Zürich – Die Stadt am See

Blick über Zürichsee, Foto: Steven Kohl Photography
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Zürich ist reich. Reich an Geschichte und geschichtsträchtigen Bauten, Kunst und Kultur. Die besondere Lage zwischen Bergen und See macht die Bankenmetropole zu einer der lebenswertesten Städten der Welt.

Am Horizont erahnt man die weißen Gipfel der Alpen. Ruhig fließt die Limmat unter den Brücken der Stadt hindurch, hinunter zum Zürichsee. In Zürich, zwischen Bergen und Wasser, verdichtet sich europäische Geschichte und Kultur wie kaum anderswo. Die beschauliche Postkartenkulisse lässt wenig vermuten, welche weltbewegenden Ideen in diesen schmalen Gassen entstanden. Während Europa im letzten Jahrhundert von turbulenten Zeiten geplagt war, bot Zürich vielen Künstlern und Schriftstellern Zuflucht. Heute bescheren sie der Stadt ein reiches kulturelles Erbe.

In Zürich hat man nicht nur den berühmten Seeblick, auch der Blick vom See auf die Altstadt ist bezaubernd. Davon sollte man sich bei einer Schiffrundfahrt überzeugen lassen. Ein Kirchturm fällt dabei besonders ins Auge. Der Grossmünster ist das Wahrzeichen der Stadt und verschaffte ihr schon im 16. Jahrhundert überregionale Bedeutung. Von außen erkennt man die Kirche leicht an ihrer mächtigen Doppelturmfassade. Das Innere der Kirche ist karg gehalten, denn 1519 begann hier die Schweizer Reformation. Huldrych Zwingli predigte eine Kirche des Wortes und verbannte allen Schmuck. Den Südturm des Grossmünsters, den Karlsturm, kann man besichtigen und aus 50 Meter Höhe auch die nahen Glarner Alpen erkennen.

Eine andere Perspektive auf die pittoreske Altstadt, zum Hausberg Uetli und ins Limmattal hat man von der Poly-Terrasse vor der Eidgenössischen Technischen Hochschule, der früheren Polytechnischen Hochschule. Am einfachsten erreicht man sie mit dem „Polybähnli“, einer Standseilbahn von 1889. Die Bahn fährt alle drei Minuten vom Central-Platz und hat neben kunsthistorischem auch nostalgischen Wert.

Schließlich war sie schon in Betrieb als Albert Einstein noch Student am Polytechnikum war. Später lehrte er hier als Professor für theoretische Physik bis er 1914 nach Berlin zog. Weniger akademischen Gedanken widmete sich Einstein vermutlich im Grand Café, zwischen Fraumünsterstraße und Stadthausquai gelegen. Im heutigen Restaurant Metropol schwänzte er mit Vorliebe seine Vorlesungen, heißt es.

Überhaupt lässt es sich in Zürich hervorragend bei einer Tasse Kaffee auf den Spuren der Geschichte wandeln. Zum Beispiel im Jugendstil-Café Odeon am Limmatquai, indem einst Thomas Mann und Lenin häufig zu Gast waren. Klassisch schweizerisch und gediegen geht es in dem 1924 eröffneten Restaurant Kronenhalle zu. Bei Künstlern ist es seit jeher beliebt: Picasso, Coco Chanel, Andy Warhol, Max Frisch, James Joyce und Friedrich Dürrenmatt gingen hier ein und aus.

Es sind aber nicht allein die Exil-Künstler, die Zürich zu einer bedeutenden Stadt der Kunst machen. Im Jahr 1916, Einstein hatte Zürich gerade verlassen, entstand im Stadtteil „Niederdorf“ eine ganz eigene künstlerische und literarische Bewegung. Der Dadaismus lehnte die konventionelle Kunst und bürgerliche Ideale ab und steht damit auch heute im krassen Gegensatz zum geschäftigen Treiben der Schweizer Banker. Im „Cabaret Voltaire“ in der Spiegelgasse lernten sich die Dadaisten um Hugo Ball und Emmy Hennings kennen. Nur ein paar Häuser weiter wohnte, zur Untermiete bei einem Schuhmacher, zu dieser Zeit auch Wladimir Iljitsch Uljanow. Er arbeitet gerade an seinem Buch „Der Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus“ und ließ wenig später unter dem Namen Lenin von sich hören.

So zuverlässig wie man in der Schweiz seinem Tagwerk nachgeht, verbringt man auch die Nächte. In den letzten Jahren hat sich das vormals verschlafene Zürich zu einer interessanten Party-Stadt entwickelt. Mit über 500 Clubs, Bars und Konzert lokalen findet man hier die meisten Clubs pro Einwohner in ganz Europa. Ein besonderes  Highlight sind die in Sommernächten zu Bars umfunktionierten Badeanstalten in der Limmat, liebevoll „Badi-Bars“ genannt.

Vor einer anderen Kulisse würde sich die Stadt direkt bescheiden ausnehmen, im Vergleich zu den großen Ideen, die hier entstanden. So aber bilden Alpen und See die angemessen beeindruckende Kulisse für die kleine Metropole. Bei einem gemütlichen Spaziergang kann man die ganze Innenstadt in Ruhe erkunden und sich womöglich selbst zu großer Kunst und großen Ideen inspirieren lassen.

Text: Luise Quaritsch

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