Die Zukunft der Pflege in  Dresden

Prof. Dr. Friedrich Vogelbusch / © privat
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Im Gespräch mit Prof. Dr. Friedrich Vogelbusch, renommierter Experte für Sozial- und Gesundheits­wissenschaf­ten an der Evangelischen Hoch­schule Dresden.

Die demografische Entwicklung und die damit verbundenen Herausforderungen in der Pflege sind zentrale Themen für die Zukunft der Stadt Dresden. Prof. Dr. Friedrich Vogelbusch, ein renommierter Experte für Sozial- und Gesundheits­wissenschaf­ten an der Evangelischen Hoch­schule Dresden, beschäftigt sich intensiv mit diesen Fragestellungen. In diesem Interview gibt er Einblicke in die demografischen Veränderungen, die wirtschaftlichen und sozialen Aus­wirkungen der Alterung sowie die zukünftigen Herausforde­run­gen und Chancen im Pflegebereich. Prof. Vogelbusch ist bekannt für seine fundierten Analysen und praxisnahen Lösungsansätze, die er in zahlreichen Publika­tio­nen und Vorträgen präsentiert hat.

Wie hat sich die Altersstruktur in Dresden in den letzten Jahrzehnten verändert? Gibt es Besonderheiten im Vergleich zum bundesweiten Trend?
Prof. Vogelbusch: Dresden hat sich von einer schrumpfenden Industriestadt zu einer wachsenden Metropole entwickelt. In den 1980er Jahren verzeichnete die Stadt während der DDR-Zeit einen Bevölkerungsrückgang aufgrund von Abwanderung und niedrigen Geburtenraten. Nach der Wiedervereinigung setzte sich dieser Trend zunächst fort, verstärkt durch Abwanderung in westdeutsche Bundesländer. Ab 2000 erlebte Dresden jedoch eine Trendwende mit kontinuierlichem Bevölkerungs­wachs­tum, unterstützt durch Zuzug, steigende Geburtenraten und die Attraktivität der Stadt als Studier-, Wohn- und Arbeitsort. Im Vergleich zum bundesweiten Trend zeigt Dresden eine bemerkenswerte Erholung und Wachstum.

Welche Faktoren beeinflussen die demografische Ent­wicklung in Dresden besonders stark?
Hauptfaktoren sind Wanderungsgewinne und Zuzug, insbesondere aus dem Ausland und anderen Teilen Sachsens. Seit 1999 hat die Bevölkerung um mehr als 98.000 Einwohner zugenommen, was im Durchschnitt etwa 4.000 Ein­wohner pro Jahr entspricht. Die Corona-Pandemie führte 2020 und 2021 zu einem leichten Rückgang, doch der Zuzug geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jahren 2022 und 2023 hat die Bevölkerungsentwicklung erneut positiv beeinflusst.

Welche Prognosen gibt es für die Bevölkerungsentwicklung in Dresden bis 2050?
Prognosen zufolge wird die Einwohnerzahl Dresdens bis 2040 auf etwa 603.000 ansteigen, was einem Zuwachs von etwa 5,9 Prozent entspricht. Dieses Wachstum wird hauptsächlich durch Zuzüge, insbesondere von jungen Er­wachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren, begünstigt. Trotz eines Rückgangs der Geburtenzahlen wird der positive Wanderungs­saldo diesen Effekt kompensieren.

Wie beeinflusst die Alterung der Gesellschaft die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt?
Die Alterung der Gesellschaft hat weitreichende wirtschaftliche und soziale Folgen. Der Rückgang der er­werbs­tätigen Bevölkerung führt zu einem Fachkräftemangel, der das Wachstum vieler Branchen hemmt. Eine alternde Gesell­schaft verlagert den Konsum hin zu Gesundheits­dienst­leistun­gen und Pflege, während Investitionen und Innovationen in anderen Bereichen stagnieren könnten. Zudem bedeuten weniger erwerbs­tätige Personen sinkende Steuereinnahmen und steigende Sozialausgaben. Die Nachfrage nach medizinischer Versor­gung und Pflegeeinrichtungen steigt, und es besteht ein erhöhter Bedarf an altersgerechten Wohnungen und barrierefreien Infra­strukturen.

