Geschichte und Zukunft Hand in Hand

Foto: © EL PALACE BARCELONA 5*GL
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Wie der Vater, so der Sohn: Friedrich Graf von Schönburg leitet als jüngster Luxus Hotel General Direktor die legendäre Nobelherberge „El Palace Barcelona”. Das Talent dafür hat er zweifellos von seinem Vater Rudolf Graf von Schönburg, der bereits in den 1950er Jahren wesentlich am Aufstieg Marbellas zum beliebten Urlaubsziel der Reichen und Schönen mitwirkte.

Bereits als kleiner Junge schaute Friedrich Graf von Schönburg seinem Vater über die Schulter. Denn Rudolf Graf von Schönburg hauchte in den 50er Jahren zusammen mit Besitzer Alfonso Prinz von Hohenlohe dem berühmten Marbella Club Seele ein. Wie auch sein Vater studierte Friedrich das Hotelfach auf der Ecole Hôtelière in Lausanne am Genfer See.

Alfonso Prinz von Hohenlohe besaß damals Grund und Boden im Fischerdorf Marbella an der Costa del Sol, dort wo gut 500 Jahre zuvor die spanische Königin Isabella La Catolica auf halben Weg von Malaga nach Gibraltar entzückt über die Schönheit der Landschaft am blauen Mittelmeer ausrief: „Que Mar tan bella” („Was für ein schönes Meer”). Von da an wurde der paradiesische Landstrich Marbella genannt. Hier nun träumte Alfonso Hohenlohe davon, ein Tropenresort für die Schö­nen und Reichen dieser Welt zu errichten. Als am 17. Sep­tember 1955 der Prinz die 15-jährige Prinzessin Ira von Fürs­ten­berg in Ve­ne­dig mit allem Pomp heiratete, erschien das ungewöhnliche Glamourpaar auf allen Titelseiten der bekanntesten Magazine rund um den Globus. Dank dieser kostenlosen Werbung kletterte der Marbella Club von einem Tag auf den anderen auf die Topliste der Hotels, wo man sich zeigen musste. Aus Mexiko ließ dann Alfonso alle Sorten tropischer Pflanzen einfliegen, um aus seinem Stück Land, wo zuvor nur Olivenbäume wuchsen, ein Tropenparadis zu schaffen.

© Marbella Club

Nun musste der Club in punkto Eleganz und perfekten Service auf Vordermann gebracht werden. Überzeugt von Rudolf Schönburgs Fähigkeiten übertrug Alfonso ihm 1956 das Amt des Assistent Manager. Beide waren verwandt durch ihre Großmütter. Und Rudolf brachte Jugend und Drang, eine neue Hotelära für verwöhnte Gäste zu schaffen, in seinem Aus­bildungsgepäck mit. Gunter Sachs mit Brigitte Bardot, Fürst Rainier von Monaco mit Prinzessin Grace sowie Audrey Hep­burn und Ehemann Mel Ferrer waren nur wenige der berühmten Gäste bei Alfonso und Rudolf. Rudolf von Schönburg trug einen großen Teil zum Erfolg bei und gilt heute an der Costa del Sol als graue Eminenz. Nach ihm wurde eine Straße benannt. Die Einheimischen nennen ihn liebevoll »Conde Rudi«. Mit dieser außergewöhnlichen Erfolgsstory wuchs Sohn Friedrich auf.

Lord Michael Anders-Cavendish mit Graf Friedrich von Schönburg in der Hotelhalle des El Palace Barcelona / © privat

Top Magazin traf den smarten heute 37-jährigen Hotel­direktor in der Luxusherberge El Palace in Barcelona zu einem persönlichen Gespräch.

Sie wuchsen mitten in einer internationalen Glitzerwelt auf. Wir würden gerne wissen, wo Sie geboren wurden und welcher Nationalität Sie angehören?
Friedrich von Schönburg: Ich wurde in Malaga einige Kilo­meter nördlich von Marbella geboren und besitze die deutsche Staatsangehörigkeit.

Sie blicken väterlicherseits auf einen beachtlichen Stammbaum zurück, selbst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gehört zum engsten Kreis Ihrer Familie. Wie sieht es mütterlicherseits aus?
Meine Mutter ist Prinzessin Marie Louise von Preussen. Sie ist mit der Königin Dona Sofia von Spanien verwand. Die Königin ist auch die Patentante meiner vier Jahre älteren Schwester.

v.l. Lord Michael Anders-Cavendish, Prinzessin Marie Louise von Preussen, Graf Rudolf von Schönburg mit Benefizmaskottchen Teddy Blogui im Marbella Club / © privat

Auf Grund Ihrer rein deutschen Familie wurden Sie sicher in Deutschland erzogen.
Nein. Ich ging in Spanien zur Schule. Der Marbella Club war mein Zuhause. Fiel das Fräulein in der Telefonzentrale aus, sprang meine Mutter ein. Ansonsten kümmerte sie sich aufopfernd um die Aidskranken an der Costa del Sol. Ich war dagegen eng mit dem Club verbunden.

