Die Contis vom Taschenberg: Hundezucht mit Herz

© Bastian Hanitsch
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Als Geschäftsführer des Autohaus Dresden schlägt Christian Schleichers Herz nicht nur für alles, was vier Räder hat, sondern auch für seine Familienmitglieder auf vier Beinen. Mit den „Contis vom Taschenberg“ züchtet er seit einigen Jahren mit großer Leidenschaft und noch mehr Herzblut die Hunderasse Continental Bulldogs. Das Top Magazin Dresden hat mit ihm über Zuchtzulassungen, Hundemama-Vollzeitbetreuung und einen Wurf Welpen im Wohnzimmer gesprochen.

Woher stammt Ihre Vorliebe für die Rasse Continental Bulldog?
Christian Schleicher: Ich hatte 14 Jahre einen Labrador. Als ich nach Dresden kam und ein Haus gebaut habe, war klar, dass wieder Hunde einziehen sollen. Nach intensiver und ausgiebiger Internet-Recherche habe ich mir verschiedene Rassen angeschaut. Irgendwann bin ich auf den Continental Bulldog gekommen. Der Conti (so die Kurzbezeichnung) ist ein ausgesprochener Familien­hund, der aber auch sportlich sein kann und ein bisschen Bewe­gung braucht. Im November 2016 ist dann mit Diego der erste Hund bei uns eingezogen, ein halbes Jahr später kam mit der Hündin Saigon Nummer zwei hinzu.

Wie ging es dann weiter?
Irgendwann sagte jemand zu uns, dass wir mit Diego mal auf eine Ausstellung gehen sollten, da er so toll sei. Und er hat tatsächlich gewonnen. Dann gingen wir mit Saigon auf Ausstellungen und auch sie bekam häufig gute Formwertnoten. Daraus entstand die Idee, mit Saigon in die Zucht zu gehen.

Christian Schleicher ist Hundezüchter mit Herz / © Bastian Hanitsch

Kannten Sie sich denn zu diesem Zeitpunkt schon mit der Zucht aus?
Überhaupt nicht. Es gab da nur diesen Gedanken, dass unser eigener Hund mal Babys hat, also tatsächlich ziemlich „blauäugig gedacht“. Wir haben uns immer mehr damit befasst, und 2019 stand dann der Entschluss fest, den Weg in die offizielle Zucht zu gehen.

Welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen?
Wenn man die Zucht vernünftig angehen, die Regularien einhalten und der Rasse etwas Gutes tun will, muss man Pflichtausstellungen und einige Schulungen machen, zum Beipsiel diverse Genetik-Schulungen. Die Rasse findet ihren Ursprung 2004 in der Schweiz. Sie wurde dort von Imelda Anghern „gegründet“ und fand die nationale Anerkennung durch den VDH im Jahr 2015. Seit Anfang 2022 ist die Rasse durch den Dachver­band FCI provisorisch international anerkannt. Sie entstammt aus den English Bulldogs und den Old English Bull­dogs. Ziel war es damals wie heute, einen gesünderen Bulldog zu züchten. Sowohl gene­tisch, als auch phänotypisch. Dem will man mit der neuen Rasse Conti­nental Bull­dog etwas entgegensetzen. Letzt­end­lich ist die Zucht aber immer wie eine kleine Wunder­tüte, denn gerade die Contis sind sehr unterschiedlich – sowohl optisch als auch charakterlich, von der Größe, dem Phänotyp, der Farbe usw.! Es gibt nicht den einen perfekten Conti. Dafür ist es noch zu früh und genau diese Diversität macht den Conti aus!

Was sind denn die speziellen Eigen­schaften, die diese Rasse so besonders machen?
Die Grundidee des Continental Bulldog ist ein entspannter Familien- und Begleithund. Das ist aus meiner Sicht seine wichtigste Eigenschaft. Der Conti muss Teil der Familie sein. Er kann gut mit kleinen Kindern und man kann auch sportlich mit ihm unterwegs sein, wenn man will. Er ist ein treuer Begleiter in allen Situationen. Das wichtigste für den Conti ist sein Bezug zu Menschen! Ich sage immer, am liebsten würde er mit am Esstisch sitzen, MINDESTENS aber unter dem Tisch liegen.

Wann gab es den ersten Wurf in Ihrer Zucht?
Anfang 2021 hatte unsere Saigon durch einen Zuchtrichter des VDH die Zuchtzulassung erhalten und im Sep­tem­ber des Jahres hatten wir dann unseren ersten Wurf mit sieben Welpen.

Seitdem betreiben Sie die Zucht der Contis ,,just for fun” ?
Nein, eigentlich eher nicht. Ich sage immer: Ich lebe dafür und nicht davon. Das heißt, ich züchte, wenn es für alle passt, vor allem für den Hund. Und wenn es nicht passt, ist das nicht schlimm. Ich bin Hobby­züchter, arbeite aber so professionell wie nur möglich. So hat z.B. der Verband für Deutsches Hunde­wesen (VDH) im Vorfeld unser Haus überprüft, ob ausreichend Platz und geeignete Räum­lichkeiten vorhanden sind und wir alle notwendigen Utensilien wie Wurfbox, Decken und Spiel­zeug haben. Auch einfache medizinische Geräte sind wichtig. Es wurde ge­prüft, ob die notwendigen Schulun­gen durch­­geführt wurden, welche Hunde­erfah­rung es gibt usw.! Ich selbst habe vorab bei einer Geburt als Beobachter teilgenommen, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Und natür­lich ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass dies alles im Rahmen des Tier­schutzgesetzes geschieht und die Leiden­schaft immer mit dabei ist.