Welche Auswirkungen hat die demografische Entwicklung auf den Pflegebedarf in Dresden?
Die demografische Entwicklung führt zu einem erheblichen Anstieg des Pflegebedarfs. Prognosen zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Dresden bis 2030 um 24,5 Pro­zent steigen. Der wachsende Anteil älterer Menschen erhöht die Nachfrage in allen Sektoren, sowohl in stationären Pflege­ein­richtungen als auch bei ambulanten Pflegediensten. Auch die Angehörigen stehen in der häuslichen Pflege vor einem zusätz­lichen Bedarf.

Wie wird sich der Fachkräftemangel in der Pflegebranche voraussichtlich entwickeln?
Es ist bereits heute ein spürbarer Fach­kräfte­mangel in der Pflegebranche vorhanden. Bis 2035 besteht ein Mehrbedarf von mindestens 5.000 Pflegekräften allein in Sachsen. Die demografische Entwicklung verschärft diese Situation zusätzlich. Der DAK-Landespflegereport prognostiziert, dass die Arbeitsmarktreserve in der beruflichen Pflege in Sachsen bis 2030 auf 0,9 Prozent schrumpfen wird. Zudem erreichen in den nächs­ten zehn Jahren rund 19,7 Prozent der derzeitigen Pflegekräfte das Rentenalter, was den Ersatzbedarf weiter erhöht.

Welche Maßnahmen sind erforderlich, um den Pflege­bereich für Arbeitskräfte attraktiver zu machen?
Um den Pflegebereich attraktiver zu gestalten, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich: Verbesse­rung der Arbeitsbedingungen und angemessene Arbeitszeiten, Versteti­gung der in den vergangenen Jahren erfolgten Gehaltssteigerun­gen, Förderung von Aus- und Weiter­bildung, gezielte Fachkräfte­anwerbung im Ausland, Förderung des Quer­ein­stiegs und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zudem sind Imagekampag­nen und staatliche Anerken­nung notwendig, um das gesellschaftliche Ansehen des Pflegeberufs zu erhöhen.

Inwieweit können neue Technologien zur Entlastung des Pflegesektors beitragen?
Neue Technologien wie digitale Pflegeassistenz oder Robotik können den Pflegesektors erheblich entlasten. Pflegeroboter können einfache Aufgaben übernehmen, digitale Systeme mit Spracherkennung und KI-gestützte Protokolle redu­zieren den Verwaltungsaufwand, und Smart-Home-Techno­logien unterstützen die häusliche Pflege. Virtuelle Pflegeassistenz kann Patienten an Routinen erinnern und die Kommunikation er­leichtern. In Pflegeeinrichtungen können intelligente Betten und robotergestützte Reinigungsgeräte die Arbeit erleichtern. Zudem bieten KI-gestützte Schulungspro­gramme und Virtual Reality realitätsnahe Trainingsmöglich­keiten.

Welche Rolle spielt die häusliche Pflege in Dresden, und wie kann sie zukünftig besser unterstützt werden?
Die häusliche Pflege spielt eine zentrale Rolle, da die Mehrheit der Menschen zu Hause gepflegt werden möchte. Professionelle ambulante Pflegedienste und Unterstützung für pflegende Angehörige sind notwendig. Plattformen zum Aus­tausch, professionelle Unterstützung durch ambulante Dienste und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige sind erforderlich. Alternative Pflegesysteme aus dem Ausland, wie Buurtzorg in Holland und Fureai Kippu in Japan, könnten als Vorbilder dienen.

Gibt es stadt- oder landesspezifische Strategien, um den Herausforderungen der Pflege in einer alternden Gesellschaft zu begegnen?
Auf Landesebene wurde das Impulspapier „Zielbild Pflege Sachsen 2030“ entwickelt, das Handlungs­empfeh­lungen zur Stärkung der Pflegekompetenz, Ausbau der Digitalisierung, finanzielle Entlastung Pflegebedürftiger und Fachkräftesicherung gibt. Zudem wird eine Pflege-Voll­ver­sicherung diskutiert, die alle pflegebedingten Kosten vollständig übernimmt, um die finanzielle Belastung der Pflege­bedürftigen zu reduzieren. Diese Strategien sollen die Pflege im Freistaat zukunftsfähig gestalten und die Heraus­forderungen einer alternden Gesellschaft bewältigen.

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Interview: Sabine Dittrich

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