Von der White Lady zum exklusiven Depot

© Bastian Hanitsch
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Jörg Hüsken ist Oldtimer-Sammler aus Leidenschaft. In Radebeul hat er einen Ort mit idealen Bedingungen für die Unterbringung motorisierter Schätze geschaffen.

In der beheizten und hoch gesicherten Halle bietet Jörg Hüsken Oldtimer-Besitzern eine lebendige Community, um Gleichgesinnte zu vernetzen. Im Interview spricht er über den Aufbau der Halle unter der Marke Classic Depot Dresden, die Faszination für alte Autos und seine Vision, eine aktive Oldtimer-Community in Radebeul zu etablieren.

Im Interview gibt Unter­nehmer Jörg Hüsken Einblick in seine Liebe für das Sammeln und Restaurieren von Oldtimern, wobei bei jedem Satz deutlich wird, wie sehr der gebürtige Weseler für historische Fahrzeuge brennt. Besonders stolz ist er auf die „White Lady“, einem einzigartigen Jensen-Prototyp von 1935, den er in einem desolaten Zustand aus Kanada nach Deutschland brachte und aufwendig restaurieren ließ. Inzwischen hat er gleich sieben Mo­delle von Jensen Motors, einer britischen Auto­marke, die von 1935 bis 1976 existierte und nur eine geringe Stückzahl eleganter Fahrzeuge produzierte. Das erste nannten sie ,,White Lady”…

Jörg Hüsken an der „White Lady“, einem einzigartigen Jensen-Prototyp von 1935, den er in einem desolaten Zustand aus Kanada nach Deutschland brachte und aufwendig restaurieren ließ. / © Bastian Hanitsch

Herr Hüsken, die Geschichte der White Lady ist sicher außergewöhnlich. Können Sie uns mehr über diesen Wagen erzählen und wie er zu Ihnen kam?
Die White Lady ist tatsächlich ein sehr besonderes Auto. Es handelt sich um den ersten jemals gebauten Jensen aus dem Jahr 1935. Dieses Modell war ein Prototyp, der so nie in Serie ging. Ich habe es vor einigen Jahren durch Zufall in Kanada entdeckt. Der Vorbesitzer hatte es 1957 in England gekauft und Ende des Jahres mit nach Kanada genommen. Leider stand das Auto dort fast vierzig Jahre ungenutzt in einer Garage und verfiel zusehends. Der ur­sprüng­liche Plan des Besitzers war, das Auto zu restaurieren, aber im Alter von 87 Jahren hat er eingesehen, dass er das Projekt nicht mehr abschließen wird. So kam es, dass das Auto auf den Markt kam und ich über den Jensen Owners Club, in dem ich schon seit 25 Jahren Mitglied bin, davon erfuhr. Ohne das Auto je in echt gesehen zu haben, habe ich zugesagt, es zu kaufen.

Das klingt nach einem großen Vertrauens­vorschuss. In welchem Zustand befand sich das Auto, als es bei Ihnen ankam?
Das war schon abenteuerlich! Als das Auto bei mir in der Halle ankam, war es in einem extrem schlechten Zustand. Teile der Karosserie waren stark korrodiert, besonders das Aluminium, das durch Salz und Feuchtigkeit stark angegriffen war. Der Vorbesitzer hatte einige unprofessionelle Restaurie­rungs­­versuche unternommen, bei denen er die Holzrahmen­konstruk­tion unter der Aluminiumhaut mit verschiedenen Holz­arten ausgebessert hatte, was natürlich nicht dauerhaft hielt. Man konnte die Türen kaum öffnen, ohne Angst zu haben, dass sie einem in die Hände fallen.

Wie haben Sie die Restaurierung dann in Angriff genommen?
Ich hatte das große Glück, eine sehr renommierte Firma aus Sachsen zu finden, die sich auf die Restauration von Vorkriegsfahrzeugen spezialisiert hat. Diese Firma, die auch für namhafte Museen wie das Mercedes- oder Horch-Museum arbeitet, war so begeistert von dem Auto, dass sie das Projekt übernommen hat. Es hat einige Jahre gedauert, die White Lady wieder vollständig zu restaurieren. Tatsächlich musste fast die gesamte Karosserie neu aufgebaut werden, da der Holzrahmen und große Teile der Aluminiumhaut nicht mehr zu retten waren. Aber wir konnten zumindest einige originale Elemente erhalten, wie die Motorhaube und den Kofferraumdeckel. Es war eine aufwendige und teure Restauration, aber das Ergebnis ist es wert. Heute erstrahlt die White Lady wieder in ihrem ursprünglichen Glanz.

