Brasilien – Tanz der Sinne

© Sabine Dittrich
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Brasilien ­– ein Land, das alle Sinne beflügelt und mit farbenfroher Vielfalt und heißen Samba-Rhythmen verführt. Warmer Sommer­regen, atemberaubende Natur, himmelblaues Meer und exotische Früchte erinnern an den Traum vom Paradies. Vor allem jedoch ist das Land bekannt für seine einzigartige Lebensart. Voller Leidenschaft und Lebensfreude fasziniert die brasilianische Kultur Men­schen auf der ganzen Welt. Lassen wir uns von ihrer Energie und Sinnlich­keit inspirieren…

Brasilianische Musik
Die brasilianische Lebensart ist ein wahres Fest für die Sinne! Sie lädt uns ein, das Leben zu genießen und Freude zu teilen. Ein wesentlicher Bestandteil der brasilianischen Lebensart ist zweifellos ihre Mu­sik. Die brasilianische Kultur ist geprägt von einer lebendigen und leidenschaftlichen Musik­szene, insbesondere Samba, Bossa Nova und Forró. Der Samba, eine Mischung aus afrikanischen Rhythmen und brasilianischer Melodie, ist der Herz­schlag des Landes. Wo immer man sich in Brasilien befindet, ist die Musik allgegenwärtig. Von den Straßen von Rio de Janeiro bis zu den kleinsten Dörfern im Amazonasgebiet kann man den Klang von Trommeln und den schwungvollen Tanz der Menschen erleben. Musik ist Ausdruck von Freude, Leidenschaft und der Bereitschaft, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Zu den einflussreichsten brasilianischen Musikern gehören Caetano Veloso, Gilberto Gil, Jorge Ben Jor oder João Gilberto, der neben Antônio Carlos Jobim als Er­finder des Bossa Nova gilt und mit der Zärtlichkeit eines Poeten die Liebe zu seinem Land beschreibt. Am berühmtesten jedoch ist Gilberto Gil, der traditionelle brasilianische Klänge mit westlichen Einflüssen verband und damit die Grenzen der brasilianischen Musik sprengte. Auch sein politisches Engage­ment als Kultur­minister von 2003 bis 2008 in der Regierung des auch heute wieder amtierenden Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva war legendär. Während seiner Amtszeit förderte er etliche Projekte und setzte sich für die kulturelle Vielfalt Brasiliens ein. Gilberto Gil wird international als einer der bedeutendsten brasilianischen Musiker anerkannt.

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Brasilianische Sehnsucht
Die brasilianische Lebensart spiegelt sich auch in der traditionellen Küche wider. Das Land ist berühmt für seine exotischen Früchte, köst­lichen Meeresfrüchte und natürlich das be­rühmte Churrasco, das brasilianische Barbe­cue. Essen ist in Brasilien mehr als nur eine Mahlzeit. Es ist ein geselliges Ereig­nis, bei dem alle zusammenkommen, um ge­mein­sam zu genießen. Die Freude am Essen und die Liebe zu guten Gesprächen machen die brasilianische Tafel zu einem Ort der Begegnung und des Genusses. Ein weiterer Aspekt der brasilianischen Lebensart ist die Lebens­freude und die Gelassenheit, die die Menschen verkörpern. Der Begriff ,,Saudade” ist tief in der brasilianischen Kultur verwurzelt und beschreibt ein Gefühl von Sehnsucht und Melancholie, das gleichzeitig mit Freude und Hoffnung einhergeht. Es bedeutet, das Beste aus dem Leben zu machen, auch in schwierigen Zeiten. Es werden Feste (auch im strömenden Regen!) gefeiert, als ob es kein Morgen gäbe. Neben Musik, Essen und Lebens­freude ist auch der brasilianische Karneval ein Sym­bol für die brasilianische Lebensart. In Rio de Janeiro, São Paulo und vielen anderen Städten verwandelt sich das Land jedes Jahr in eine einzige Party. Menschen aller Alters­grup­pen und sozialen Schichten kommen zu­sammen, um in farbenfrohen Kostü­men zu tanzen und zu singen. Der Kar­ne­val ist ein Ausdruck von Krea­tivität, Energie und kultureller Viel­falt. Er zeigt die Offenheit der Brasilia­nerinnen und Brasilianer für unter­schied­liche Tradi­tionen und feiert die Einheit in der Vielfalt.