Also weckte der Club Ihr Interesse für die zukünftige Karriere.
So gesehen ja. Nach meiner Aus­bildung auf der Hotelfachschule hegte ich allerdings Zweifel. Ich liebäugelte mit dem Werbefach. Meine Schwester arbeitete erfolgreich in dieser Branche. Einige Zeit versuchte auch ich es, stellte aber schon bald fest, dass der Job nicht der Meinige ist.

Das Hotel El Palace Barcelona befindet sich seit über 100 Jahren im Zentrum von Barcelona und gilt als eine Ikone der Stadt. / © EL PALACE BARCELONA 5*GL

Wo und in welchen Hotels begann Ihre Laufbahn?
Mein Praktikum absolvierte ich in Paris im Hotel Bristol. Danach zog ich nach London, wo ich in den Luxushotels Claridge, Connaught, Savoy und Rosewood arbeitete. 2019 erhielt ich das Angebot für den General Manager Posten im El Palace, dem ehemaligen Ritz Hotel, in Barcelona.

Der Rooftop Garden auf dem Dach des El Palace Barcelona-Hotels. Die 1.500 Quadrat­meter große Terrasse vermittelt mit mehr als fünfzig Pflanzenarten, Springbrunnen, Pergolen und einem Swimmingpool – inspiriert vom Barcelona der 1920er Jahre und seinen herrlichen Gärten – eine romantische Atmosphäre. / © EL PALACE BARCELONA 5*GL

Als das Hotel den Besitzer wechselte, vergaß man im neuen Vertrag die Klausel, dass der ursprüngliche Name beibehalten werden darf. Diesen Paragraphen dann später hinzuzufügen hätte Unsummen gekostet. Somit änderte der Besitzer den Namen in El Palace, behielt jedoch alle Ritz-Erinnerungen unangetastet bei.
Als ich 2019 meinen Posten im 103 Jahre alten Hotel übernahm, konnte ich nicht ahnen, dass schon bald die Aufstände der Catalanen, die sich von Spanien trennen wollten, die Ho­tel­belegung lahm legten. Gleich darauf überrollte uns die Covid-Krise. Stellen Sie sich vor, im April 2021 waren wir nur noch zu 10 Prozent besetzt. Heute sind wir wieder ausgebucht.

Was haben Sie im Hotel geändert?
Wie gesagt, ich habe die vom Ritz mitgebrachte Schönheit nicht verändert, sondern nur entstaubt. Die Palmenkristallleuchter, die römischen Mosaik-Bäder oder die ehemaligen Kamine wurden beibehalten. Die Dach­ter­rasse ist im Sommer ein Treffpunkt für Gäste und Einheim­i­sche. Filme werden gezeigt, Brunche sowie Sommer­feste zelebriert. An den Wochenenden gibt es Live Musik in der majestätischen Halle zwischen den hohen Marmorsäulen, sowie in der gemütlich eleganten Blues Man Bar im Un­tergeschoss. Da mich jeden Morgen auf meinem Rundgang durchs Hotel Lulu, meine eineinhalb Jahre alte Dackelhündin begleitet, werden heute Hunde im Hotel verwöhnt.

Noch eine ganz private Frage. Sind Sie verheiratet?
Friedrich von Schönburg: Nein, lebe aber seit 12 Jahren glücklich mit meiner Freundin Amanda Lange zusammen.

Blick in den Frühstücks-Garden El Jardín / © EL PALACE BARCELONA 5*GL

Ihr Vater blieb sein ganzes Leben dem Marbella Club treu. Was meinen Sie dazu?
Damals waren die Zeiten anders. Das Leben war weniger hektisch. Die Gäste blieben länger. Da­ge­gen ändert sich heute alles rasant. Ich habe das El Palace aus der Krisenzeit auf Vordermann gebracht. Warum soll ich mich eines Tages nicht in einem neuen Umfeld beweisen. Schließlich bin ich noch jung und ein Wechsel im Leben gibt neue Kraft.

Wir unterstützen mit unserem Magazin die Stiftung „HOPE Cape Town”. Wären Sie bereit, uns für die nächste Spen­den­gala ein Los zu stiften?
Sehr gerne. Kinder in Not liegen mir besonders am Herzen. Schließlich sind sie unsere Zukunft.


Text und Interview: Michel Anders-Cavendish

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