© Bastian Hanitsch

Das klingt nach ganz schön viel Arbeit…
Das stimmt! Man ist ca. eine Woche vor der Geburt rund um die Uhr bei der Hündin. Wenn die Welpen dann geboren sind, heißt das zwei bis drei Wochen lang 24/7 bereit zu sein, auch nachts. Dabei geht der Jahresurlaub drauf und es bleibt auch keine Zeit für irgendetwas anderes. Das ist schon anspruchsvoll, anstrengend und auch belastend zum Teil. Man muss das wirklich wollen. Und auch hier gilt, ohne die Leiden­schaft für das, was man tut, wird es nichts!

Werden die Hunde auf Vorbestellung gezüchtet und wie werden die Interessenten überhaupt auf die Contis aufmerksam?
Anfragen kommen über Facebook und Instagram oder über unsere Website und den Verband. Beim letzten Wurf war es so, dass ich nur fünf Interessenten angenommen habe. Wer von uns einen Hund will, kommt uns erst einmal besuchen und wir gehen eine Runde spazieren mit den erwachsenen Hunden, damit sich sprichwörtlich alle beschnuppern können. Wir unterhalten uns auch ganz ausführlich mit den Interessenten und telefonieren mehrfach. Wir hatten beispielsweise eine Züchterin aus Schweden, die anderthalb Jahre auf einen Welpen von uns gewartet hat, weil sie unbedingt einen Nachfahren von Saigon haben wollte.

Wie lange bleiben die Welpen bei der Mutter?
Vorgeschrieben sind mindestens acht Wochen, wir lassen sie aber eher neun bis zehn Wochen bei der Mutter. Man sagt, je kleiner die Rasse, umso länger sollen die Welpen bei der Mutter bleiben. Länger als elf Wochen ist wiederum schwierig, weil dann bereits die Sozialisierungsphase anfängt. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, die Tiere zwischen der neunten und zehnten Woche abzugeben. Dann müssen sie in die große weite Welt und was erleben, denn bei uns sind sie irgendwann unterfordert. Sie brauchen dann Einzelbetreuung. Man darf nicht vergessen, dass man sechs bis acht Welpen zuhause hat. Wenn sie da sind, sieht das Wohnzimmer nicht mehr wie ein Wohnzimmer aus. Da ist alles raus, von der Couch bis zum Tisch, inklusive neu verlegtem Fußboden.

Wohin sind die Welpen denn umgezogen?
Neben Schweden z.B. nach Hamburg, Bremen, Chemnitz, München, Hannover und in die Nähe von Berlin. Zwei sind in Dresden geblieben. Wir haben zu allen noch Kontakt, ihre Besitzer schicken Bilder, rufen an oder melden sich bei Fragen. Die Bindung zur Rasse ist sehr tief und auch wir wünschen uns diese enge Bindung zwischen Züchter und Besitzer. Es ist eben auch eine Freude, „seine Babys“ aufwachsen zu sehen.

Fotos: © Christian Schleicher, Nele Janssens

Ihre Zuchtstätte heißt offiziell ,,Continental Bulldogs vom Taschenberg“. Das heißt, alle Welpen bekommen diesen Namen, der dann auch im Zucht­register eingetragen wird?
Genau. Das läuft über den internationalen Dachverband FCI, wo man einen sogenannten Zwingerschutz be­an­tragen muss. Damit ist einfach der Name gemeint, der damit dann auch international geschützt ist. Es gibt weltweit keine weitere offizielle Zuchtstätte, die „vom Taschenberg“ heißt.

Wie ist der Name entstanden? Soll damit bewusst die Be­ziehung zu Dresden zum Ausdruck gebracht werden?
Ich habe den Namen noch vor dem ersten Wurf beantragt. Ich hatte einige Namensvorschläge eingereicht. Unter anderem war „vom Taschenberg“ mit dabei, weil ich gerne einen deutschen Namen und einen Bezug zu Dresden wollte. Mittlerweile ist der Name eine kleine Eigenmarke geworden. Inzwischen gibt es 13 Welpen aus zwei Würfen.

Wie geht es jetzt weiter?
Wir wollen mit unserer 15 Monate alten Bacardi aus dem B-Wurf den gleichen Weg gehen wie mit ihrer Mutter Saigon, die jetzt bei uns ihren Ruhestand genießen darf. Das heißt Gesundheitsauswertungen, Ausstellungen etc.! Wenn Bacardi alles besteht und gesund bleibt, soll Anfang 2025 der dritte Taschen­berg-Wurf das Licht der Welt erblicken.
www.contis-vom-taschenberg.de

Redaktion: Ute Nitzsche

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