Dr. Conrad Kühnöl: Cloudcomputing revolutioniert die Implantologie
Dr. Conrad Kühnöl aus Dresden erklärt, wie digitale Technologien wie KI, 3D-Druck und virtuelle Simulationen die Implantologie revolutionieren. Patienten profitieren von kürzeren Behandlungszeiten und individuell angepassten Lösungen – und das zu wesentlich geringeren Kosten.
Top: In welcher Disziplin der Zahnheilkunde lässt sich Cloudcomputing am besten beschreiben?
Dr. Kühnöl: Die effektivste Anwendung von Cloudcomputing zeigt sich in der Implantologie. Hier arbeiten wir mit dem sogenannten digitalen Zwilling, was zu enormen Kostenersparnissen bei gleichzeitig sehr hohem Qualitätsniveau führt. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die Patienten deutlich weniger leiden müssen. Die Operationen und die Versorgung der Implantate werden durch diese Technologie vorhersagbar und präzise.
Top: Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Dr. Kühnöl: Ziel ist es, verlorengegangene Zähne zu ersetzen – und zwar unter funktionellen und ästhetischen Gesichtspunkten in höchstmöglicher Qualität. Das soll in kurzer Zeit und mit minimaler Belastung für den Patienten geschehen. Langwierige Operationen und Behandlungsabläufe, die sich viele Monate oder gar Jahre ziehen, gehören damit der Vergangenheit an. Auch die Belastung durch Übergangslösungen wird deutlich reduziert. Dank virtueller Simulationen verschiedener Operationsmethoden können wir die für den Patienten am wenigsten belastende Variante auswählen und dann real umsetzen.
Top: Worin liegt hierbei das Einsparungspotenzial?
Dr. Kühnöl: Cloudcomputing bietet preislich enorme Vorteile. Die Hightech-Computer stehen nicht mehr in der Praxis, sondern in Rechenzentren, wo sie ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden. Für die Praxis fallen lediglich Mietkosten von wenigen Euro an – konkret unter 200 Euro monatlich. In Kombination mit Künstlicher Intelligenz (KI) wird die Behandlung noch interessanter. Viele Arbeitsschritte, die früher der Zahnarzt oder Zahntechniker manuell durchgeführt hat, werden jetzt in beeindruckender Qualität virtuell erledigt.
Top: Das klingt beinahe nach Produktion von der Stange…
Dr. Kühnöl: Ganz im Gegenteil! Die Ergebnisse werden in wenigen Minuten individuell auf den Patienten abgestimmt und an die vorhandenen Strukturen, wie die restlichen Zähne, angepasst. Das kostet den Zahnarzt nur einen Bruchteil herkömmlicher Technologien. Zudem kann die Simulation so lange angepasst werden, bis der Patient rundum zufrieden ist.
Top: Der Patient sitzt also mit vor dem Bildschirm und entscheidet sich letztendlich für eine Variante?
Dr. Kühnöl: Genau, im ersten Schritt. Dank moderner Technologien wie CNC-Fräsen oder 3D-Druck können wir die als optimal eingeschätzte Variante als Prototyp herstellen. Der Patient hat dann die Möglichkeit, die neuen Zähne auszuprobieren. Wenn alles passt, wird der Datensatz in das endgültige Material – meist Keramik – übertragen und in der digital bestimmten Farbe gefertigt.
Top: Muss der Zahnarzt für diese Technologien nicht große Investitionen tätigen?
Dr. Kühnöl: Nein, große Investitionen sind nicht mehr notwendig. Ein Scanner und ein 3D-Drucker, die natürlich kompatibel miteinander sein müssen, reichen aus. Die endgültige Arbeit kann dann in einem Fräszentrum irgendwo auf der Welt erstellt werden. Das Wichtigste ist jedoch die Weiterbildung des Zahnarztes. Es braucht ein durchdachtes Konzept, das nicht zu Mehrarbeit führt, sondern so perfekt abgestimmt ist, dass der Mehrwert für den Patienten und die Praxis voll zum Tragen kommt.
Top: Sie haben festgestellt, dass der Aufbau von Knochen in der Implantologie zukünftig vermutlich deutlich weniger notwendig sein wird. Wie kam es zu dieser Erkenntnis?
Dr. Kühnöl: Wir führen jährlich cirka 1000 Implantationen in unserer Praxis durch und haben mit einigen Praxispartnern weltweit festgestellt, dass der Knochen bei Implantatsystemen modernster Generation von selbst nachwächst ohne langwierigen und kostenintensiven Knochenaufbau. Die Gründe werden aufgrund unserer Initiative zur Zeit an diversen Hochschulen wissenschaftlich untersucht. Man geht davon aus, dass der Druck des modernen Implantats auf das umliegende Gewebes die Zellen zum Wachstum anregt, aber es spielen vermutlich noch andere Faktoren wie KI-geführte OP-Methodik eine große Rolle. Die Vorteile liegen auf der Hand: eine Operation zur Knochenentnahme wird vermieden und der lange Einheilprozess von bis zu zwölf Monaten überflüssig. Das heißt, dem Patienten wird eine ganze Menge Stress erspart!

Top: Vielen Dank, Herr Dr. Kühnöl, für diese spannenden Einblicke in die Zukunft der Zahnmedizin!

Zahnarztpraxis Dr. med. dent. Conrad Kühnöl
Bayreuther Str. 30 01187 Dresden
Telefon: 0351 471 09 70
www.kuehnoel.de
Interview: Sabine Dittrich