Land und Leute
Das mit Abstand größte Land Südamerikas und fünftgrößte Land der Welt erstreckt sich über eine Fläche von etwa 8,5 Millionen Qua­drat­kilometern und zählt mehr als 200 Millio­nen Menschen. Die brasilianische Bevöl­kerung ist äußerst vielfältig und setzt sich aus einer Mischung verschiedener Ethnien und Kulturen zusammen. Die meis­ten Brasi­lia­ner haben europäische, afrikanische oder indigene Wurzeln. Diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich auch in der Sprache, der Musik, der Küche und den Tradi­tionen des Landes wider. Offizielle Amts­sprache in Brasilien ist Portugiesisch, das von der überwiegenden Mehrheit der Bevöl­ke­rung gesprochen wird. Trotz seiner beeindruckenden natürlichen Ressourcen und kulturellen Viel­falt steht Brasilien auch vor Herausforderungen wie sozialer Un­gleich­heit, Krimina­lität und Umweltproblemen. Um die Menta­lität der Brasilianer zu begreifen, muss man bis in die Kolonial­zeit zurückgehen. Das düstere Erbe der Vergangenheit wirkt sich bis heute auf alle Bevölkerungsschichten aus und schürt große Unsicherheiten im Umgang miteinander. Vor allem die Urein­wohner Brasiliens, die indigenen Völker, leiden. Sie leben meist am Rande der Gesell­schaft und manche sogar komplett davon isoliert. Mehr als 300 indigene Sprachen durften jahrhundertelang unter portugiesischer Herrschaft bei Todes­strafe nicht gesprochen werden. Auch heute, 500 Jahre nach Kolonia­lsie­­rung, müssen die Indigenen um ihre Rechte kämpfen. Es gibt verschiedene Organi­sa­­tionen, die sich für den Schutz der indigenen Völker einsetzen und sich teilweise selbst damit in Lebens­gefahr begeben. (www.survivalinternational.de)

Der Jaraguá State Park beherbergt auf 492 Hektar die letzten Überreste des Atlantischen Regenwaldes in der Metropolregion São Paulo. / © Sabine Dittrich

Naturparadies auf Erden
Brasilien ist für seine atemberaubende Natur bekannt. Die Ama­zo­nas-Regen­wäl­der zählen mit ihrer überwältigenden Arten­vielfalt mit mehr als 40.000 Pflanzen­arten und mehreren tausend Vogel- und Fisch­arten zu den beeindruckendsten Natur­­gebie­ten der Welt. Die Wasserfälle von Iguaçu, die Sand­dünen von Lençóis Maranhenses, die Pantanal-Feuchtgebiete und die herrlichen Strände von Rio de Janeiro sind nur einige der vielen Natur­schätze Brasiliens. Das Land beherbergt den größten Regenwald der Welt, den Amazonas-Regenwald, der eine unglaubliche Arten­vielfalt und ökologische Bedeutung aufweist. Brasilien hat auch eine große Anzahl von National­parks und Naturreser­vaten, die dem Schutz der Umwelt dienen. Auf zahlreichen Wander­wegen kann man Wasser­fälle entdecken und die reiche Flora und Fauna des Atlantischen Regen­waldes erkunden.

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Brasiliens Küste
Brasilien besitzt eine ausgedehnte Küsten­linie über 7000 Kilo­meter. Sie erstreckt sich entlang des Atlantischen Ozeans und grenzt an nahezu alle brasilianischen Bundes­staaten. Die brasilianische Küste zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus, mit langen Sand­stränden, Korallenriffen, Mangroven­wäldern, Lagunen und felsigen Küstenab­schnitten. Eini­ge der bekanntesten Küsten­regio­nen Brasiliens ist zum Beispiel die Küste von Rio de Janeiro. Berühmt für ihre atemberaubenden Strände wie Copacabana und Ipanema sowie für die ikonische Felsformation des Zucker­huts. Costa Verde er­streckt sich zwischen Rio de Janeiro und São Paulo und ist bekannt für ihre üppige tropische Vegetation und die schöne Bucht von Ilha Grande. Im Norden Brasiliens trifft der Amazo­nas auf den Atlantischen Ozean und bildet eine einzigartige Küstenlandschaft mit Mangro­ven­­wäldern und einer reichen Tierwelt. Die Küste der südlichen Bundes­staaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul beeindruckt mit ihrer rauen Schön­heit, den felsigen Küsten­abschnitten, steilen Klippen und einigen der besten Surf­spots Brasiliens. Jede Region hat ihre eigenen Besonder­heiten und zieht Tou­ris­ten aus der gan­zen Welt an, sei es zum Sonnenbaden, Surfen, Tauchen oder zur Erkundung der natürlichen Schönheit der Umgebung.

São Sebastião ist eine Stadt und ein Bezirk (município) im Bundesstaat São Paulo in Brasilien an der Atlantikküste gelegen. / © Sabine Dittrich