Sie sind leidenschaftlicher Sammler und Restaurator von Oldtimern. Wie hat diese Leidenschaft bei Ihnen begonnen?
Das fing schon früh an. Auf­ge­wachsen bin ich in einer kleinen Stadt in Westdeutschland, und was macht man da als Jugendlicher um endlich mobil zu werden? Man kauft sich ein Moped. Mit 15 war das mein erster Schritt in die Welt der motorisierten Fahrzeuge. Damals war es ganz normal, dass man das Moped schneller machte, und das Schrauben daran hat mir großen Spaß gemacht. Später kam dann das erste Auto, eine alte Ente, die ich auf dem Schrottplatz gekauft hatte. Geld für ein neues Auto hatte ich nicht, also war es die einzige Option, ein altes Auto zu kaufen und es selbst wieder flott zu machen. Dieses Basteln und Schrauben war mehr als nur ein » » Hobby – es war eine Leidenschaft. Es hat mich auch durch die Jahre begleitet, selbst als ich beruflich sehr eingespannt war. Jedes Auto, das ich besitze, habe ich in irgendeiner Weise selbst restauriert oder in Teilen gekauft und wieder aufgebaut. Für mich war das immer ein kreativer und technischer Prozess, den ich nicht missen möchte.

© Bastian Hanitsch

Wie sind Sie denn dazu gekommen, eine Halle für Oldtimer-Stellplätze zu eröffnen?
Das war ein Zufall! Als wir nach Radebeul gezogen sind, brauchte ich eine Garage für meine eigenen Autos. Ich stieß auf eine kleine Halle, die ich dann auch für einige Jahre gemietet habe. Direkt daneben stand jedoch eine größere Halle, die immer wieder von verschiedenen Interessenten angesehen wurde, aber niemand hat sie langfristig gemietet. Ent­weder waren die Umbau­kosten zu hoch oder es gab Probleme mit der Zugäng­lichkeit. Nach fünf Jahren hatte ich dann die Gelegenheit, diese größere Halle zu übernehmen. Es war klar, dass ich nicht einfach nur Stellplätze vermieten wollte. Ich will eine Community aufbauen, ähnlich wie ich es in Hamburg bei einem Oldtimer-Club gesehen habe. Dort gab es eine Tiefgarage für Oldtimer, wo die Besitzer regelmäßig zusammenkamen, Weinproben veranstalteten und sich gegenseitig austauschten. Diese Idee fand ich faszinierend.

Was ist das Konzept hinter dieser Oldtimer-Halle? Was bieten Sie den Kunden?
Die Halle ist viel mehr als nur ein sicherer Stellplatz für Autos. Sie ist beheizt, sodass die Temperaturen nie unter zwölf Grad fallen, was für Oldtimer sehr wichtig ist. Im Sommer bleibt es kühl, maximal 25 Grad. Außerdem haben wir ein umfassendes Sicherheitskonzept. Es gibt vierzehn Kameras innen und außen, eine Brand­meldeanlage und eine direkte Anbindung an einen Wach­dienst. Jeder Kunde hat 24/7 Zugang zur Halle über eine App oder einen Chip, und das gesamte Gelände ist überwacht. Aber das Wichtigste ist die Idee einer Community. Ich möchte, dass die Leute, die ihre Autos hier abstellen, sich auch untereinander ver­netzen und regelmäßig zusammenkommen. Um das zu erreichen, planen wir verschiedene Events, bei denen sich die Besitzer austauschen können – sei es über ihre Autos, Technik oder einfach über ihre Leidenschaft für Oldtimer.

Was für Events planen Sie konkret? Wird es regelmäßige Treffen geben?
Ja, wir planen regelmäßige Netzwerktreffen, bei denen die Besitzer ihre Autos zeigen und sich mit Gleich­gesinn­ten austauschen können. Zudem habe ich vor, kulturelle Events in die Halle zu integrieren, wie Jazz-Konzerte oder Vernissagen. Ein Eventformat, das wir bereits ausprobiert haben, heißt „FBI – French, British, Italian“, bei dem Liebhaber von französischen, britischen und italienischen Oldtimern zusammenkommen. Hier in der Region sind Besitzer solcher Oldtimern eine Minder­heit und diejenigen, die welche besitzen, sind oft verstreut. Ich möchte diese Menschen zusammenbringen und ihnen einen Ort bieten, an dem sie sich regelmäßig treffen und ihre Leidenschaft teilen können. Es geht mir nicht darum, einfach nur Stellplätze zu vermieten, sondern eine lebendige und aktive Commu­nity aufzubauen. Mit den kulturellen Events und den Netzwerk­treffen möchte ich dazu beitragen, dass sich die Leute hier wohlfühlen und gerne wiederkommen.

Gibt es bestimmte Voraussetzungen, um einen Stellplatz in der Halle zu mieten?
Ja, jeder Oldtimer muss mindestens eine Ruhend-Haftpflichtversicherung haben. Das ist eine Grundvoraussetzung. Wir akzeptieren monentan keine Elektroautos, da diese aufgrund der bisher ungeklärten Brandgefahr spezielle Anforderungen an unser Versicherungskonzept stellen. Ansonsten sind alle willkommen, die einen sicheren Platz für ihr Fahrzeug suchen und sich der Community anschließen möchten.

Classic Depot Dresden
01445 Radebeul
Mobil: 0152 – 28 00 06 78
www.classic-depot.de/dresden/

Redaktion: Philipp Demankowski

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