Hofkunst für die Sächsische Schweiz

Heinrich Göding d. Ä., Lohmener Altar, 1575, Geburt Christi – Kreuzigung – Auferstehung Christi, Tempera und Öl auf Holz, Lohmen, Ev.-Luth. Philippuskirchgemeinde, © Ev.-Luth. Philippuskirchgemeinde Lohmen, Foto: Volker Dietzel
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Der Lohmener Altar von Heinrich Göding d.Ä. im Studiolo des Dresdner Residenzschlosses

Erstmalig seit 1575 hat der Lohmener Altar des Dresdner Hof­malers Heinrich Göding d. Ä. die Sächsische Schweiz verlassen, um in einer Sonderausstellung im Studiolo des Dresd­ner Residenzschlosses präsentiert zu werden. Anlass ist die abgeschlossene Restaurierung des bedeutenden Renais­san­ce-Kunstwerkes, welche neue Erkenntnisse zu seiner Entste­hung und Geschichte gebracht hat.

Heinrich Göding d.Ä. (1531–1606) war am Dresdner Hof des späten 16. Jahr­hun­­derts der meistbeschäftigte Maler. Zustän­dig für die Dekoration der kurfürstlichen Schlösser, gehen auf ihn z.B. die Ausmalungen des Jagdschlosses Augustusburg und des Langen Ganges im Dresdner Residenzschloss zurück.
1575 schuf er einen Flügelaltar für die Kirche von Lohmen im Elbsandsteingebirge. Das Mittelbild gibt eine Kreuzigungs­szene vor der Kulisse einer Renaissancestadt wieder.

Obwohl das Blau der Schrift­tafeln und Gewän­der über die Jahrhunderte verblasste und Ver­gol­dun­gen verloren gingen, beeindruckt Gödings Werk bis heute durch seine malerische Qualität. Prächtige Rüstungen und Gewänder sind detailreich ausgeführt, das biblische Ge­schehen ist ins Ent­ste­hungsjahr 1575 verlegt, als Kaiser Maxi­milian II. Dres­den besuchte. Der kaiserliche Doppel­adler er­scheint mehrfach und die Zeugen des Kreuzestodes Christi tragen die Züge hochrangiger Zeitgenossen. Unter den Dar­gestellten ist auch der kurfürstliche Kammer­sek­retär Johann Jenitz (um 1525–1589), der zu den engs­ten Beratern des Kur­fürs­ten August von Sachsen gehörte. Als Jenitz 1575 den Auftrag für den Altaraufsatz der ihm unterstehenden Lohmener Schloss- und Dorfkirche vergab, kam dafür nur der führende Dresdner Hofmaler Heinrich Göding infrage.
Mit dem Neubau einer größeren Kirche verlor Gödings Altaraufsatz 1789 Platz und seine Funktion. Zeitweilig stark dem Licht ausgesetzt, litt das Kunstwerk, wurde jedoch nie übermalt und blieb in erstaunlich originalem Zustand erhalten.

2021 wurde der Altar auf Initiative der Kirchgemeinde Loh­men in Dresden restauriert. Bevor er wieder in die Sächsische Schweiz zurückkehrt, besteht nun die Möglichkeit, die Malerei Gödings in Ergänzung mit weiteren Werken aus dem Kupfer­stich-Kabinett in unmittelbarer Nähe des von ihm ausgemalten Langen Ganges zu entdecken. Zudem wird Johann Jenitz vorgestellt, von dem in der Rüstkammer ein kostbares Rapier erhalten blieb.

Wohl Ulrich Jahn, Rapier mit der Gold­tau­schie­rung „IOIENITIZ“, Dresden, um 1570-1580,
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüst­kammer, © SKD, Foto: Jürgel Lösel


vom 16. März bis 10. Juni 2022
Im Residenzschloss Dresden, Taschenberg 2, 01067 Dresden
Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr, Dienstag geschlossen

Redaktion: Jörg Fehlisch

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