Surfer-Citys Ubatuba und São Sebastião
Ubatuba und São Sebastião sind Städte an der brasilianischen Küste im Bundes­staat São Paulo. Sie sind für ihre wunderschönen Strände bekannt und beliebte Reiseziele für Surfer und Natur­liebhaber. Aus São Sebastião stammt übrigens die Surfer­legende Gabriel Medina, der erste Brasilianer, der den World Surf League-Titel gewann. Ubatuba ist die Heimat des jetzigen Surf­weltmeisters Filipe Toledo. Beide Städte gelten als Mekka für Surfer. In Ubatuba gibt es über hundert Strände, von denen die meisten von üppigem Atlanti­schen Regenwald umgeben sind. Die Strände sind mal idyllisch-malerisch in einer Bucht gelegen, dann wieder kilometerlang mit Touris­ten aus der ganzen Welt überfüllt. Einer der be­liebtes­ten Strände in Ubatuba ist der Praia Grande mit seinen langen Sand­streifen und dem klaren Wasser. Außerhalb des Stadt­zen­trums findet sich am Praia do Félix vollkommen unberührte Natur, die sich ideal zum Schnorcheln und Tauchen eignet. Zahlreiche Wander­wege führen durch dichte Natur­schutz­gebiete und zu imposanten Wasserfällen, in denen man baden kann. In Ubatuba wurde übrigens der erste Friedens­vertrag zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Euro­päern unterzeichnet, der allerdings gleich im An­schluss brutal von den Portugiesen gebrochen wurde.

Historisches Zentrum von Paraty / © Ekaterina Belova – stock.adobe.com

Kulturerbe Paraty
Paraty präsentiert sich als unglaublich charmante Küstenstadt im Bundes­staat Rio de Janeiro in Brasilien. Sie war im 18. Jahr­hundert eine wichtige Hafenstadt für den Goldtransport der Portugiesen. Paraty liegt etwa 258 Kilometer westlich von Rio de Janeiro und ist für ihr gut erhaltenes koloniales Erbe, das sich in der Architektur widerspiegelt, bekannt. Paraty liegt zwischen dem Atlantischen Regenwald und einer traumhaften Küsten­land­schaft. Die Stadt wurde im 17. Jahr­hun­dert ge­grün­det und be­wahrt bis heute ihre historische Archi­tektur – mit kopfsteingepflasterten Stra­ßen, die bei Flut auf natürliche Weise gereinigt werden, bunten Kolonialhäusern und historischen Denk­mälern. Das Zen­trum von Paraty wurde zum UNESCO-Weltkultur­erbe er­klärt und ist beliebtes Ziel für Tou­risten. Es ist ein malerischer Ort zum Er­kun­den, man kann durch die engen Gassen schlendern und in eine der vielen kleinen Kunst­gale­rien, Geschäfte, Restau­rants und Cafés einkehren. Die Um­gebung bietet zahlreiche Möglich­keiten für Outdoor-Aktivi­täten, wie Wande­run­gen durch den Atlanti­schen Regen­wald, Kajak fahren, Stand-Up-Paddeln und vieles mehr. Die Nähe zu zahlreichen Inseln, Buchten und Stränden bietet sich an, um Boots­touren entlang der Küste zu machen, einsame Strände zu besuchen, Schnor­cheln oder Tauchen zu gehen. Paraty ist auch für die Pro­duk­tion von Cachaça, dem traditionellen brasilianischen Zucker­rohr­schnaps, be­kannt. Es ist empfehlenswert, eine der lokalen Brenne­reien zu besichtigen, um die Her­stel­lung von Cachaça kennenzulernen und natürlich vor Ort zu verkosten.

Karneval in Paraty / © Sabine Dittrich

Karneval in Paraty
Paraty genießt vor allem für seine lebendige Kultur und Festivals großes Ansehen, wie beipielsweise das Paraty Jazz Festival oder das Paraty Inter­national Literary Festival ­– ein jährliches Literatur­festival, bei dem renommierte brasilianische und internationale Autoren teilnehmen. Größte Attraktion jedoch ist der Karneval in Paraty, ein aufregendes und farbenfrohes Fest, das jedes Jahr Tausende von Menschen anzieht. Obwohl der Karneval in Paraty nicht so bekannt ist wie der in Rio de Janeiro oder Salvador, hat er dennoch sein ganz eigenes Flair mit seinem traditionellen Charakter und dem Fokus auf lokale Kultur. Es gibt Straßen­umzüge mit verschiedenen Blocos – Gruppen von Menschen, die in farbenfrohen Kostümen durch die Straßen ziehen und zu unterschiedlichen Samba-Rhythmen tanzen. Diese Umzüge sind eine Mischung aus traditionellen und modernen brasilianischen Musikstilen. Während des Karnevals gibt es in Paraty zahlreiche Konzerte und Live-Musik­­aufführungen. Künstler und Bands treten auf Bühnen im Stadtzentrum oder in den Straßen auf, um die Menge mit ihrer Musik zu begeis­tern. Mas­ken­bälle sind ein weiterer Höhepunkt des Karnevals in Paraty mit aufwendigen Kostümen und Masken in fest­­licher Atmos­phäre. Diese Bälle sind eine großartige Mög­lich­keit, die traditionelle Kultur des Karne­vals kennenzulernen und das Leben ausgelassen wie ein waschechter Brasilianer zu feiern ­­– mit ganz viel Liebe und Freiheit im Herzen!

Redaktion: Sabine Dittrich

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