„Sorgen wir alle gemeinsam dafür, dass die Städte ihr Gesicht nicht verlieren.“

Foto: Handelsverband Sachsen e. V.
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Der Einzelhandel sieht sich aufgrund von Corona mit einer historischen Herausforderung konfrontiert. Welche Wege müssen nun gegangen werden, um negative Nachwirkungen zu vermeiden? Wie müssen die politischen Akteure nun helfen? Top Magazin Dresden/Ostsachsen fragt nach bei David Tobias, dem Geschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen/Region Ostsachsen.

Nicht nur in Sachsen mussten die Läden im Lockdown schließen. Was bedeutet diese historische Herausforde­rung für den Handel?
David Tobias: Das Schließungsszena­rio, auf das sich niemand vorbereiten konnte, belastet nach wie vor viele Unter­nehmen. Es wird nun darum gehen, zügig wieder unbeschwertes Shoppen auf Kundenseite und finanzielle Stabilität auf Unternehmens­seite zu erreichen. Insbesondere die Liquidität ist oft angespannt. Es gab und gibt für die Unternehmerinnen und Unter­nehmer viel zu tun, um die Zukunfts- und Existenzfähigkeit ihrer Geschäfte zu sichern.

Welche Branchen sind besonders betroffen? Gibt es auch Branchen, die profitieren?
Auf den ersten Blick legten die Lebensmittelunternehmen im Umsatz zwar zu, hatten über viele Wochen indes auch mit enormen Belastungen und Auflagen zu kämpfen. Betroffen sind insgesamt die Non-Food-Sortimente, die nur langsam zum Normalniveau zurückkehren. Entscheidend wird sein, wie sich die Frequenzen in der kommenden Zeit entwickeln. Eine Um­frage des Handelsverbandes zeigt, dass die Mehrzahl der Unternehmen hierbei noch zurückhaltend in ihrer Zukunfts­prognose ist.

Kommen auf den Einzelhandel, der ohnehin schon vom Online-Handel bedroht wird, nun noch schwerere Zeiten zu?
Kräftezehrende, unsichere Wochen liegen hinter uns. Es wäre naiv zu glauben, dass sich die Zeiten mit Öffnung der Geschäfte schnell ändern. Die Frage nach der Existenz- und Zukunftsfähigkeit unserer Geschäfte und den Innenstädten wird uns beschäftigen. Der Handelsverband wird dabei auf Bundes- wie auf Landesebene eine zentrale Rolle spielen. Der Handelsverband als wichtigste Stimme des Handels wird akzeptiert. Übrigens: Noch vor der Schließungsanordnung hat der Handelsverband Sachsen zu seinem 30-jährigen Jubiläum die Initiative „Der Handel. Das Gesicht Deiner Stadt.“ gestartet. Sorgen wir alle gemeinsam dafür, dass die Städte ihr Gesicht nicht verlieren. Eine Bot­schaft, die jetzt wichtiger denn je ist und für die der Handelsverband Sachsen mit aller Kraft kämpft.

Wie kann der Handelsverband den Betroffenen helfen?
In den zurückliegenden Wochen haben wir uns als Verband nicht nur für die Belange unserer Mitglieder eingesetzt, sondern die Interessen der gesamten Einzelhan­delsbranche vertreten. Wir haben uns unermüdlich für die Anliegen der Händlerschaft auf allen politischen Ebenen stark gemacht und bei allem Gegenwind immer wieder die Stim­me für den Handel erhoben. Gleich­zeitig haben wir fast rund um die Uhr Fra­gen von Unternehmen beantwortet und die aufgezeigten Probleme gebündelt an die politischen Entschei­dungs­träger gerichtet. Dabei sind wir noch lange nicht am Ziel. Unserer Auffassung nach muss der politische Druck weiter hochgehalten und den Forderungen konsequent mit einer starken Stimme Nachdruck verliehen werden. Zugute kommt uns jetzt unsere hohe Rechtsberatungskompetenz, und die Unterstützung durch unsere Juristin für Arbeitsrecht wird sehr von den Mitgliedern geschätzt.

Die Digitalisierung erfolgte für viele Händler nicht sukzessive, sondern schlagartig. Worin bestehen dabei Chancen, worin Risiken?
Die Chancen sehen wir in der breiter angelegten Kundenkommunikation und Produktpräsentation. Damit lassen sich nicht nur zusätzliche Absatzkanäle erschließen, sondern auch stationäre Umsätze vorbereiten. Risikobehaftet sind die rechtlichen Hürden, denen die Unternehmen gegenüberstehen und die im Zweifelsfall teuer werden können. Deshalb begleiten wir die Unternehmen mit unserer Verbandsjuristin für E-Commerce- und Online-Recht.

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