische als auch operative Themen optimal abdecken können.

Top: Wie haben Sie die Übergabe gemeinsam gestaltet?
Thomas Müller: Wir hatten eine mehrmonatige Phase des gemeinsamen Wirkens, in der ich Herrn Dr. Polle in die nicht dokumentierten, aber dennoch wichtigen Aspekte unserer Arbeit eingeführt habe. 35 Jahre Erfahrung lassen sich nicht in Akten festhalten – man muss sie teilen.
Dr. Martin Polle: Ich bin sehr dankbar für diese enge Zusammen­arbeit. Es ermöglicht mir, nicht nur operative Prozesse zu verstehen, sondern auch die Unternehmenskultur und die Menschen kennenzulernen.

Volksbank Dresden-Bautzen eG am Dresdner Alberplatz / Foto: © Foto: Frank Höhler

Top: Herr Teichert, wie sehen Sie die Entwicklung der Bank in den kommenden Jahren?
Remo Teichert: Wir befinden uns in einer spannenden Phase. Digitalisierung, Prozessautomatisierung und veränderte Kunden­bedürfnisse stellen uns vor neue Herausforderungen. Unsere Aufgabe ist es, die Balance zwischen Tradition und Innovation zu halten. Dabei bleibt unser regionaler Fokus erhalten – sowohl in Dresden als auch in Bautzen.

Top: Gibt es konkrete Pläne für die Filialstruktur?
Remo Teichert: Wir setzen auf Modernisierung und Ertüchtigung. Unsere Filialen sind wichtige Anlaufpunkte für unsere Kunden. Ein Beispiel ist der geplante Umzug unserer Radebeuler Filiale in ein neues Gebäude, das moderne Beratungsangebote ermöglicht. Wir glauben, dass persönliche Beratung, auch in Zeiten der Digita­lisierung, wichtig bleibt.

Top: Herr Dr. Polle, welche Impulse wollen Sie setzen?
Dr. Martin Polle: Mein Fokus liegt darauf, die Bank in eine zukunftsfähige Richtung zu führen, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Das genossenschaftliche Prinzip, das sich durch Regiona­lität und Kun­dennähe auszeichnet, möchte ich weiter stärken. Zudem sehe ich Potenzial in der engeren Zusammenarbeit mit regionalen Unter­neh­men und Hochschulen, um Innovationen voranzutreiben.

Top: Wie wichtig ist das soziale Engagement der Bank?
Remo Teichert: Sehr wichtig! Unsere Mitarbeitenden engagieren sich in Sport- und Kulturvereinen, wir unterstützen das Hand­werk und lokale Bildungseinrichtun­gen. Das unterscheidet uns von großen, unpersönlichen Banken.

Top: Wie ist die Volksbank als Ausbildungsbetrieb aufgestellt?
Remo Teichert: Unsere Bank legt großen Wert auf Nachwuchs­förderung. Wir bieten jedes Jahr rund zehn jungen Menschen eine fundierte Ausbildung in der Finanzbranche. Unsere Übernahmequote liegt bei über 90 Prozent, was zeigt, dass wir langfristige Pers­pektiven bieten. Zudem unterstützen wir unsere Berufsein­steiger in ihrer Weiter­entwicklung, sei es durch berufsbegleitende Studien­gänge oder gezielte Weiterbildungen.

Top: Herr Polle, wie möchten Sie die Identität der Volksbank weiterentwickeln?
Dr. Martin Polle: Identität ist nicht statisch, sondern entwickelt sich weiter. Ich sehe die Volksbank als eine Bank, die auf Vertrauen und Gemeinschaft setzt. Das bedeutet auch, dass wir in neue Bera­tungs­modelle investieren, die den Bedürfnissen der jüngeren Generation entsprechen. Gleichzeitig bleibt unser klassisches Prinzip der persönlichen Beratung erhalten.

Top: Herr Müller, was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?
Thomas Müller: Die wichtigste Währung einer Bank ist das Ver­trauen ihrer Kunden. Dr. Martin Polle und Remo Teichert werden diesem Grundsatz treu bleiben und die Bank als starke un­ab­hängige Institution in der Region erfolgreich in die Zu­kunft führen.


www.vbddbz.de

Interview: Philipp Demankowski

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